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8 Jahre Aargauer Pionieridee Aufwand für Honig- und Wildbienen in Landwirtschaft lohnt sich

Im Kanton Aargau ist das Projekt «Bienenfreundliche Landwirtschaft» nach acht Jahren zu Ende. Die wichtigsten Erkenntnisse.

Darum geht es beim bienenfreundlichen Ressourcen-Projekt: In einem sechsjährigen Pilotprojekt wurden im Aargau Landwirte mit Imkerinnen zusammengebracht. Gemeinsam sollten sie mehr Lebensraum für Honig- und Wildbienen schaffen. Rund 240 Aargauer Landwirtschaftsbetriebe und 250 Imkerinnen und Imker machten mit. 2022 endete das Pilotprojekt; bis 2024 gab es ein Wirkungsmonitoring, nun ist es nach acht Jahren abgeschlossen. Das Ganze kostete sechs Millionen Franken. 80 Prozent davon bezahlte der Bund.

Warum sind Wildbienen für die Natur wichtig?

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Dachziegel über Insektenhotel im Garten.
Legende: Wildbienen auf einem Bio-Obstbauernhof. Die Bienen wohnen hier in einem Insektenhotel. Keystone / Gaetan Bally
  • Wildbienen produzieren zwar keinen Honig, sind aber fleissige und unersetzliche Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen.
  • «Über 600 Arten leben in der Schweiz, doch ihre Bestände nehmen massiv ab», warnt der Bund auf seiner Website.
  • Die Wildbiene müsse gleich gegen mehrere Probleme ankämpfen, hält der Bund fest: «Zu wenig Futter, zu wenige Nistplätze, zu viele Gifte.»
  • In stark gedüngten Wiesen und Monokulturen finden Wildbienen zu wenig Nahrung. Auch mangelt es an Randflächen, offenen Bodenstellen, Hecken, Steinhaufen, wo sich die Bienen einen Nistplatz einrichten können.

Das waren Massnahmen für die Bienen: Wild- und Honigbienen brauchen ein breites Blüh- und Nistangebot. 18 Massnahmen wurden im Aargau getestet. So mähten Landwirte ihre Wiesen zu anderen als den gewohnten Zeiten, damit weniger Bienen starben. Zudem sollten die Bienen weniger Kontakt mit Pflanzenschutzmitteln haben. Zum Teil wurde ganz darauf verzichtet. Auch liessen Landwirtinnen die Blüten länger auf dem Feld stehen. Andere wiederum haben Sandhaufen als Nistplätze aufgeschüttet. «Wir haben auf dem Hof sandigen Boden und einen Sandhaufen eingerichtet. Die Wildbienen werden jedes Jahr mehr. Wir haben Freude», sagt Karin Keller, Betriebsleiterin des Föhrenhofs in Endingen.

Holzmauer mit Schautafel auf Wiese.
Legende: Massnahmen für die Bienen auf dem Föhrenhof im aargauischen Endingen. Das Insektenhotel samt Sandhaufen hilft, Bienenvölker zu erhalten. SRF / Beni Minder

Das hat funktioniert: Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL und Agroscope, das Kompetenzzentrum für Landwirtschaft des Bundes, haben die Wirksamkeit der Massnahmen wissenschaftlich untersucht. Gut haben die Sandhaufen funktioniert. Auch Kleewiesen von Mitte Juni bis Ende Juli halfen den Bienen und Hummeln. Zudem hätten die Landwirte, die am Projekt mitgemacht haben, «ein deutlich stärkeres Bewusstsein für die Bedeutung von Bienen entwickelt», heisst es in der Auswertung.

Biene auf gelber Blume.
Legende: Eine Wildbiene auf einer Blüte. Die Tiere sind für die Natur sehr wichtig, weil sie Wild- und Kulturpflanzen bestäuben. Keystone / dpa / Sebastian Gollinow

Das sind die Kritikpunkte: Die meisten teilnehmenden Landwirte hätten den ökologischen Nutzen des Projekts geschätzt, heisst es im Schlussbericht. Einige gaben aber auch zu bedenken, dass man mit Ertragseinbussen rechnen muss. Dann zum Beispiel, wenn Getreide gesät wird, das weiter auseinander steht. Dazwischen können Blumen wachsen. Der Landwirt allerdings muss mit weniger Ernte rechnen. «Herausforderungen wie wahrgenommener hoher Pflegeaufwand, bürokratische Hürden und unzureichende finanzielle Anreize beeinflussen die Teilnahmebereitschaft negativ», heisst es im Bericht.

Traktor sprüht Feld mit Dünger oder Pestiziden ein.
Legende: Die Wild- und Honigbienen sollen weniger Kontakt mit Pflanzenschutzmitteln (PSM) haben. Das war eines der Ziele des Aargauer Pilotprojekts. Es wird zum Beispiel später am Abend ausgebracht, wenn die Bienen nicht mehr fliegen. Gewisses Getreide wurde ganz ohne PSM angebaut. Keystone / dpa / Patrick Pleul

Nun ist das Projekt nach acht Jahren zu Ende: Auf dem Hof von Karin Keller in Endingen zogen die Zuständigen nun Bilanz. Regierungsrat, landwirtschaftliche Forschungsinstitute, Bundesamt für Landwirtschaft und lokale Imker zeigten sich zufrieden. Träger des Projekts waren der Verband Aargauer Bienenzüchtervereine und der Bauernverband Aargau. Auch sie sprechen von einem Erfolg. Das Projekt habe Imker und Landwirtinnen zusammengebracht, damit sei ein wichtiges Ziel erreicht.

Holzverschlag mit bunten Bienenstocktüren.
Legende: Ein Bienenhaus in Endingen AG. Das Aargauer Ressourcen-Projekt wollte Landwirtinnen und Imker vernetzen. Früher waren Landwirte oft auch noch Imker, heute sei das anders, sagte die Projektleiterin gegenüber SRF. SRF / Beni Minder

So geht es weiter: Die Erkenntnisse aus dem Aargauer Pilotprojekt sollen der ganzen Schweizer Landwirtschaft dienen. Bereits während des Projekts wurden einzelne Massnahmen in Bundesprogramme integriert: Pflanzenschutzmittel werden anders auftragen als bisher, Getreide ohne Pflanzenschutzmittel angebaut oder auch mehrjährige Blühstreifen auf den Feldern realisiert. Im Aargau werden jene Massnahmen, die funktioniert haben, im Biodiversitätsprojekt «Labiola» weitergeführt, zum Beispiel die Kleewiesen und die Sandhaufen.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 17.9.2025, 17:30 Uhr ; 

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