Der Aargau gilt gemäss Bauernverband als einer von fünf wichtigen Agrarkantonen. Seit fast sechs Jahren läuft hier ein Pilotprojekt, das Bauern und Imkerinnen zusammenbringen will, damit die für die Natur so wichtigen Wildbienen wieder mehr Lebensraum erhalten – auch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Bund und Kanton unterstützen das Projekt finanziell.
347 Aargauer Landwirtschaftsbetriebe und über 250 Imkerinnen und Imker haben am Projekt «Bienenfreundliche Landwirtschaft im Aargau» teilgenommen. Und kurz vor Ablauf des Pilotversuchs zeigt sich: Bereits kleine Massnahmen helfen den Wildbienen. Aber es braucht Aufwand, das nötige Wisssen – und möglicherweise einen Ertragsverzicht bei den Bäuerinnen und Bauern.
600 Sandhaufen für Wildbienen
Im Verlauf des Aargauer Projekts mähten Landwirte ihre Wiesen zu anderen als den gewohnten Zeiten, oder sie liessen die Blüten länger auf dem Feld stehen. Andere Landwirte wiederum haben Sandhaufen aufgeschüttet. In diesen können die Wildbienen nisten.
«Die rund 600 Sandhaufen, die Aargauer Bauernfamilien angelegt haben, bringen wirklich etwas», erklärt Ralph Bucher vom Aargauer Bauernverband. Festgestellt haben dies Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Agroscope (Schweizer Forschung für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt) und dem Fibl (Forschungsinstitut für biologischen Landbau), die den Aargauer Versuch begleiten. Während sie im ersten Jahr in einem Sandhaufen neun Nester vorfanden, waren es im zweiten Jahr bereits 17 – die Wildbienen nutzen also den neuen Lebensraum.
Konflikt zwischen Biodiversität und Ertrag?
Die kleineren Massnahmen funktionieren also. Wie sieht es aber aus mit grösseren Eingriffen in die Landwirtschaft? Keine Pestizide mehr, keine Monokulturen? «Wenn man möglichst viele Bienen in einem Getreidefeld möchte, sollte man nichts machen, aber man muss Unkraut in Kauf nehmen», sagt Ralph Bucher vom Aargauer Bauernverband. «Dazu kommt, dass man viel weniger Getreide ernten kann. Das ist ein Zielkonflikt.» Die Konsequenz sei, dass man Getreide importieren müsste, was wiederum aus Sicht der Bauern nicht sinnvoll sei.
Wenn man viele Bienen in einem Feld möchte, sollte man dort nichts machen.
Allerdings gibt es zum Beispiel neue Weizensorten, bei denen die Halme nicht ganz so dicht gedrängt stehen. Dazwischen können Blumen wachsen, die den Wildbienen wichtige Nahrung liefern.
Der Versuch hat gezeigt, dass dies für beide Seiten funktionieren kann. Nur: «Im Gegenzug müsste man diese Art von Landwirtschaft aber entschädigen, weil sie weniger Ertrag abwirft», hält Bucher fest. Es geht schlussendlich ums Geld – die Frage ist, wer die Ertragsausfälle zugunsten von Wildbienen bezahlt.
Die Erkenntnisse aus dem Aargauer Pilotprojekt sollen nicht nur der Projektregion dienen, sondern der ganzen Schweizer Landwirtschaft etwas bringen. Ende Jahr ist der Aargauer Pilotversuch zu Ende. Dann dürften die Diskussionen um die Finanzierung von Massnahmen für die Wildbienen erst richtig losgehen.