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Abfallbilanz Züri Fäscht Ziel verfehlt: Nur ein Fünftel weniger Abfall am Züri Fäscht

  • Am Züri Fäscht 2023 betrug die Abfallmenge immer noch 260 Tonnen. Nach Angaben von Entsorgung und Recycling Zürich sind das nur 20 Prozent weniger als 2019.
  • Damit haben die Organisatoren ihr Ziel nicht erreicht. Sie wollten die Abfallmenge um die Hälfte reduzieren.
  • Insgesamt wurden 55 Tonnen Wertstoffe wie Glas, PET oder Alu gesammelt. Das ist fünfmal mehr als noch 2019.
  • In einer ersten Stellungnahme zeigen sich die Organisatoren des Züri Fäscht aber zufrieden mit dem Ergebnis.

Beim diesjährigen Züri Fäscht sollte abfalltechnisch alles besser, sprich nachhaltiger werden: Für PET-Flaschen und Aludosen wurde neu ein Depot-System eingeführt. Festbesucherinnen und -besucher erhielten bei jeder Bestellung einen Jeton dazu. Bei Rückgabe des Behälters gab es zwei Franken zurück.

Von Entsorgung und Recycling Zürich waren 350 Mitarbeitende im Einsatz, ausserdem halfen 400 Freiwillige, sogenannte Recycling-Heroes, den Abfall einzusammeln und korrekt zu entsorgen. Tatsächlich konnten dadurch fünfmal mehr Wertstoffe rezykliert werden als noch 2019, nämlich 55 Tonnen.

Dennoch liessen die über 2 Millionen Teilnehmenden am Fest wiederum einen beträchtlichen Abfallberg liegen, nämlich immer noch 260 Tonnen. Diese mussten verbrannt werden.

Das ist nicht das, was wir wollten.
Autor: Tobias Nussbaum Sprecher Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ)

Mit der Umsetzung des Abfallkonzepts seien sie sehr zufrieden, sagt ERZ-Sprecher Tobias Nussbaum. Nicht aber mit dem Ergebnis: «20 Prozent weniger Abfall, das ist nicht das, was wir wollten. Da müssen wir uns noch verbessern.» Um die Abfallmenge weiter zu reduzieren, brauche es weitergehende Massnahmen bei der Entstehung der Abfälle.

Ominöser Abfallberg erst nach dem Fest

Welche das sein könnten, kann Nussbaum jetzt noch nicht sagen. Dazu müssten die Zahlen erst noch genau analysiert werden. «Wir haben aber zum Beispiel festgestellt, dass 40 Prozent des Abfalls erst am Tag nach dem Fest angefallen sind.»

Nicht korrekt entsorgter Abfall am Züri-Fäscht 2023
Legende: Die negativen Seiten des grössten Volksfests der Schweiz: jede Menge Abfall. Keystone/Ennio Leanza

Da müsse man genau hinsehen, wie man die verhindern können, sagt Nussbaum und spricht in diesem Zusammenhang von den Standbetreibern als «wichtige Partner». Zusammen mit den Organisatoren müsse man für das nächste Züri Fäscht jedenfalls über Optimierungen sprechen.

Kommt jetzt das Mehrweggeschirr?

Im Vorfeld wurde von Umweltschutz-Organisationen kritisiert, dass am Züri Fäscht kein Mehrweggeschirr verwendet wird. Ob dies nun der nächste Schritt ist, bleibt noch offen.

Wir sind auf dem richtigen Weg und bleiben dran.
Autor: Andreas Hugi, Sprecher Züri Fäscht

Trotz der durchzogenen Bilanz beurteilen die Organisatoren die Abfallzahlen positiv. «Wir konnten eine eindrückliche Menge an Wertstoffen recyclen», sagt Mediensprecher Andreas Hugi. Das zeige, dass Recycling an einem so grossen Fest funktionieren könne. Er räumt aber ein: «Nur bezogen auf unser Ziel, die Abfallmenge zu halbieren, müssten wir sagen ‹Ziel nicht erreicht›, aber wenn wir anschauen, wie wir uns verbessert haben, sind wir auf dem richtigen Weg und bleiben dran.»

Andreas Hugi bestätigt, dass der Abfall, der erst nach dem Fest anfällt, primär von den Stand- und Marktbetreiberinnen und -betreibern stamme. «Sie haben sehr viel Abfall produziert, das war früher aber auch schon so.» Genauso wie die Besucherinnen und Besucher. Um die Abfallmenge weiter zu reduzieren, werde das Konzept jetzt weiterentwickelt. Ob bei einem nächsten Züri Fäscht Mehrweggeschirr eingeführt wird, ist offen. Hugi spricht von einer «Option, die jetzt angeschaut wird.»

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 04.08.2023, 12:00 Uhr ; 

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