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Schweizer Pensionskassen Erwerbstätige müssen Pensionäre nicht mehr querfinanzieren

Eine gute Rendite, höhere Deckungsgrade und eine bessere Verzinsung. So das Fazit der Aufsicht der beruflichen Vorsorge.

Was sind die wesentlichen Resultate der Oberaufsicht? Im Vergleich zum Vorjahr war 2023 ein gutes Jahr für die Vorsorgeeinrichtungen. Das berichtet die Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV) an der Medienkonferenz zur Beurteilung der finanziellen Lage der Vorsorgeeinrichtungen. Der Grund war das positive Wachstum an den globalen Aktienmärkten, die den Pensionskassen eine Durchschnittsrendite von 5.2 Prozent bescherten. Die gute Performance des angelegten Vorsorgekapitals schlug sich auch auf den Deckungsgrad nieder. So konnte die grosse Mehrheit der Kassen den Deckungsgrad nach dem schlechten Anlagejahr 2022 wieder erhöhen. Die Verzinsung der Altersguthaben stieg im Vergleich zum Vorjahr von 1.9 auf 2.31 Prozent.

Wer ist die OAK BV?

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Die Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV) ist eine unabhängige Aufsichtsbehörde, deren Ziel darin besteht, die finanziellen Interessen der Versicherten der beruflichen Vorsorge zu schützen. Sie stellt eine gesamtschweizerisch einheitliche Aufsichtspraxis sicher, indem sie alle Anlagestiftungen, den Sicherheitsfonds und die Auffangeinrichtung beaufsichtigt.

Wie steht es um die Umverteilung? Seit drei Jahren ist praktisch keine Umverteilung zulasten der Erwerbstätigen mehr festzustellen. 2023 resultierte gar ein Plus zugunsten der aktiven Versicherten. Dies liege an den Nachfinanzierungen durch die Vorsorgeeinrichtungen und daran, dass die Umwandlungssätze gesenkt wurden, sagt die OAK BV-Präsidentin Vera Kupper Staub. Bezahlt wurden die Nachfinanzierungen primär von den Erwerbstätigen durch die tiefere Verzinsung ihres Vorsorgekapitals.

Was passiert mit dem «neuen überschüssigen» Geld? Die Vorsorgeeinrichtungen entscheiden, was mit dem Geld geschieht. Laut OAK BV-Präsidentin Vera Kupper Staub versuchen diese alle Versichertengruppen fair zu behandeln. Der Vorsorgeexperte Oliver Dichter des Beratungsunternehmens ppcmetrics verweist zudem auf die Wichtigkeit von Reserven. Um künftige Anlagerisiken eingehen zu können, kann der Überschuss nicht einfach vollständig ausgeschüttet werden.

Warum gab es diese Umverteilung in der Vergangenheit? Über Jahre wurden Rentnerinnen und Rentner von den aktiv Versicherten quersubventioniert. Rechnet man die jährlichen Beträge zusammen, wurden in den letzten zehn Jahren knapp 45 Milliarden Franken von den Erwerbstätigen an die Pensionierten umverteilt. Die Umverteilung in Milliardenhöhe war nötig, weil die Umwandlungssätze bei den Pensionskassen laut der Aufsichtsbehörde in der Vergangenheit zu hoch waren.

Wie geht es die nächsten Jahre weiter? Aus Sicht der OAK BV-Präsidentin stehen die Pensionskassen momentan hinsichtlich Umverteilung auf stabilen Beinen. Der Vorsorgeexperte Oliver Dichter gibt jedoch zu bedenken, dass dies stark von der Entwicklung der Finanzmärkte abhängt. Würden weiterhin gute Anlagerenditen erzielt, könne eine Umverteilung auch in Zukunft verhindert werden. Würden aber wieder schlechte Jahre kommen, würde dies in Form tieferer Zinsen zulasten der Versicherten gehen.

Tagesschau, 07.05.2024, 19:30 Uhr

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