Das ist die Ausgangslage: Beim ersten Wahlgang am 28. April konnten erst zwei der fünf Sitze in der Luzerner Stadtregierung besetzt werden. Im Amt bestätigt wurde damals Stadtpräsident Beat Züsli (SP). Auf Anhieb den Sprung in den Stadtrat geschafft hat Korintha Bärtsch (Grüne). Sie erbt damit den Sitz ihres abtretenden Parteikollegen Adrian Borgula. SP und Grüne haben folglich ihre heutigen Mandate bereits im Trockenen. Anders sieht es bei den Bürgerlichen aus: FDP, Mitte und GLP müssen ihre Sitze im zweiten Wahlgang am 9. Juni verteidigen.
Die Kandidierenden des 2. Wahlgangs
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Bild 1 von 6. Marco Baumann, 32, FDP. Der Unternehmensentwickler soll den Sitz des abtretenden FDP-Stadtrats Martin Merki verteidigen. Marco Baumann politisiert seit Januar 2019 im Stadtparlament und ist dort Fraktionschef der FDP. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 2 von 6. Franziska Bitzi, 50, Mitte. Die Mitte-Frau ist seit März 2017 Finanzdirektorin der Stadt Luzern. Wie schon vor vier Jahren muss Franziska Bitzi auch heuer in einen zweiten Wahlgang. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 3 von 6. Julian Gerber, 25, Junge Grüne. Julian Gerber hat Sozialwissenschaften studiert und arbeitet beim WWF. Noch bis im September amtet er als Co-Präsident der Jungen Grünen des Kantons Luzern. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 4 von 6. Stefan Sägesser, 60, GLP. Der freischaffende Projektleiter und frühere Kulturbeauftragte des Kantons soll den Sitz der abtretenden GLP-Stadträtin Manuela Jost verteidigen. Er politisiert seit September 2014 im Stadtparlament und ist dort Fraktionschef der GLP. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 5 von 6. Melanie Setz, 44, SP. Die gelernte Pflegefachfrau arbeitet als administrative Leiterin einer Klinik des Luzerner Kantonsspitals. Sie politisiert aktuell im Luzerner Kantonsparlament und war früher auch im Stadtparlament aktiv. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 6 von 6. Zoé Stehlin, 27, Juso. Zoé Stehlin studiert Medizin und arbeitet beim Luzerner Kantonsspital. Ende April hat sie für die Juso einen Sitz im Luzerner Stadtparlament geholt. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
Dieses Ziel verfolgen die Bürgerlichen: Sie wollen den Status quo bewahren: dass also FDP, GLP, Mitte, SP und Grüne auch in Zukunft je einen Sitz in der Stadtregierung haben. Bei der FDP soll Marco Baumann den Sitz des abtretenden Stadtrats Martin Merki halten. Die Mitte verfolgt das Ziel, dass ihre Bisherige, Finanzdirektorin Franziska Bitzi, im zweiten Anlauf die Wiederwahl schafft. Und die GLP möchte den Sitz der abtretenden Stadträtin Manuela Jost mit Stefan Sägesser verteidigen.
Das will Linksgrün schaffen: Erstmals eine linksgrün dominierte Stadtregierung. Die SP schickt dafür – wie schon im ersten Wahlgang – Melanie Setz ins Rennen. Die Juso lässt Zoé Stehlin nochmals antreten. Und für die Jungen Grünen kandidiert Julian Gerber erneut.
Diese Sitze sind unumstritten: FDP und Mitte dürften ihre Sitze problemlos halten können. Marco Baumann (FDP) hat das absolute Mehr im ersten Wahlgang nur knapp verpasst. Und dass das Stadtluzerner Wahlvolk mit Franziska Bitzi (Mitte) eine Bisherige abwählt, wäre eine grosse Überraschung. Zumal sich die Finanzdirektorin politisch keine groben Schnitzer geleistet hat und es der Stadt finanziell blendend geht.
Das ist die grosse Unbekannte: Ob sich die GLP in der Stadtregierung halten kann. Oder ob die SP einen zweiten Sitz ergattert. Die GLP ist die kleinste Stadtluzerner Partei mit dem geringsten Wähleranteil. Die SP dagegen konnte ihre Vormachtstellung bei den Parlamentswahlen Ende April weiter ausbauen. Und: Im ersten Wahlgang lag Melanie Setz (SP) deutlich vor Stefan Sägesser (GLP). Schafft sie am 9. Juni die Wahl, wäre dies ein Coup. Dann hätte Linksgrün in der Stadt Luzern erstmals eine Mehrheit in der Stadtregierung.
Das ist die Taktik der Parteien: Um möglichst viele Wählerinnen und Wähler an die Urne zu bringen, spannt Linksgrün zusammen. SP, Grüne und ihre Jungparteien bündeln ihre Kräfte mit einer gemeinsamen Liste. Ebenso machen es die Bürgerlichen: FDP, Mitte und GLP unterstützen sich gegenseitig. Sie treten auf einer gemeinsamen Liste als sogenannte Zentrumsallianz auf. Offen ist, wie sehr die Wahlempfehlung der SVP der GLP schadet: Diese unterstützt offiziell nur die Kandidierenden von FDP und Mitte, nicht aber den GLP-Mann.
Das wird entscheidend sein: Wie gut die Parteien mobilisieren können. Anders als beim ersten Wahlgang vom 28. April zählt nun das relative Mehr. Zudem fällt der zweite Wahlgang auf einen eidgenössischen Abstimmungssonntag. Die nationalen Vorlagen zu den Krankenkassen-Prämien könnte insbesondere die Wählerschaft von SP und Mitte an die Urne locken. Das Stromversorgungsgesetz wiederum ist bei der SVP umstritten. Alles in allem dürfte eine hohe Stimmbeteiligung resultieren.