Rund drei Millionen Kubikmeter Fels stürzten am 23. August 2017 von der Nordflanke des Piz Cengalo Richtung Tal. Acht Menschen, welche sich auf einer Wanderung befanden, starben. Das 200-Einwohner-Dorf Bondo im Bergell wurde teilweise verschüttet, die Gesteinsmassen begruben ganze Gebäude unter sich, total wurden neunzig Häuser zumindest beschädigt. Menschen im Dorf kamen nicht zu Schaden.
Bondo 2017 und 2025
Spätestens jetzt, acht Jahre später, kann Bondo aufatmen. Vier Jahre lang waren rund ums Dorf Lastwagen, Bagger und Krane im Einsatz. Am Freitag sind nun die Schutzbauten offiziell eingeweiht worden: höhere Mauern und Brücken entlang der Flüsse Bondasca und Mera sowie ein grösserer Damm beim Rückhaltebecken. Für die Schutzbauten wurden unter anderem auch Steine verwendet, die beim Bergsturz das Flussbett der Bondasca füllten.
Es ist ein Abschluss. Wir können einen Strich ziehen.
14 Millionen Franken der insgesamt 52 Millionen teuren Schutzbauten übernimmt die Gemeinde Bregaglia, zu der Bondo gehört. Einen weiteren Teil übernehmen Bund und Kanton. Ein Grossteil der Kosten wurde durch Spenden finanziert.
Gemeindepräsident Fernando Giovanoli sagt, sein vorherrschendes Gefühl am Tag der Eröffnung sei Dankbarkeit – gegenüber allen, die mitgearbeitet haben. Und: «Es ist ein Abschluss. Wir können einen Strich ziehen.»
Auf alten und neuen Wegen
Den Abschluss einer schwierigen Zeit hatte die ebenfalls vom Bergsturz betroffene Sciora Hütte. Das Berghaus liegt in der Val Bondasca. Acht Jahre lang war der Wanderweg nicht mehr begehbar, die Hütte blieb zwar unversehrt, aber geschlossen. Im Juli dieses Jahres feierte die Sciora Hütte Wiedereröffnung. Und knüpft direkt an den früheren Erfolg an.
Das Leben ist zurück. Seit dieser Saison wirten Cinzia Fanconi und ihr Partner in der Sciora Hütte auf 2218 Meter über Meer. In der kurzen Zeit seit Wiedereröffnung sei die Hütte regelrecht gestürmt worden: «Wir hatten viele Tagesgäste, aber auch etwa 1000 Übernachtungen. Es ist schön, dass wieder Leute kommen und das Bondascatal wieder belebt wird.»
Der Wanderweg in der Val Bondasca führt unter anderem entlang der Sturzmasse, eine Abzweigung vom alten zum neuen Weg, später ein Panoramaweg mit Hängebrücken mit Blick auf den Piz Cengalo. Zwei Jahre lang wurde am Weg gebaut, gekostet hat er 1 Million Franken. Alleine die Hängebrücken kosteten 500'000 Franken.
Vieles sieht in und rund um Bondo anders aus als noch vor dem Bergsturz. Sowohl im Dorf mit den Schutzbauten als auch auf den Bergwegen beim Piz Cengalo und der Sciorahütte. Das Ortsbild in Bondo hat sich verändert, auch weil die Bagger, Krane und Lastwagen nicht mehr dazu gehören.
Ein neues Leben kann beginnen. Es werde hoffentlich ruhiger, sagt Bregaglias Gemeindepräsident Fernando Giovanoli: «Wir haben in diesen acht Jahren viel erlebt. Jetzt können wir zuversichtlich in die Zukunft schauen und neue Projekte angehen.»