Rund 800'000 Besucherinnen und Besucher haben laut den Organisatoren in diesem Jahr an der Street Parade in Zürich teilgenommen. Obwohl das weniger sind als im Vorjahr, zeigen sich die Veranstalter zufrieden. Ein Thema brachte Street-Parade-Präsident Joel Meier allerdings auf die Palme: der Abfall.
Detailhändler im Visier
Bei der Liveübertragung auf dem Fernsehsender «3+» liess er seinem Ärger am Samstag freien Lauf: «Es ist einfach unfair und zum Kotzen.» Meier ist genervt von den Detailhändlern rund ums Festgelände. Diese würden Getränke zu tiefen Preisen verkaufen, aber nichts an die Abfallkosten beisteuern.
Dass viele Besucherinnen und Besucher ihre Getränke mitbringen, statt sie an den offiziellen Verkaufsständen zu kaufen, ist an der Street Parade kein neues Phänomen. Es habe sich aber weiter zugespitzt, sagt Sprecher Stefan Epli gegenüber SRF.
«Die Grossverteiler räumen ihre Gemüseabteilungen aus und verkaufen stattdessen Bier und Vodka. Das hat nichts mehr mit Anstand zu tun», so Epli. Der Verein Street Parade, der nicht gewinnorientiert arbeite, bezahle jedes Jahr rund 250'000 Franken Abfallgebühren.
Durch die gestiegenen Preise und strengeren Auflagen sei es heute so oder so schwierig, einen solchen Grossanlass zu organisieren, sagte auch Street-Parade-Präsident Joel Meier im TV-Interview mit «3+»: «Wir können unsere Rechnungen nicht mehr bezahlen, wenn fremde Firmen uns mit Abfall fluten.»
Detailhändler wollen sich nicht an Kosten beteiligen
Ein weiteres Problem sehen die Veranstalter beim Jugendschutz. «Einige Leute kaufen günstig Alkohol ein und verkaufen diesen dann auf der Strasse weiter. Ich bezweifle, dass so der Jugendschutz gewährleistet ist», gibt Sprecher Epli zu bedenken.
Über eine mögliche Kostenbeteiligung seitens der Detailhändler sei man schon seit Längerem im Gespräch. «Sie haben aber kein offenes Ohr für unser Anliegen.»
Und was sagen die Detailhändler? Bei Coop, mit einer Filiale am Bahnhof Stadelhofen, heisst es auf Anfrage von SRF, man biete in den Verkaufsstellen die regulären Entsorgungsmöglichkeiten an. «Von zusätzlichen Unterstützungsbeiträgen, die über die üblichen Steuern und Abgaben hinausgehen, sehen wir momentan ab», teilt die Medienstelle schriftlich mit. Ähnlich tönt es auch von Aldi Suisse auf Anfrage.
Stadt als Vermittlerin?
Gespräche mit den Veranstaltern fänden aber statt, schreibt Coop weiter. Auf diese hofft auch Përparim Avdili, Präsident der Stadtzürcher FDP. «Man kann den Leuten schliesslich nicht vorschreiben, wo sie ihr Bier kaufen.» Jetzt sei unternehmerisches Geschick gefragt, um eine partnerschaftliche Lösung mit den Detailhändlern zu finden. Und hier könnte die Stadt Zürich als Vermittlerin ins Spiel kommen.
«Am besten wäre es, wenn die Stadt einen runden Tisch einberufen würde», sagt SP-Parlamentarier Marco Denoth. Er sieht aber auch noch weiteren Handlungsspielraum und denkt zum Beispiel laut über ein Verbot von Glasflaschen nach. Diese seien nämlich für die meisten Verletzungen an der Street Parade verantwortlich.
Entsorgung und Recycling Zürich anerkennt das Problem. Sogenannt eingeschleppte Abfälle seien insbesondere für offene Veranstaltungen schwierig, weil zum Beispiel keine entsprechenden Recyclingbehälter zur Verfügung stünden, etwa für Glas. Für Gespräche zwischen Detailhändlern und Veranstaltern sei man offen.