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Alpiner Schienengüterverkehr Verkehrsverlagerung auf die Schiene stockt im Moment

  • Die Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene ist in den letzten beiden Jahren ins Stocken gekommen. Deshalb hat der Bundesrat Gegenmassnahmen ergriffen.
  • Im Binnenverkehr stellt die Schweiz auf die digitale Kupplung um und bezahlt dafür einen Pauschalbeitrag für Umrüstung der Güterwagen.
  • Bei den Nachbarländern sei das Problembewusstsein für die Verlagerung deutlich gestiegen, sagt Albert Rösti.

«In den letzten Jahren ist der Schienengüterverkehr zunehmend unter Druck gekommen», sagte Verkehrsminister Albert Rösti zu Beginn der Medienkonferenz zum Verlagerungsbericht und zu den Verordnungsanpassungen im Gütertransportgesetz. Nach der Coronakrise habe sich der Personenverkehr auf der Schiene schnell erholt, aber der Schienengüterverkehr verzeichne sinkende Marktanteile. Doch der Bundesrat will dagegenhalten und hat darum Massnahmen beschlossen.

Verlagerungsziel nicht erreicht

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Das Verlagerungsziel von noch 650'000 Lastwagenfahrten aus der 1994 angenommenen Alpeninitiative ist auch 2024 überschritten worden. 960'000 Lastwagen fuhren durch die Alpen, wie der Bundesrat zum verabschiedeten Verlagerungsbericht mitteilte.

Zudem ist fünf Jahre nach der vollständigen Inbetriebnahme der Basistunnels Gotthard, Lötschberg und Ceneri das Potenzial der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (Neat) nicht ausgeschöpft. Der Bahnanteil am Güterverkehr durch die Alpen lag Ende 2024 bei 70.4 Prozent, 2.6 Prozentpunkte tiefer als 2022. 2025 zeichnet sich ein weiterer Rückgang ab.

Das UVEK habe die Vorlage zur Förderung des Einzelwagenladungsverkehrs rasch erarbeitet, sie könne deshalb bereits ab 1. Januar 2026 eingeführt werden, so Rösti. Damit der Verkehr im Inland schnell verarbeitet werden kann, bezahlt der Bund Pauschalbeiträge zur Installation einer digitalen Kupplung bei den Wagen.

«Die Frage des Nutzens der digitalen Kupplung wird davon abhängen, ob Europa diesbezüglich mitmacht», hielt Rösti fest. Letztlich gehe es um den grenzüberschreitenden Güterverkehr. Diesbezüglich habe ein Memorandum of Understanding mit Österreich abgeschlossen und wolle dies auch mit andern Ländern tun.

Mehr Koordination mit dem Ausland

Aber nicht nur das hat Rösti mit den Nachbarländern besprochen. Um die Verlagerung auf die Schiene zu beschleunigen, seien auch Ausbauarbeiten auf verschiedenen Strecken wichtig. Bis 2028 soll die deutsche Strecke Stuttgart–Singen und ihre schweizerische Verlängerung Schaffhausen–Oerlikon–Othmarsingen so ausgebaut werden, dass sie die deutsche Rheintalstrecke entlastet und als Ausweichroute dient.

Mit Frankreich startete die Schweiz im laufenden Jahr Arbeiten für den Ausbau der linksrheinischen Strecke zu einer modernen und leistungsfähigen Neat-Zufahrt. Bei Basel werden dafür zwei Tunnels ausgebaut. Die Hauptarbeiten beginnen 2026. Rösti sagt auf die Frage eines Journalisten, auch das Ausland habe verstopfte Strassen und habe erkannt, dass die Verlagerung der Güter auf die Schienen eine Notwendigkeit sei.

Rot ein
Legende: Der deutsche Teil des Nordsee-Rhein- Mittelmeer-Korridors (rot eingezeichnet) wird erst ums Jahr 2040 fertig. SRF/Bundesamt für Verkehr

Gefragt von einem weiteren Journalisten, wann die ganze Strecke fertiggebaut sei, sagte Rösti, in Deutschland rechne man mit 2041 als Ziel für den Ausbau der Strecke Karlsruhe–Basel im Rahmen des Nordsee-Rhein-Mittelmeer-Korridors. Dass sich der Bundesrat finanziell an den Ausbauten im Ausland beteiligt, sei nicht geplant. Eine Ausnahme sei die Elektrifizierung der Strecke Basel–Konstanz, doch diese betreffe nicht den Güterverkehr.

Kompensation für Rollende Landstrasse

Der sich abzeichnende Rückgang im alpenquerenden Güterverkehr auf der Schiene könnte sich durch die Einstellung der Rollenden Landstrasse Mitte Dezember verschärfen, sagte Bundesrat Rösti zudem.

Bundesrat prüft Weiterführung der Subventionen

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Der Bundesrat prüft auch die Fortsetzung der bisher bis 2030 befristeten Subventionen für den kombinierten Verkehr durch die Alpen. Er will künftig die Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) auch für Elektro-Lastwagen zur Pflicht machen. Diese sollen aber weniger bezahlen müssen, als Lastwagen mit fossilem Antrieb. Auch das soll die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn gegenüber der Strasse erhalten. Über die Vorlage dazu wird der Nationalrat voraussichtlich in der Wintersession entscheiden.

Mit zusätzlichen finanziellen Anreizen will die Landesregierung diesen Effekt in Grenzen halten und den unbegleiteten kombinierten Verkehr fördern. Darunter fallen Transporte von Sattelaufliegern, Containern und Wechselbehältern per Bahn.

Güterzug fährt in ein Tunnel.
Legende: Der Güterverkehr durch die Alpen soll stärker auf die Schiene verlagert werden. KEYSTONE / Alexandra Wey

SRF 4 News, 19.11.2025, 15 Uhr ; 

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