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Angst um Versorgungssicherheit AKW Beznau darf trotz zu hoher Wassertemperatur weiterlaufen

  • Das Atomkraftwerk Beznau müsste wegen der aktuell hohen Wassertemperaturen eigentlich sofort abgestellt werden – zum Schutz von Fischen und anderen Wasserlebewesen.
  • Eine Verordnung zum Gewässerschutzgesetz schreibt vor, dass die beiden Reaktoren heruntergefahren werden müssen, wenn die Temperatur der Aare durch das AKW-Kühlwasser auf über 25 Grad erwärmt wird.
  • Allerdings erlaubt das Bundesamt für Energie den Weiterbetrieb der Kernanlage aus Sorge um die Versorgungssicherheit im kommenden Winter.
  • Das AKW darf also weiter mit gedrosselter Leistung Strom produzieren, obwohl das Wasser der Aare dadurch zu warm wird.

Im Gegensatz zu den anderen Schweizer Kernkraftwerken hat das Atomkraftwerk Beznau keinen Kühlturm, die beiden Reaktoren werden mit Wasser aus der Aare gekühlt und das Flusswasser wird dadurch erwärmt. Bei allgemein hoher Wassertemperatur besteht das Risiko, dass durch die zusätzliche Erwärmung die Wassertemperatur in der Aare die Grenze von 25 Grad Celsius überschreitet, was für Fische und andere Wasserorganismen gefährlich sein kann.

Seit 2019 gilt die Regel, dass das AKW Beznau abgestellt werden muss, wenn die Temperatur der Aare nach Einleitung des Kühlwassers an drei Tagen hintereinander die Grenze von 25 Grad überschreitet. Wie die «Aargauer Zeitung» am Montag berichtet, ist dieses Kriterium seit Samstag erreicht. Das Bundesamt für Energie bestätigt der Zeitung, dass das AKW aber dennoch nicht abgestellt werden muss.

Abschaltung würde Versorgungssicherheit doppelt strapazieren

Grund dafür ist ein Veto der Eidgenössischen Elektrizitätskommission Elcom, die das Abschalten des Kernkraftwerkes bewilligen muss. Die Behörde, die zum Bundesamt für Energie (BFE) gehört, sieht die Versorgungssicherheit im kommenden Winter gefährdet, wenn die beiden Beznau-Reaktoren nun abgestellt würden.

Der fehlende Strom müsste durch Schweizer Speicherseen oder durch importierten Strom aus Gaskraftwerken ersetzt werden. Beides könnte im nächsten Winter aber heikel werden, findet das BFE, da so im Winter einerseits weniger Schweizer Wasserstrom produziert werden kann und andererseits würden die sowieso knappen Gasvorräte in Europa reduziert. Beides würde die bereits angespannte Versorgungssituation des nächsten Winters zusätzlich strapazieren.

Das Kernkraftwerk Beznau darf somit weiterhin Strom produzieren. Die AKW-Betreiberin Axpo sagt dazu in der «Aargauer Zeitung», man drossle die Leistung situativ um bis zu 50 Prozent, damit die Erwärmung des Flusswassers so gering wie möglich sei.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 25.07.2022, 17:30 Uhr ; 

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