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Ihre Fragen zu Frühfranzösisch «Wird ohne Frühfranzösisch mehr Deutsch unterrichtet?»

Der Zürcher Entscheid, das Frühfranzösisch abzuschaffen, entfacht eine landesweite Diskussion: Überlasten zwei Fremdsprachen die Primarschule? Daniel Elmiger, Susanne Hänni, Virginie Borel und Simone Pfenninger haben von 20:30 bis 22 Uhr Ihre Fragen beantwortet.

Fachpersonen im «Club»-Chat

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Daniel Elmiger
Sprachwissenschaftler und ausserordentlicher Professor an der Universität Genf
Universität Genf

Virginie Borel
Geschäftsführerin Forum du Bilinguisme
Forum du Bilinguisme

Simone Pfenninger
Linguistin, Professorin für englische Linguistik
Universität Zürich

Susanne Hänni
Präsidentin Primarschule Dübendorf und Stadträtin Dübendorf
Schule Dübendorf

Chat-Protokoll:

@Frau Pfenninger, zu Ihrer Bemerkung, was ich mit «einigermassen Deutsch können» meinen würde: Wenn man mitbekommt, was viele Schüler in der deutschen Sprache von sich geben, und zwar mündlich und schriftlich, frage ich mich ernsthaft, was man in der Schule im Deutschunterricht macht. Deutsch lernen jedenfalls nicht. Wenn es im Französisch auch so gehandhabt wird, lässt man es wirklich besser bleiben, anstatt auch diese Sprache noch zu verhunzen.

Simone Pfenninger: Vielen Dank für die Erläuterung. Das ist richtig, eine solide Beherrschung der Erstsprache(n) ist für den Erwerb weiterer Sprachen von zentraler Bedeutung und sollte daher gezielt gefördert werden – dies gilt übrigens auch für Erstsprache(n), die als Heritage Languages (‘Heimatsprachen, Minoritätssprachen’) in Familien weitergegeben werden. Kinder, die ihre L1 sicher beherrschen, verfügen über ein stabiles Fundament für den Aufbau von Lese-, Schreib- und Ausdruckskompetenzen in weiteren Sprachen. Forschungsergebnisse zeigen, dass die Kompetenzen in der Erstsprache direkt auf den Erwerb einer Fremdsprache übertragen werden können. Deshalb ist es pädagogisch und bildungspolitisch notwendig, die Entwicklung der Erstsprache(n) gezielt zu unterstützen, denn sie bildet nicht nur die Grundlage für mehrsprachige Fähigkeiten, sondern stärkt auch das Selbstbewusstsein, die kulturelle Identität und die Lernstrategien der Kinder.

«Virginie Borel: ‹Und jetzt gibt es tolle Austauschmöglichkeiten... Culture Mobile ist nur ein Beispiel! …›» Würden sie bitte mehr realistische Beispiele veröffentlichen? Gibt es auch kostenlose Massnahmen, um Französisch in der Stadt Zürich für Kinder (5.-6. Klasse) beizubringen? Vielen herzlichen Dank!

Susanne Hänni: Danke für Ihre Nachfrage, die ich als Schulpräsidentin gerne beantworte. Sollte das Französisch als Pflichtfach auf Primarstufe gestrichen werden, gehe ich davon aus, dass die Schulpflegen offen sind, für interessierte Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klasse Französisch als Freifach anzubieten. So wie es auch mit Englisch gehandhabt wurde, als es noch kein Pflichtfach war. Zu klären wäre dann der Übergang in die Sekundarstufe mit Lernenden mit und ohne Vorwissen.

Was ist Ihrer Meinung nach wichtiger: Frühfranzösisch oder Frühenglisch? Schönen Abend

Simone Pfenninger: Darf ich zurückfragen: Wichtiger wofür? Der Vergleich von Englisch mit einer anderen Fremdsprache wird heute in vielen europäischen Ländern häufig gezogen, liefert jedoch wenig hilfreiche Erkenntnisse. Für das spätere Sprachniveau ist bei beiden Sprachen nicht entscheidend, wann genau der Unterricht beginnt, denn zahlreiche andere Faktoren beeinflussen den Lernprozess und überschatten den Altersfaktor, wie bereits oben ausgeführt. Angesichts dessen plädiere ich dafür, den Fremdsprachenunterricht intensiver zu gestalten. Ein besonders vielversprechendes Modell ist der Immersionsunterricht, also der Fachunterricht in einer Fremdsprache, da er die Sprachkompetenz deutlich fördern kann, ohne wertvolle Unterrichtszeit in anderen Fächern zu beanspruchen.

Ist das Festhalten am Frühfranzösisch, das als gesichert gescheitert gilt, nicht nur ein politisches Thema und gar keine pädagogische Frage? In der Bildung sollte doch die Pädagogik an erster Stelle stehen.

Daniel Elmiger: Es gibt eine politische und eine pädagogische Komponente, sicher. Aber woher wissen Sie, dass das Frühfranzösische gesichert gescheitert ist? In meiner Wahrnehmung ist die Wirklichkeit in der ganzen Schweiz sehr durchzogen: Es gibt tollen, gefreuten Unterricht. Aber auch lustlosen und demotivierten. «Gesichert gescheitert» sieht in meinen Augen anders aus.

Offenbar spielt Frühfranzösisch eine vernachlässigbare Rolle für den Spracherwerb. Die Diskussion ist politisch, mit dem Ziel, das Verständnis für die Mehrsprachigkeit zu fördern. Ginge so etwas nicht explizit, vorerst ohne Spracherwerb. Beispielsweise eine zusätzliche Lektion RKE (Religion, Ethik und Kultur). Austauschwochen, Lager o. ä. Die Kinder werden in der Mittelstufe und insbesondere ab der 5. Klasse schon sehr gefordert…

Virginie Borel: Staatskundelektionen wären eine Option! Aber zuerst braucht es eine nationale Sprachstrategie, bevor man impulsive und visionslose Entscheidungen über das «Frühfranzösisch» trifft.

Warum gibt es so ein Geschrei, wenn das Frühfranzösisch doch erst vor knapp 40 Jahren eingeführt wurde (Kanton Zürich)? Damals haben wir auch mit 3 Jahren Französisch etwas gelernt. Zudem ist alles abhängig von der Lehrperson.

Susanne Hänni: Guten Abend. Damals war der Entscheid sicher richtig, heute haben wir im Stundenplan im Vergleich zu damals zusätzlich Religion & Kultur, die ganze ICT/Digitalisierung/Neue Technologien, dazu Englisch und die überfachlichen Kompetenzen wie Nachhaltigkeit. Daher wieder Französisch ab Sekundarstufe, jedoch mit derselben Lektionenzahl wie bisher (3 Lektionen pro Woche). Die früheren 5 Lektionen würden das Pensum von 12-Jährigen auf 36 Wochenlektionen erhöhen, was nicht verantwortbar wäre.

Gegenfrage an Daniel Elmiger zur Antwort um 20:55 Uhr: Ihr Antwort ist sprachtheoretisch absolut korrekt. Natürlich kann (fast) jeder Mensch mehr als drei Sprachen erlernen. Aber mit welchem Aufwand? Sie sind offensichtlich kein Pädagoge. Frühfranzösisch ist längst nicht die einzige Herausforderung, die Kinder zu bewältigen haben. Ab der 4. Klasse sind es 10 Notenfächer. Und jedes Fach will wichtig sein. Dazu kommen persönliche Faktoren der Kinder: In einer Klasse habe ich 3xLRS, 2x Sprachentwicklungsverzögerung, 1x Dyskalkulie, 1x KESB, 2x Vormund mit Familienbegleitung, ein hoher Migrationsanteil und ja noch ein paar ADHS-Kinder. Wo sehen Sie die Belastungsgrenze der Kinder? Wo bleibt Zeit für «Kind-sein»? Wo muss das erwachsene Ego auf die Kinder Rücksicht nehmen?

Frage an Virginie Borel zur Antwort um 21.14 Uhr: Wenn Sie schreiben, dass Sprachen der Spiegel unserer Identität sei, dann muss ja die Erstsprache und dann die Sprache des Wohnorts (im Kt ZH also Deutsch) gefestigt werden, weil sonst hat man keine Identität. Warum soll eine Zweit- oder gar Drittsprache unterrichtet werden, wenn die Kinder in ihrer Muttersprache nicht einmal die grundlegenden Kenntnisse haben? Warum sich nicht auf wenig beschränken, dies dafür gut?

Virginie Borel: Man muss auch die Diglossie zwischen dem Standarddeutsch (in der Sprachenverordnung als eine unserer Landessprachen festgelegt) und den Dialekten erwähnen … Das ist das erste Problem. Letztlich ist unsere erste gemeinsame Sprache das Standarddeutsch!

Daniel Elmiger: Das stimmt, die Schulrealität muss man auch mit berücksichtigen. Ich frage mich nur, warum so oft das Französische das Problem zu viel sein soll und nicht andere Fächer. Aber ich will Ihre Bedenken nicht wegreden, es gibt sie wirklich. Eine klare Belastungsgrenze kann man nicht objektiv festsetzen, auch wenn sie die Lehrpersonen immer wieder zu spüren bekommen. Ich finde, dass dem Sprachenunterricht generell das Leben und der konkrete Kontakt mit der Sprache und den Menschen, die sie sprechen, fehlt. Das ist wirklich schade.

Zu meiner Zeit war das Welschland Jahr, nach der obligatorischen Schulzeit, mehr oder weniger ein Muss. Warum wird das nicht wieder schmackhaft gemacht? Dies würde viel mehr bringen. Mit 16 Jahren weiss man, um was es geht. Es war für mich eine gute Zeit und ich habe auch viel gelernt!

Daniel Elmiger: Das höre ich immer wieder. Auch die Armee war früher mehr über die Sprachgrenzen hinweg aktiv. Angebote wie das Welschlandjahr gibt es immer noch, aber das England- oder Australienjahr ist halt viel beliebter. Und allgemein machen mehr Jugendliche nach der obligatorischen Schule eine Ausbildung oder gehen weiter zur Schule, weshalb es sich viele gar nicht einrichten können. Schade!

Hallo zusammen, Ich als Mutter von drei Kindern bin tief enttäuscht über die Entscheidung, Frühfranzösisch abzuschaffen. Welche Forschung zeigt wirklich, dass Kinder in der Primarschule überlastet sind? Sollte man so eine Entscheidung nicht viel differenzierter treffen? Meine Erfahrung aus den Schulen der Stadt Zürich ist leider, dass die Kinder oft nicht im Fokus stehen. Es gibt engagierte Lehrpersonen, ja – aber meist hören wir, wie müde, erschöpft und überlastet das Personal ist. (Und Kinder dafür zuständig sind) Ich würde mir nie erlauben, mich in meinem Beruf so zu verhalten – was ist das für ein Vorbild für unsere Kinder?

Virginie Borel: Und jetzt gibt es tolle Austauschmöglichkeiten... Culture Mobile ist nur ein Beispiel!

Die Weltsprache ist Englisch, weshalb fundierte Kenntnisse dieser Sprache zukunftsweisender ist für die jungen Menschen. Ich bin fast 60 und mein Schul-/ KV-Franz hat mich nicht wirklich weitergebracht. Mit welschen Personen spreche ich meistens englisch, da es ihnen mit dem Deutsch oft gleich geht. 😉

Daniel Elmiger: Das ist so. Hauptsache Verständigung, ich will da auch niemandem dreinreden, schliesslich haben wir in der Schweiz die Sprachenfreiheit. Doch in einem Land sollte man sich auch politisch verstehen können, die Sprachen und Kulturen der anderen anerkennen, und das ist mit Englisch nur eingeschränkt möglich. Auch im Verkauf möchte ich z. B. in meiner Sprache bedient werden und nicht Kompliziertes nur auf Englisch erklärt bekommen.

Es gab um 2006 (in diesem Zeitraum, weiss leider nicht mehr genau wann) eine Studie zum damals frisch eingeführten Frühfranzösisch. Diese besagte, dass Kinder ohne Frühfranzösisch Kinder mit Frühfranzösisch innerhalb von einem halben Jahr aufgeholt hatten und der Vorsprung das Frühfranzösisch wieder vorbei war. Was wissen Sie über diese Studie? Könnten Sie mir allenfalls den Link dazu posten?

Virginie Borel: Es ist klar, dass sowohl die Lehrmittel als auch die Motivation mancher Lehrpersonen diskutabel sind … aber es gibt Methoden und Wege, die es zu erkunden gilt, um den Geschmack und die Freude an den Sprachen wiederzugewinnen – auch durch das Spiel.

Wird durch die Abschaffung von Frühfranzösisch Deutsch mehr gefördert?

Daniel Elmiger: Nicht automatisch. Ich könnte mir vorstellen, dass in einem solchen Fall viel diskutiert würde, was mit den frei werdenden Lektionen passiert: mehr Deutsch? Mehr Projekte? Weniger Unterricht? Es gibt da verschiedene Vorstellungen und man kann nicht davon ausgehen, dass alle in dieselbe Richtung gehen würden.

Gibt es belastbare Daten, welche eine frühe Einführung von Fremdsprachen in der Schule im Vergleich zum späteren Start klar befürworten? Nach dem sogenannten Spacherfahrungsansatz, an welche viele moderne Sprachlehrmittel angelehnt sind, ist die Häufigkeit, wie oft man sich mit einer Fremdsprache umgibt, DER entscheidende Faktor. Jedoch ist dies meiner Meinung nach, in der Deutschschweiz (Aargau und östlich) mit dem Franz im Gegensatz zu Englisch im Alltag nicht oft der Fall. Ein weiteres Konzept beschreibt die Interlinguale, welche beschreibt, dass bessere Sprachkenntnisse in der Muttersprache den Erwerb von Fremdsprachen stark unterstützt. Daher ist vielleicht der Fokus auf Deutsch und Englisch für den späteren Erwerb des Französisch nicht schlecht?

Simone Pfenninger: Guten Abend, Sie sprechen drei zentrale (und grosse!) Variablen des Fremdsprachenlernens an: (1) die Expositionsintensität (Sie nennen es «Häufigkeit»), (2) die ausserschulische Exposition im Alltag und (3) die Rolle der Erstsprache(n). Zu (1). Wie Sie richtig anmerken, ist nicht in erster Linie die reine Dauer der Exposition ausschlaggebend, sondern die Intensität, mit der Lernende der Zielsprache begegnen. Das bedeutet, dass Lernende mehr profitieren, wenn sie in kürzeren Zeiträumen mit einer höheren Frequenz und Dichte an sprachlichen Reizen konfrontiert werden, anstatt wenn sich die gleiche Menge an Input über einen langen Zeitraum hinweg stark verteilt. Eine hohe Intensität fördert die kontinuierliche Aktivierung, Verarbeitung und Festigung sprachlicher Strukturen und erleichtert dadurch den Aufbau von Automatisierung und Sprachkompetenz. Zu (2): Von grosser Bedeutung ist zudem die ausserschulische Exposition: Englisch ist nicht nur Unterrichtsfach, sondern fungiert auch als Lingua franca und ist stark in die Alltagswelt der Jugendlichen eingebettet – sei es durch Medienkonsum, Musik oder digitale Kommunikation. Im deutschsprachigen Raum haben Lernende daher häufig deutlich mehr Kontakt mit Englisch als mit Französisch. Während es in Städten wie Bern oder Fribourg noch möglich ist, regelmässige Begegnungen mit frankophonen Sprecherinnen und Sprechern zu organisieren, gestaltet sich dies in Regionen wie dem Aargau oder östlich davon erheblich schwieriger. Ausserschulischer Input erweist sich jedoch als verlässlicher Prädiktor für das erreichte Kompetenzniveau. Für Französisch bedeutet dies, dass die Sprache im schulischen Kontext umso stärker valorisiert werden muss, um ihre geringere Alltagspräsenz auszugleichen. Zu (3): Es gibt tatsächlich mehrere Forschungsbefunde, die zeigen, dass eine gefestigte Erstsprache einen klaren Vorteil beim Aufbau von Lese- und Schreibkompetenzen in einer Fremdsprache bietet. Wer Deutsch gut lesen und schreiben kann, kann diesen Vorteil häufig direkt auf das Englische übertragen – und dies erstaunlicherweise unabhängig vom Alter beim Beginn des Fremdsprachenlernens oder vom biologischen Alter. In schulischen Lernkontexten, in denen die verfügbare Unterrichtszeit begrenzt ist, kann der Unterricht besonders effektiv gestaltet werden, wenn die Lernenden ein Alter erreicht haben, in dem sie bereits eine Vielzahl von Lernstrategien einsetzen können. Dazu gehören insbesondere die Nutzung ihrer Lese- und Schreibfähigkeiten in der/n Erstsprache/n, wodurch die begrenzte Zeit optimal für den Erwerb der Fremdsprache genutzt werden kann.

Guten Tag, Die Studien zu den scheinbar «schlechten» Französischkenntnissen werden prinzipiell falsch zitiert. So hatten in der letzten Studie im Auftrag der EDK z.B. im elften Schuljahr die SuS des progymnasialen Typus (Sek P oder Untergymnasium oder Bezirksschule je nach Kanton) fast gleich gute Resultate im Französischen wie im Englischen. Es ist aber auf den Stufen Sek E und A bzw. Sek B und C, wo sich die Schere öffnet. Das hat aber vor allem mit Bildungshintergrund der Eltern und sozialem Status der Jugendlichen zu tun, weil sich diese Sek-I-Stufen auch prinzipiell durch sozialen Status und Bildungshintergrund der Eltern unterscheiden. Zweite Frage, wieso ist es pädagogisch nicht anzuraten, zu sagen, Mathe sei nichts für Mädchen, andererseits darf ein Lehrer wie Alain Pichard ungestraft und unwissenschaftlich verbreiten, Französisch sei «schwierig»? Ist das nicht eine «self fulfilling prophecy»? Im Unterricht hat man immer nur diejenigen Resultate, die der Einstellung der Lehrenden und des Umfelds entsprechen. Es braucht in der Bildung nicht andere Lehrpläne, sondern eine Revolution des Denkens und da sind die Zürcher Lehrpersonen gefordert! Und nicht zuletzt sollte man Französisch mehr in Mediation zum Deutschen einsetzen, d. h. in den Französischlektionen in der Primarschule auch mehr kontrastiv arbeiten, damit die SuS gleichzeitig Deutsch lernen. Das ist machbar. Ihre Meinung zu den Punkten? Beste Grüsse und vielen Dank

Daniel Elmiger: Sie meinen die ÜGK-Studie (Überprüfung der Grundkompetenzen)? Hier geht es um Grundkompetenzen, d. h. um das, was im Prinzip ALLE Schülerinnen und Schüler erreichen können sollten, nicht nur die in gewissen Klassenzügen, sondern alle. Die sogenannten «höheren» Stufen sollten natürlich mehr erreichen. Darauf haben sich die Kantone verständigt, sehen jetzt aber, dass die Ziele in den Fremdsprachen nur rund von der Hälfte der Jugendlichen erreicht wird. Das ist eindeutig zu wenig, wenn man die Grundkompetenzen ernst nimmt. (Im Englischen werden sie übrigens viel öfters erreicht.) Für Alain Pichard kann ich nicht antworten. Doch wenn man Französisch weitgehend schulisch lernt (mit viel geschriebener Sprache), dann ist es effektiv nicht die leichteste Sprache. Aber Englisch ja auch nicht: Die englische Rechtschreibung ist sehr kompliziert, aber dennoch scheint das keine unüberwindliche Schwierigkeit darzustellen. Was Ihre Vorschläge zum Unterricht betrifft, so befürworte ich natürlich auch Bezüge zwischen den Sprachen und allgemein mehr Leben und Freude beim Lernen. Leider treffe ich auch immer wieder auf Lehrpersonen, die eher motivationslos sind.

Ich spreche aus der Praxis, von der Front… Meine Klasse ist sehr heterogen zusammengesetzt. Kinder mit Migrationshintergrund, Status S, Kinder im ISR und IF. Für viele davon ist schon Deutsch die erste Fremdsprache und jede weitere Sprache eine Herausforderung, wenn nicht sogar Überforderung. Ich betrachte Englisch als lebensnahe Verständigungsbasis, die weltweit genutzt werden kann. Das genügt meines Erachtens für eine ausreichende Kommunikation. Dass der innere Zusammenhalt der Schweiz auseinanderfällt, wenn die Deutschschweizerin-Kantone auf Französisch verzichten, bezweifle ich stark. Wäre es aus Sicht der Kinder nicht gescheiter, weniger Sprachen, diese dafür richtig zu lernen? Weniger ist manchmal mehr!

Virginie Borel: Sind Sprachen nicht wesentlich im Leben? Sie sind der Spiegel unserer Kulturen und Identitäten! Vielleicht sollten sie sogar gegenüber der Mathematik Vorrang haben?

Meine Muttersprache ist Romanisch. Für uns war Deutsch eine Fremdsprache. Von der 5. Klasse kam noch Französisch dazu. Damals hat niemand gefragt: Ob wir überfordert sind oder nicht!

Daniel Elmiger: Allegra! Menschen, die eine Sprache sprechen, die relativ klein ist, merken viel früher, dass es wichtig ist, andere Sprachen zu verstehen und zu sprechen. Und ich denke, dass das im Kanton Graubünden leichter zu verstehen ist als in grösseren, einsprachigen Gebieten. Ich hoffe, dass Sie nicht allzu sehr und allzu lang überfordert waren. Und dass für Sie sowohl das Deutsche als auch das Romanische von Nutzen bleibt.

Warum ist es nicht möglich, dass eine 2. Landessprache neu gewählt werden muss? Z. B. entweder Französisch oder Italienisch

Susanne Hänni: Guten Abend. Dies ist in der 3. Sekundarstufe teilweise möglich, auf allen Stufen würde es die bereits anspruchsvolle Stundenplanung enorm verkomplizieren und teilweise verunmöglichen. Eine bereits angedachte Variante wäre, an Stelle von Französisch Deutsch anzubieten für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die darin noch nicht sattelfest sind.

Hat dieser kantonale Flickenteppich nicht Einfluss darauf, wie gut ausgebildet die Kids sind? Warum gibt es keine einheitlichen, bundesweiten Regeln für die Schulfächer??? Das verstehe ich einfach nicht.

Daniel Elmiger: In der Schweiz ist das Schulwesen kantonal geregelt: Es gibt 26 Bildungsministerien in einem eh schon kleinen Land. Das hat einige Vorteile, aber auch manche Nachteile. Auch wenn das so einen Flickenteppich ergibt: Ich kenne niemanden, der sich ein zentralistisches Schulwesen wünscht.

Virginie Borel: Gemäss der Bundesverfassung kann der Bundesrat eingreifen, damit nicht jeder Kanton nach Belieben vorgeht, sondern eine nationale Einheit gewährleistet ist. Alle Schülerinnen und Schüler in der Romandie beginnen mit Deutsch!

Wie viel besser können die Kinder am Ende der obligatorischen Schulzeit Französisch, wenn sie bereits in der Primarschule Französischunterricht haben? Ich glaube, dass das nicht signifikant mehr ist. Wer sich für die Sprache interessiert und sogar private Anreize hat Französisch zu lernen, wird auch in der Sek noch eine gute Basis legen können. Wer hingegen mit dem Französisch nicht viel anfangen kann, dem nützt auch das Frühfranzösisch nicht.

Simone Pfenninger: Sie sprechen ein sehr wichtiges Thema an. Sowohl beim natürlichen Spracherwerb, bei dem die Zweitsprache innerhalb der Zielkultur erworben wird, als auch beim schulischen Fremdsprachenlernen zeigt sich, dass der Lernbeginn zwar eine Rolle spielt, jedoch von zahlreichen anderen Variablen überschattet wird. Faktoren wie der sozioökonomische Status, die Motivation, die Aufmerksamkeit, das Prestige einer Sprache, ausserschulische Kontakte zur Fremdsprache sowie ein unterstützendes Umfeld prägen den Lernfortschritt, die Lerngeschwindigkeit und letztlich auch das erreichte Niveau – sofern es im Spracherwerb überhaupt einen „Endstand“ gibt – in weit stärkerem Masse. Eine Reduzierung der Diskussion auf ein möglichst frühes Lernalter stellt daher eine problematische Simplifizierung dar. Darin liegt ein erhebliches Gefahrenpotential, denn wer sich zu sehr auf das Alter als vermeintlichen Schlüssel konzentriert, verkennt die Bedeutung der Lernumstände. Wenn diese Bedingungen ungünstig sind, kann man vom Altersfaktor – in welcher Form auch immer – kaum erwarten, dass er die Situation ausgleicht. Die Forschung spricht sich nicht per se gegen den frühen Fremdsprachenunterricht aus, aber die Erwartungen sollten realistisch sein bezüglich der erwünschten Zwei- und Mehrsprachigkeit.

Frühfranz ist keine Frage! Die Frage ist, wie. Mein 4-jähriger Enkel kann sich in 3 Sprachen unterhalten.

Virginie Bore: Zum Beispiel: Spielgruppen, Interaktionen mit Kindern von verschiedenen Nationalitäten.

Daniel Elmiger: Schön: Ihr Enkel hat die Sprachen eben gelernt, weil er es mit Menschen zu tun hat, die die Sprachen mit Leben, Spielen und Liebe erfüllen. Das kann man in der Schule leider nur zum Teil nachbilden.

Hallo! Was gäbe es für politische Konsequenzen, wenn wir Französisch abschaffen?

Daniel Elmiger: Zürich muss das Harmos-Konkordat kündigen und laut Verfassung (Artikel 62) kann sich der Bundesrat einmischen, wenn sich die Kantone bezüglich der Ziele nicht einigen können. Das möchte eigentlich niemand, denke ich. Kantonal müsste viel geändert werden: die Lehrpläne, die Lehrmittel, die Stundenpläne, die Ausbildung der Lehrmittel usw.

Guten Tag Herr Elmiger Besten Dank für Ihre Antwort. Aber was hat das mit Frühfranzösisch zu tun? Meine Kinder sind beide frustriert, ob dem Französischen. Es nimmt viel zu viel Platz ein in der Schule für einen minimen Nutzen. Sie lassen es in der Lehre nun beide «sausen» und nehmen einen Abschiffer in Kauf, weil sich die Welt im Englischen dreht. Das ist die Realität. Ich denke, die Welschen denken da genau gleich.

Daniel Elmiger: Besten Dank. Leider sehe ich hier nicht mehr, um welche Frage es bei der ersten Antwort ging: Das tut mir leid. Was Sie erzählen, höre ich immer wieder: Der Sprachunterricht verleidet vielen schon während der Schule, was wirklich schade ist. Diese Realität ist auch eine Realität und darüber zu sprechen ist schwierig. «Die» Welschen gibt es wohl ebenso wenig wie «eine» Deutschschweizer Meinung. Noch etwas: Immer wieder höre ich, dass Junge nach der Schule merken, dass die andere Landessprache doch noch nützlich wäre und dass man sich dann selber darum kümmern muss. Eigentlich schade, finde ich.

Da die Lernergebnisse anscheinend unbefriedigend sind, wird oder wurde die Qualität des Französischunterrichts genauer überprüft? Diese war während meiner Schulzeit – gelinde gesagt – absolut miserabel. In der Primarschule wurde erst nach fast zwei Jahren festgestellt, dass der Primarlehrer uns absolut nichts beigebracht hatte und nach unserem Jahrgang wurde ihm verboten Französisch zu unterrichten. Die Französischlehrerin in der Sekundarschule hat die meiste Zeit des Unterrichts im Lehrerzimmer mit Kaffeetrinken verbracht, anstatt uns zu unterrichten. Im letzten Semester des Pflichtfranzösischunterrichts hat sie den Unterricht komplett eingestellt, wir hätten ja die Schulbücher zum selber lernen und könnten Prüfungen gegenseitig korrigieren. Seitens Schulleitung wurde nichts unternommen. Muss man sich da noch wundern, wenn wir kein Französisch können?

Virginie Borel: Es geht nicht nur um das Sprachniveau, sondern auch darum, die Kulturen der Partner kennenzulernen sowie unsere eigenen Identitäten und Traditionen. Das Ziel ist nicht, kleine Zweisprachige hervorzubringen, sondern Schweizer Bürgerinnen und Bürger, die sich der kulturellen Unterschiede ihres Landes bewusst sind und diese respektieren.

Ich habe zwei grundsätzliche Fragen: 1. Geht es bei der Diskussion um das Wohl der Kinder oder um das Ego der Erwachsenen? 2. Warum wird bei der Diskussion immer von einem sprachbegabten, motivierten Kind ausgegangen? Und nicht von einem Kind mit LRS, Migrationshintergrund und bildungsfernen Eltern, die kein Wort Deutsch, geschweige denn Französisch können? Das wäre naher an der Schulrealität. (Bin Lehrer und spreche aus meiner beruflichen Erfahrung)

Daniel Elmiger: 1. Idealerweise um die Bildung der Kinder – aber natürlich entscheiden darüber die Erwachsenen, die meistens auch ein erwachsenes Ego haben… 2. Grundsätzlich können (fast) alle Menschen mehr als eine Sprache lernen, nur wenige sind so stark eingeschränkt, dass sie es nicht schaffen. Und weltweit gesehen sind die Einsprachigen weniger zahlreich als die Zwei- und Mehrsprachigen. Nur: Mit schulischen Methoden profitieren Kinder und Jugendliche, die schulisch gut mithalten können, mehr als andere. Aber auch Kinder aus bildungsfernen Familien können grundsätzlich mehrere Sprachen lernen, nur werden sie vielleicht weniger unterstützt und gefördert.

Es ist keine Frage, sondern eine Erklärung: Kinder, die mit zweisprachigen Eltern aufwachsen, lernen sehr leicht zwei Sprachen gleichzeitig, und das ist ein Geschenk fürs Leben. Mit jeder erlernten Sprache fällt das Erlernen einer weiteren noch leichter. Vielleicht müsste man den Frühfranzösischunterricht so umgestalten, dass er mündlich wie spielerisch-visuell wäre und weniger theoretisch. Die Grammatik der französischen Sprache könnte später erlernt werden, dafür aber das Gehör schulen und sich einen Wortschatz aneignen, dass man fähig wäre sich mündlich ausdrücken zu können. Auch Filme in französischer Sprache zeigen, damit das Kind das Visuelle mit den Wörtern verbinden kann. Persönlich erlebte ich dramatische Tage und Wochen, nachdem ich als Deutschschweizerin drei Jahre lang Französisch in der Sekundarschule gelernt hatte und eine fleissige Schülerin war, aber als ich für ein sechsmonatiges Praktikum nach Neuenburg kam, konnte ich nicht einmal einen Satz formulieren! Jeder junge Mensch sollte mit Freude und Natürlichkeit eine Fremdsprache erlernen dürfen. Mit freundlichen Grüssen

Daniel Elmiger: Ich stimme Ihnen grundsätzlich zu: Sprache sollte mit Leben und Freude verbunden sein. Nur: Aus der Sekundarstufe hört man oft, dass die Lehrpersonen in der Primarstufe nicht richtig gearbeitet hätten, wenn die Kinder angeblich keine «richtige» Grammatik und keinen Wortschatz hätten… Und dort, wo es Noten braucht, ist es halt einfacher, einen Wortschatz zu machen als eine lebensnahe Sprech- und Verständnisübung…

Warum soll der nationale Zusammenhalt gefährdet sein, wenn man das Fach Französisch lediglich einige Jahre nach hinten schiebt. Bis vor ca. 15 Jahren war es auch so und ich meine, dass der Zusammenhalt damals nicht schlechter war.

Simone Pfenninger: Das ist eine Frage, die oft gestellt wird, sich aber nicht in ein paar Sätzen beantworten lässt. Es gibt viele Gründe, warum der Fremdsprachenunterricht in der Schweiz vergleichsweise früh eingeführt wurde, und dabei geht es nicht immer primär um pädagogische Überlegungen oder um den unmittelbaren Lernerfolg. Vielmehr spielen auch sozialpolitische, sprachpolitische und wirtschaftliche Motive eine entscheidende Rolle. Mehrsprachigkeit wird häufig als zentrales Element des schweizerischen Selbstverständnisses verstanden. In diesem Sinn ist Fremdsprachenunterricht nicht nur eine pädagogische, sondern immer auch eine staatspolitische Frage. Dem Argument des nationalen Zusammenhalts liegt u. a. die Idee zugrunde, dass Sprachen als Brückenbauer wirken können: Sie ermöglichen den Austausch zwischen den verschiedenen Sprachgemeinschaften, fördern gegenseitiges Verständnis und tragen so zur gesellschaftlichen Kohäsion bei. Wie Sie aber richtig anmerken, ist dieses Unterfangen sehr viel komplexer, als man auf den ersten Blick annimmt. Der Mehrsprachigkeitsansatz auf Primarstufe bedeutet z. B. eine grosse Herausforderung an die Sprachdidaktik. Wichtig ist m. E., dass ein sachlicher Dialog zwischen Wissenschaftlern, Bildungspolitikern und Lehrpersonen zustande kommt, sodass die Entscheidung über die frühere oder spätere Einführung von einer oder von mehreren Fremdsprachen nicht nur primär politischer Natur ist.

Guten Abend. Was würde gegen eine Fremdsprachenabschaffung sprechen?

Daniel Elmiger: Zum Beispiel die Verfassung: Die fordert in Artikel 70, dass Bund und Kantone sich um das gegenseitige Verständnis kümmern. Sonst gehören Sprachkenntnisse in mehr als einer Sprache zur Bildung, ebenso wie Mathematik und Naturwissenschaften (auch Fächer, die nicht alle mögen).

Der Entscheid, Frühfranzösisch abzuschaffen, wirkt eher radikal. Wäre es nicht möglich, Französisch als Wahlfach anzubieten, für Kinder, die keine weiteren Mathe- oder Deutschlektionen brauchen?

Daniel Elmiger: Mir scheint, das ist eine Scheinlösung. Warum? Oft werden Klassen ab der Sekundarstufe neu zusammengesetzt, und nicht überall wäre es möglich, Frühlernende mit Späterlernenden getrennt zu unterrichten, sodass niemand benachteiligt ist. Und dazu kommt noch: Das Schweizer Schulsystem ist sehr durchlässig, es gibt viele Passerellen, so kann man etwa relativ leicht eine (Berufs-)Matura nachholen, auch wenn man zunächst nicht auf dem Gymnasium war. Wer aber zu früh eine Sprache abwählt, verliert vielleicht unnötig die Möglichkeit, so etwas nachzuholen.

Die Möglichkeit, dass Französisch zu spät und nicht zu früh unterrichtet wird, ist leider noch nie zur Diskussion gestanden. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, im Kindergarten damit zu beginnen?

Daniel Elmiger: Ja natürlich, das ist möglich, aber gerade für so frühen Unterricht braucht es Lehrpersonal, das gut Französisch spricht und das auch mit den Kindern spielen kann, sie trösten kann, wenn mal was nicht so läuft, wie es sollte, usw. Gegenwärtig gibt es wohl nicht genügend Lehrkräfte, die das leisten könnten. Aber es gibt Programme wie z. B. das Neuenburger PRIMA-Programm, das ab dem 4. Schuljahr einsetzt (dort mit Deutsch). Auch sonst gibt es Angebote mit frühem Kontakt mit anderen Sprachen, wenn auch nicht überall.

Guten Abend. Wenn das Frühfranzösisch wegfällt, bedeutet das dann, dass die Schüler mehr Deutschunterricht haben, sodass die Chance besteht, dass sie im Gegensatz zu heute wenigstens wieder einigermassen Deutsch können?

Simone Pfenninger: Danke für Ihre Frage! Sie haben natürlich recht, dass Schulfächer in einer Art Konkurrenz zueinander stehen. Aber wenn das Frühfranzösisch wegfällt, heisst das nicht automatisch, dass die Schülerinnen und Schüler mehr Deutschunterricht bekommen, das hängt von politischen Entscheidungen und konkreten Massnahmen im Lehrplan ab. Gute Lese- und Schreibkompetenz in der Erstsprache aufzubauen, ist auf jeden Fall wichtig. Studien haben z. B. gezeigt, dass es von Vorteil ist, wenn man in der Erstsprache gefestigt ist, um in einer Fremdsprache eine gute Lese- und Schreibkompetenz aufzubauen. Es kommt aber darauf an, was Sie mit «einigermassen Deutsch» meinen…

Wir sind als Familie sehr interessiert, dass es Frühfranzösisch weiter geben wird. Unser Sohn ist in der 6. Klasse und profitiert sehr vom Französischunterricht ab der 5. Klasse. Unsere Tochter kommt nächstes Jahr in die 5. Klasse und wir hoffen sehr, dass sie auch früh mit dem Französisch starten kann. Gibt es eine Initiative pro Frühfranzösisch, welche wir unterstützen könnten?

Daniel Elmiger: In der Schweiz dauert Politik immer recht lange: Auch wenn es eine Änderung gibt, braucht es Jahre bis zur Umstellung, da Lehrpläne geändert werden müssen, Lehrmittel, die Ausbildung der Lehrpersonen, die Stundenpläne und vieles mehr. Derzeit kenne ich keine Initiative pro Frühfranzösisch, aber kommen Sie doch mal in die Westschweiz: Ab Biel können Sie Ihr (und Ihre Kinder ebenfalls) Französisch anwenden.

Guten Tag Ich bin ab und zu beruflich in der Westschweiz unterwegs und mache die Erfahrung, dass die Welschen wenig bis kein Interesse an der deutschen Sprache haben. Ich denke nicht, dass man dort die gleiche Diskussion über den nationalen Zusammenhalt via 2. Landessprache führt wie hier. Das würde vielleicht für einen lockeren Umgang mit dem Frühfranzösisch führen, denken Sie nicht? Alles in allem ist es vielleicht gar nicht so wichtig, wie wir denken. Kommt dazu, dass man eine Sprache ja eh nicht richtig in der Schule lernt, sondern später im Leben, wenn man sich in diesem Landesteil aufhält.

Daniel Elmiger: Ich finde auch, dass man die Schule in der Schule zwar zu lernen beginnen kann: Ohne direkten Kontakt mit der Sprache und den Menschen, die sie sprechen, bleibt sie oft ohne Leben. Im Einzelfall spielt es wahrscheinlich keine grosse Rolle, welche Sprache(n) man miteinander spricht, doch insgesamt ist es schon wichtig, dass man innerhalb eines Landes einander versehen kann, scheint mir.

Wieso sagt man nur Frühfranzösisch? Lernen die Romands Frühdeutsch? Die Urner Frühitalienisch? Und alle sogar Superfrühenglisch? Aus welchem Büro stammt dieses Wort “Frühfranzösisch”? Ich hatte Französisch in der Sek, habe ich das “Spätfranzösisch” gelernt?

Daniel Elmiger: «Früh» und «spät» ist immer relativ, da haben Sie recht. Das «Frühfranzösisch» kommt noch aus dem letzten Jahrhundert, als es (ab den 1970er/1980er-Jahren) früher als noch früher unterrichtet wurde. In der Westschweiz lernt man effektiv früher Deutsch als Französisch in Zürich, zum Beispiel, nämlich ab der 5. Harmos-Klasse (in der Deutschschweiz: ab der 3. Primarklasse).

Tagesschau, 2.9.2025, 19:30 Uhr ; 

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