Das Frühfranzösisch ist umstritten: Nun will auch der Zürcher Kantonsrat das Frühfranzösisch ad acta legen. Eine Motion für späteren Französischunterricht wurde deutlich angenommen. Zürich ist nicht der erste Kanton, der Adieu sagt zum Französisch in der Primarschule. Im Frühling 2025 hat schon das Parlament des Kantons Appenzell Ausserrhoden seiner Regierung in Auftrag gegeben, die Französischlektion in die Oberstufe zu verschieben. Ähnliche Vorstösse gibt es in mehreren Deutschschweizer Kantonen, unter anderem in St. Gallen, im Thurgau und gar im zweisprachigen Bern.
Das sagt die Zürcher Regierung zu den Abschaffungsplänen: Jetzt ist die Kantonsregierung am Drücker. Dabei wollte diese das Frühfranzösisch eigentlich beibehalten. Die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte) nannte den Vorstoss «ein Spiel mit dem Feuer». Denn mit dem Wegfall vom Frühfranzösisch müsste der Kanton Zürich aus dem HarmoS-Konkordat austreten: Dieses ist eine Art Kompromiss zwischen den Kantonen, um den Bildungsflickenteppich zu vereinheitlichen. Es regelt auch den Unterricht der Fremdsprachen.
Bundesrätin Baume-Schneider ist eine Befürworterin vom Frühfranzösisch: Mit der Abkehr vom Französischunterricht in der Primarschule wendet sich also auch der Kanton Zürich gegen die nationale Strategie. Elisabeth Baume-Schneider, Vorsteherin des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI), hat sich immer wieder für das Frühfranzösisch starkgemacht. Die Bundesrätin und ehemalige Erziehungsdirektorin im Kanton Jura beobachtet die Entwicklung mit Besorgnis: «Es gibt eine politische Verantwortung – die sprachliche Vielfalt in unserem Land ist sehr wichtig. Man kann nicht nur am 1. August betonen, dass wir eine Willensnation sind und einander verstehen wollen – und dann nicht daran denken, wie man das macht.»
Die Romandie ist gekränkt, aber nicht überrascht: «Wenn der bevölkerungsreichste, deutschsprachige Kanton das Frühfranzösisch abschafft und gleichzeitig am Frühenglisch festhält, dann empfinden das in der Westschweiz viele als Affront», sagt SRF-Westschweiz-Korrespondent Roman Fillinger. Allzu überrascht sei man aber nicht: «Man weiss, wie umstritten das Frühfranzösisch ist.» Dabei hat Deutsch ab der Primarschule in den französischsprachigen Kantonen einen gefestigten Stand: «Wenn schon, dann geht die Tendenz in der Westschweiz eher zu mehr Deutschunterricht.» Der Lernerfolg werde zwar auch dort als eher bescheiden eingestuft. «Aber in der Romandie herrscht ein breiter Konsens, dass eine frühe Beschäftigung mit der zweiten Landessprache nötig sei, um ein Bewusstsein für die Mehrsprachigkeit der Schweiz zu schaffen.»