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«Arena» zu Löhnen und Renten Gewerkschafterin wirft Arbeitgeberpräsident doppeltes Spiel vor

Kann man im Berufsleben genug ansparen, um im Alter eine würdige Rente zu haben? Auch darüber debattierten Arbeitgeber und Gewerkschafterinnen in der «Arena». Gabriela Medici vom Gewerkschaftsbund wirft dem Präsidenten des Arbeitgeberverbands vor, die Reform der 2. Säule hintertrieben zu haben.

Während Lebensmittel, Mieten und Krankenkassenprämien aktuell teurer werden, sind die Reallöhne in der Schweiz in den letzten zwei Jahren gesunken. In der «Arena» am Freitagabend stand deshalb auch die Frage im Zentrum, ob es heute im Berufsleben möglich ist, genug anzusparen, um im Alter eine würdige Rente zu haben.

Die Gäste in der «Arena»

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Ausserdem im Studio:

Moderiert von Mario Grossniklaus .

Gabriela Medici, Zentralsekretärin Sozialversicherungen Schweizerischer Gewerkschaftsbund (SGB), forderte in der Sendung: «Wir brauchen jetzt dringend höhere Löhne. Die Arbeitgeber können sich das leisten.» Der SGB will zudem allen Rentnerinnen und Rentnern eine 13. AHV-Rente ermöglichen.

In der Diskussion rund um die Reform der zweiten Säule, gegen welche der Gewerkschaftsbund das Referendum ergreift, griff Medici Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt sodann frontal an: Der Arbeitgeberverband habe sich im Parlament zu wenig für den ursprünglichen Sozialpartnerkompromiss eingesetzt, ja gar hinter den Kulissen gegen den eigenen Vorschlag lobbyiert.

«Die Gewerkschaften haben sich quergestellt», widersprach Vogt. Das Parlament habe den Sozialpartnerkompromiss klar abgelehnt. «Wir haben deshalb Hand für eine Lösung geboten.» Nun liege diese Reform vor, die doch einige Verbesserungen vorsehe. So werde etwa die Eintrittsschwelle für die Versicherten gesenkt. Auch Teilzeitarbeitende seien bessergestellt.

«Zudem zahlen die Arbeitgeber in der Schweiz faire, angemessene Löhne», sagte Vogt weiter. Die immer höheren Lohnforderungen der Gewerkschaften bezeichnete er als übertrieben. «Man bekommt den Eindruck, Arbeit sei eine Strafe. Aber sie gibt uns Struktur und Perspektive, wir definieren uns zu einem grossen Teil über sie.»

«Es ist Aufgabe der Arbeitgebenden, möglichst attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen», konterte Magdalena Erni, Co-Präsidentin Junge Grüne. So sei vor allem wichtig, in die Kinderbetreuung zu investieren, damit Eltern mehr Stellenprozente übernehmen können. Auch der zweite Jungpolitiker in der Runde, Marc Rüdisüli, betonte die Wichtigkeit von Anreizen: «Heute zahlen verheiratete Paare in der Regel mehr Steuern als nicht verheirate Paare», so der Präsident der jungen Mitte. Der Zweitverdiener gehe oft nicht arbeiten, weil es sich nicht lohnt, so Rüdisüli weiter. An diesem Punkt müsse das System geändert werden.

Generelle Massnahmen wie Lohnerhöhungen seien nicht zielführend, sagte SVP-Nationalrätin und Unternehmerin Diana Gutjahr. Höhere Löhne führten zu höheren Kosten, welche schliesslich der Konsument zu berappen habe. «Stattdessen müssen wir unbedingt den Staat schlank halten. Wenn die Menschen weniger Steuern zahlen, bleibt mehr vom Lohn übrig. So können sie auch mehr fürs Alter ansparen.»

SP-Ständerat Hans Stöckli plädierte hingegen für die Stärkung der AHV: «Rund elf Prozent aller Neurentner sind auf Ergänzungsleistungen angewiesen. Im Verlauf der Zeit nimmt das zu.» Den verfassungsmässigen Auftrag, existenzsichernd zu sein, könne die AHV somit nicht erfüllen. Weiter zeigte sich Stöckli enttäuscht vom Parlament, das die Wichtigkeit einer fairen BVG-Reform verkannt habe.

Nicht nur die Löhne, auch die Renten dürften weiter für Gesprächsstoff sorgen. So werden aktuell verschiedene Modelle zur Rentenaltererhöhung diskutiert. Und auch eine Abstimmung zur geplanten BVG-Reform scheint wahrscheinlich.

Arena, 05.05.23, 22:25 Uhr

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