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Arzneimittel-Vergütung Hepatitis C: Ärzte kritisieren den Bund

Das Wichtigste in Kürze:

  • Per 1. Mai 2017 weitet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Vergütung der neuen Arzneimittel gegen Hepatitis C aus.
  • Weitere Patientengruppen sollen ohne Einschränkung behandelt werden können.
  • Ärzten geht diese Ausweitung aber noch zu wenig weit .

Was das BAG im letzten November im Konsumentenmagazin «Espresso» angekündigt hat, tritt nun ab 1.Mai in Kraft. Neu können bestimmte Patientengruppen, bei denen die Krankheit schneller fortschreite oder das Übertragungsrisiko erhöht sei, ohne Einschränkung behandelt werden, teilt das BAG mit.

Aidskranke und Drogenkonsumenten

Frühere Beiträge:

Es handelt sich dabei um Patientinnen und Patienten, die sich auch mit dem HI-Virus und/oder dem Hepatitis-B-Virus infiziert haben und um intravenös Drogenkonsumierende. Die Vergütung wurde zudem auch auf Personen ausgeweitet, bei denen eine erste Therapie erfolglos verlaufen ist und die dringend eine weitere Behandlung benötigen. Durch die Ausweitung hätten die Preise einiger Medikamente leicht gesenkt werden können, heisst es.

Derzeit vergütet die obligatorische Krankenpflegeversicherung die neuen, wirksamen Arzneimittel gegen Hepatitis C erst dann, wenn eine moderat fortgeschrittene Lebererkrankung vorliegt oder sich Krankheitssymptome ausserhalb der Leber manifestieren.

Die sehr teuren Therapien würden somit Patientinnen und Patienten mit medizinischem Bedarf vergütet, schreibt das BAG. Dies entspreche den Behandlungsempfehlungen internationaler Leitlinien und der Vergütungspraxis vieler europäischer Länder.

Tausende betroffen

Für das Netzwerk Schweizerische Hepatitis-Strategie reichen die vom BAG ergriffenen Massnahmen nicht aus, um die Krankheit erfolgreich zu bekämpfen. Die Situationsanalyse zeige den dringenden Handlungsbedarf. Die Fachleute gehen von mehreren Zehntausend Betroffenen aus. Es gebe in der Schweiz deutlich mehr Tote durch Hepatitis als durch Aids.

Preise sind viel zu hoch

Wissenswertes:

Eine Senkung der Medikamentenpreise, kombiniert mit der Aufhebung der Rationierung, sei für eine Eliminierung von Hepatitis C in der Schweiz notwendig, schreibt das Netzwerk weiter. «In anderen Ländern mit einem ähnlichen Gesundheitssystem, wie es die Schweiz hat, wie Frankreich oder Norwegen war das auch möglich», sagt Chefarzt Philip Bruggmann, Leiter der Schweizerischen Expertengruppe für virale Hepatitis (SEVHep) gegenüber «Espresso».

Beim BAG heisst es, man sei am Verhandeln mit den Herstellern und sehe eine «gewisse Chance» auf eine Preissenkung. Wären die Preise tiefer, wären wohl auch die Krankenkassen eher bereit, die Kosten aller Hepatitis-C-Erkrankten zu übernehmen.

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