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Asylgesuche in der Schweiz Bund geht bei der laufenden Asylprognose über die Bücher

  • In Europa sind die Asylgesuche im ersten Halbjahr um fast ein Viertel zurückgegangen.
  • In der Schweiz ist der Rückgang schwächer. Seit Juni liegen die monatlichen Asylzahlen wieder über jenen des Vorjahres.
  • Jetzt überprüft der Bund seine Prognose für das laufende Jahr.

In Europa kommen weniger Geflüchtete an, als in den vergangenen Jahren. Im ersten Halbjahr lagen die Asylgesuchzahlen 23 Prozent tiefer als im ersten Halbjahr 2024. Das zeigen Zahlen der EU-Asylagentur EUAA.

Leere Betten im Bundesasylzentrum Grand-Saconnex in Genf.
Legende: Leere Betten im Bundesasylzentrum Grand-Saconnex GE: Der Bund hat im Juli die Wiederinbetriebnahme von drei Bundesasylzentren angekündigt, wegen steigender Gesuchzahlen. KEYSTONE / CYRIL ZINGARO

Die Schweiz kann jedoch kaum von der Entlastung profitieren. In den letzten Monaten ist die Zahl der Asylgesuche sogar so stark angestiegen, dass der Bund seine Prognose für das laufende Jahr überprüft.

Schweiz profitiert nicht von Machtwechsel

Hauptgrund für den Rückgang der Asylgesuche in Europa ist der Machtwechsel in Syrien. Nach der Absetzung von Langzeitherrscher Bashar al-Assad im Dezember hat die Zahl der Gesuche von Menschen aus Syrien europaweit um zwei Drittel abgenommen.

Die Schweiz war allerdings nie ein wichtiges Zielland für Geflüchtete aus Syrien. «Das sind insbesondere Deutschland, Österreich und Griechenland», sagt Reto Kormann vom Staatssekretariat für Migration SEM auf Anfrage.

«Deshalb ist bei uns der Rückgang der Gesuche nicht im gleichen Mass ausgefallen wie im Rest von Europa.» Immerhin: Im Vergleich mit dem ersten Halbjahr 2024 sanken die Asylgesuche auch in der Schweiz um 18 Prozent.

Tiefe Zahlen nur Anfang Jahr

Besonders tiefe Zahlen verzeichnete die Schweiz allerdings vor allem Anfang des Jahres. Üblicherweise steigen die Gesuchszahlen im Spätsommer an, weil Migration in den Sommermonaten einfacher ist.

Allerdings setzte der Anstieg in diesem Jahr früher ein: Im Mai hat sich der Anstieg beschleunigt, seit Juni liegen die Gesuchzahlen über den Werten des Vorjahresmonats – und dazu kommt noch ein Sondereffekt.

Denn noch deutlicher ist der Effekt bei den Primärgesuchen. Das sind Gesuche, die Antragsteller erstmals einreichen, ohne etwa einen Bezug zu einem Familienmitglied in der Schweiz zu haben. Oft sind es junge Männer, die in den Asylstrukturen von Bund und Kantonen untergebracht werden.

Keine Zweitgesuche von Afghaninnen mehr

Bei diesen Primärgesuchen liegen die Zahlen bereits seit März über jenen von 2024. Dass die Gesamtzahl der Asylgesuche im ersten Halbjahr auf den ersten Blick tief ausfällt, hat auch damit zu tun, dass 2024 zahlreiche Frauen aus Afghanistan ein zweites sogenanntes Sekundärgesuch gestellt haben. Das SEM hatte zuvor seine Bewilligungspraxis angepasst.

Aussagekräftiger ist deshalb ein Vergleich mit dem Jahr 2023. Damals stellten insgesamt über 30'000 Menschen in der Schweiz ein Asylgesuch. Und im laufenden Jahr liegen die Zahlen in fast allen Monaten in vergleichbarer Höhe wie 2023.

Bund überprüft Jahresprognose

Der Bund hat deshalb bereits im Juli angekündigt, drei vorübergehend geschlossene Bundesasylzentren wieder zu öffnen: jene in Moudon VD, Dübendorf ZH und Eigenthal LU mit je 200 Plätzen.

Wir sind daran, die Prognose für das Jahr 2025 zu überprüfen.
Autor: Reto Kormann Mediensprecher, Staatssekretariat für Migration

Und das Staatssekretariat für Migration überprüft aktuell die Anfang Jahr gestellte Prognose von 24'000 Asylgesuchen. «Wir sind daran, die Prognose für das Jahr 2025 zu überprüfen und werden sie demnächst präsentieren», sagt Reto Kormann vom SEM.

In Europa also sorgt der Machtwechsel in Syrien für eine gewisse Entspannung im Asylwesen. In der Schweiz aber deuten die zuletzt steigenden Zahlen auf einen intensiven Asylherbst hin.

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Echo der Zeit, 13.9.2025, 18 Uhr

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