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Atemwegserkrankung bei Kindern RS-Virus: «Dieses Jahr ist die Krankheitswelle im Maximalbereich»

In den Kinderspitälern sind die Betten derzeit voll, nicht wegen Corona oder der Grippe, sondern wegen des RS-Virus, das die Atemwege angreift. Christoph Berger, Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene am Kinderspital Zürich, erklärt, was es mit dem Virus auf sich hat.

Christoph Berger

Kinderarzt und Infektiologe

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Christoph Berger ist Kinderarzt und Infektiologe am Universitätsspital Zürich. Er ist zudem Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF).

SRF News: Wie sieht die Situation zurzeit im Kinderspital Zürich aus?

Christoph Berger: Es ist eine grosse Herausforderung im Moment. Das betrifft kleine Kinder, vor allem Säuglinge im ersten Lebensjahr. Es führt zu schweren Atemweginfektionen. Die Kinder brauchen unter Umständen zusätzlichen Sauerstoff oder können nicht mehr selbst genügend trinken. Aktuell sind über 30 Kleinkinder mit diesen Symptomen im Kinderspital Zürich.

Was ist RSV?

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RSV steht als Abkürzung für das menschliche Respiratorische-Synzytial-Virus. Das Virus ist verantwortlich für die meisten Fälle von akuter Bronchitis bei Säuglingen und kleinen Kindern. RSV verursacht jährliche Epidemien im Herbst und Winter. In der Schweiz tritt im Rhythmus von zwei Jahren jeweils eine stärkere Epidemie auf.

Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt durch Tröpfcheninfektion bei engem Kontakt, wobei Bindehaut und Nasenschleimhaut die Eintrittspforten bilden. Eine Übertragung ist auch durch verunreinigte Gegenstände und Oberflächen (auch Hände) möglich.

Die Ansteckungsfähigkeit besteht in der Regel 1 bis 5 Tage. Sie erreicht ihren Höhepunkt während der ersten Tage der Erkrankung.

Dieses Virus wütet jedes Jahr. Was sind die Gründe dafür, dass es heuer so viele Betroffene gibt?

Solche Wellen gibt es zu Beginn jeder Wintersaison. Das war schon vor der Pandemie so. Dieses Jahr ist diese Welle in einem Maximalbereich, wenn man vergleicht mit anderen Jahren.

Jetzt zirkulieren die Viren wieder frei.

Warum wütet es jetzt schon?

Wir gehen davon aus, dass während den zwei Jahren der Pandemie weniger dieser Viren zirkuliert sind, weil wir Massnahmen zur Einschränkung der Zirkulation der Covidviren getroffen haben. Das hat sich auf alle Viren ausgewirkt. Wir hatten weniger Influenza-Infektionen, auch weniger RSV. Das wird bis zu einem gewissen Grade nachgeholt, weil diese Viren nicht zirkuliert sind und es auch bei den grösseren Kindern weniger Immunität dagegen gibt. Jetzt zirkulieren die Viren wieder frei. Wir haben deshalb auch nicht nur Säuglinge, sondern mehr ältere Kinder, die daran erkranken.

Wir sind zuversichtlich, dass wir diese Versorgung gewährleisten können.

Wie meistert man die Situation am Kinderspital? Was sind die Folgen für die Patienten, die Patientinnen?

Wir müssen die Kapazitäten schaffen, dass wir Kinder, die Spitalpflege brauchen, aufnehmen können. Das ist eine grosse Herausforderung. Wir haben einen Stufenplan, um das möglich zu machen. Ab und zu muss man auch Kinder je nach Kapazitätsengpass zwischen Spitälern verschieben. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir diese Versorgung gewährleisten können.

Ein schlafendes Baby
Legende: Das Virus trifft vor allem Kinder im ersten Lebensjahr. Keystone/AP Photo/Ricardo Hernandez

Für Erwachsene ist dieses Virus nicht besonders gefährlich. Wie gefährlich ist es für Kleinkinder?

Für Kleinkinder ist es im Prinzip auch nicht gefährlich, wenn man die richtigen Massnahmen trifft, wenn wir sicherstellen können, dass die Kinder Flüssigkeit und Ernährung bekommen. Und wenn wir sicherstellen können, dass sie gut mit Sauerstoff versorgt sind, dann geht es diesen Kindern gut und sie erholen sich wieder. Das braucht Geduld. Ein kleiner Teil von Kindern muss künstlich beatmet werden. Wenn man das rechtzeitig macht, geht es auch bei diesen gut. Dass ein Kind daran stirbt, ist sehr selten in unseren Breitengraden.

Dass ein Kind daran stirbt, ist sehr selten in unseren Breitengraden.

Vielleicht können Sie Eltern einen Tipp geben: Ab wann muss man ins Spital? Wie äussert sich dieses Virus?

Das Kind ist erkältet, hat eine verstopfte Nase und hustet. Es kann auch nicht mehr die übliche Menge trinken. Es ist offensichtlich, dass es eine Infektion der Atemwege mit viel Sekret hat. Dann ist es angezeigt, es zur Kinderärztin oder zum Kinderarzt zu gehen und er oder sie schickt die Eltern mit dem Kind dann weiter in die Kinderklinik, wenn das notwendig ist und wenn sie hospitalisiert werden müssen. Wir machen alles, was möglich ist, aber es braucht Geduld, und die Spitäler sind an der Belastungsgrenze.

Das Gespräch führte Vera Deragisch.

SRF 4 News, 18.11.2011, 10.10 Uhr ; 

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