Die kälteren Monate haben begonnen und damit auch die Zeit von saisonalen Grippen und anderen Viruserkrankungen. So auch das Respiratorische Synzytial-Virus. Der Immunologe Johannes Trück erläutert, wieso es zu vermehrten Erkrankungen kam und wie man Babys schützen kann.
SRF News: Wie gefährlich sind RS-Viren?
Johannes Trück: Das respiratorische Synzytial-Virus oder RSV ist eine Viruserkrankung. Diese Infektion betrifft alle Menschen in der Bevölkerung, aber bei älteren Kindern und Erwachsenen verursacht sie hauptsächlich eine normale Erkältung. Bei kleinen Kindern, vor allem unter einem Jahr, kommt es durch anatomische Verhältnisse zu schwereren Erkrankungen. Wenige von diesen Kindern müssen im Winter in das Spital eingewiesen werden.
Eine Impfung gibt es noch nicht. Wie schützen Sie diese Kinder?
Eine sehr kleine Gruppe weist ein deutlich höheres Komplikationsrisiko auf als gesunde Kinder. Das betrifft vor allem Kinder mit schweren Herzerkrankungen, Frühgeborene, vor allem mit Lungenerkrankungen, Kinder mit chronischen Lungenerkrankungen und diejenigen mit seltenen Erkrankungen des angeborenen Immunsystems. Diese Kinder können wir mit einer Art passiven Impfung schützen. Das ist eine Verabreichung von künstlichen Antikörpern, die in den Muskel injiziert werden. Das muss man regelmässig jeden Monat machen.
Warum hat die Infektion dieses Jahr schon früher angefangen?
Sie hat nicht früh, sondern spät angefangen. Wir hatten einen Ausfall der Infektionen im Winter 2020/2021. Dadurch hat sich eine grössere Bevölkerungsgruppe aufgebaut, die mit dem Virus noch nie in Kontakt gekommen ist.
Auch die älteren Kinder und Erwachsenen verlieren langsam ihren Schutz.
Auch die älteren Kinder und Erwachsenen verlieren langsam ihren Schutz. Durch den nun selteneren Gebrauch von Masken und weniger Abstandsregeln und Massnahmen kam es nun dazu, dass das Virus vermehrt in der Bevölkerung zirkulierte.
Worauf sollten sich Eltern bei ihren Kindern achten, wenn diese vom RS-Virus betroffen sind?
Das Hauptproblem ist weniger das Virus selbst, sondern unsere Abwehr dagegen. In diesem Fall der Schleim, der sich durch die Entzündung und die Erkrankung bildet. Er ist bei kleinen Kinderkörpern das Problem. Sie haben Mühe mit der Atmung.
Man kann den Kindern die Mühe beim Atmen ansehen und weniger Ausscheidungen bemerken.
Sie atmen schneller und angestrengter und verlieren die Kraft zum Trinken. Man kann den Kindern die Mühe beim Atmen ansehen und weniger Ausscheidungen bemerken. Das baut sich in der Regel über Tage auf und man muss es gut beobachten.
Wie bereiten Sie sich auf die kommenden kalten Wintermonate im Kinderspital vor?
Wir sind als Kinderspitäler sehr gut auf intensive Winter vorbereitet. Unser Hauptaugenmerk liegt auf den Atemwegserkrankungen. Wir werden wie immer im Winter viel zu tun haben. Falls eine RS-Welle, Corona-Welle und eine Grippe zusammenkommen würden, wären wir sehr gefordert.
Das Gespräch führte Zoe Geissler.