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Auch dank Klimawandel Der beste Wein der Schweiz kommt jetzt auch aus Biel

Einst belächelt, heute ausgezeichnet: Die Weinbauregion am Bielersee ist im Aufschwung. Auch dank des Klimawandels.

Die steilen Rebberge am Bielersee gehören nicht zu den bekanntesten Weinbauregionen der Schweiz. Und dennoch: Gerade von hier kommen besonders gute Weine. Hier befindet sich gar das «Weingut des Jahres 2021». Es ist der Johanniterkeller in Twann von Martin Hubacher und Michaela Gabriel. Die beiden teilen sich die Auszeichnung mit dem Waadtländer Weingut Domaine Kursner aus Féchy.

Porträt
Legende: Martin Hubacher und Michaela Gabriel betreiben den Johanniterkeller in Twann. Marielle Gygax/SRF

Auch ein paar Tage nach dem Erhalt der Auszeichnung ist der Berner Winzer Martin Hubacher noch überwältigt. «Wir sind mehr als nur überrascht und können es kaum fassen.» Für ihn ist die Auszeichnung zum Weingut des Jahres der Lohn für die 30-jährige Arbeit auf dem mit sechs Hektaren Reben eher kleinem Rebgut. «Die Auszeichnung zeigt, dass wir den richtigen Weg gegangen sind – auch wenn er oft steinig war.»

Was ist der Grand Prix du Vin Suisse?

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Menschen, die sich freuen
Legende: Die Gewinner 2021. zvg/Vinum


Auf der Berner Gala des Schweizer Weins wurden Mitte Oktober 39 Weine gekürt – nach einer Degustation von 2821 Weinen von 455 Produzenten. Zum ersten Mal in der Geschichte des Wettbewerbs haben zwei Weingüter nach Auswertung aller Kriterien exakt die gleiche Punktzahl erhalten und teilen sich damit den Titel «Schweizer Weingut des Jahres 2021».

Eine Weinkellerei darf sich «Weingut des Jahres» nennen, wenn sie zusätzlich bei drei Kriterien die beste Gesamtpunktzahl erreicht: das beste Verhältnis zwischen den Gold- und Silbermedaillen und der Anzahl der präsentierten Weine, die grösste Anzahl der nominierten Weine und die grösste Anzahl der prämierten Weine. Der Preis wird durch das europäische Fachblatt Vinum und die Weinorganisation Vinea vergeben.

Mit «steinig» meint Martin Hubacher unter anderem das Wetter. Gerade dieses Jahr muss er wegen Hagelunwetter massive Ernteeinbussen hinnehmen. Das ist besonders ärgerlich, weil das Interesse an seinen Weinen dank der Auszeichnung deutlich steigt und er der Nachfrage nicht gerecht werden kann.

Dennoch freut sich der Winzer aus Twann sehr über die Auszeichnung. Nicht nur für sich, sondern für die ganze Weinbauregion am Bielersee. «Viele andere Betriebe hier hätten die Auszeichnung auch verdient.» Die Auszeichnung sei ein Meilenstein für die ganze Region. «Wir wissen, dass wir gute Weine haben. Nun werden es auch andere bemerken.» Er hofft, dass durch die Auszeichnung die Weinbauregion am Bielersee mit den steilen Rebbergen am Jurasüdfuss bekannter wird. In den Augen von Martin Hubacher hätte sie es verdient.

Tatsächlich war der Ruf der Bielerseeweine nicht immer der beste, nun mischen sie ganz oben mit – was mit der aktuellen Auszeichnung deutlich wird. «Für die Fachleute ist diese Entwicklung nicht überraschend», sagt Thomas Vaterlaus, Mitorganisator des Grand Prix. «Die Weine aus dieser Region sind besonders elegant, was für die Fachwelt ein wichtiges Kriterium ist.» Der Weinexperte lobt, wie in dieser Region die letzten Jahre gearbeitet wurde.

In den Regionen am Bieler-, Thuner- und Zürichsee wird es nicht ganz so heiss wie andernorts – und das ist gut für den Wein.
Autor: Thomas Vaterlaus Weinexperte

Zudem: Die Bielerseeregion gehört beim Weinanbau zu den Gewinnern der Klimaerwärmung, so wie andere Weinregionen auch, zum Beispiel am Thuner- oder Zürichsee. «Diese Regionen profitieren beim Weinanbau von den neuen Bedingungen.»

Es wird zwar wärmer, aber auch nicht zu heiss. Da Gebiete mit den Reben etwas höher gelegen sind, herrschen thermische Winde vor. So reifen die Trauben gut, werden aber auch nicht zu süss. Oder im Fachjargon: Hier lassen sich gut Weine keltern, bei welchen das Verhältnis von Süsse und Säure ausgewogen ist. «Diese kleinen Weinbauregionen sind da im Vorteil», so der Weinexperte.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 25.10.2021, 17:30 Uhr, ; 

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