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Grosser Ernteausfall im Wallis Weinreben stehen unter Polizeischutz – aus Angst vor Diebstählen

Weil die Ernteausfälle bei gewissen Winzern gross sind, wird befürchtet, dass sie Trauben des Nachbars stehlen.

In den Weingebieten herrscht Hochbetrieb. Die Winzerinnen und Winzer haben begonnen, ihre Arbeit des letzten Jahres zu ernten. Auf gewissen Parzellen sind jedoch nicht viele Trauben übrig. Der Frost, der Hagel und die Pilzkrankheit Mehltau haben teilweise zu grossen Ausfällen geführt.

Die Befürchtung ist gross, dass es zu Diebstählen kommt.
Autor: Jean-Michel Delaloye Winzer in Chamoson

Im Kanton Wallis wird deshalb befürchtet, dass es zu Trauben-Diebstählen kommt. Die Krux: Nicht alle Parzellen sind gleich stark betroffen.

Trauben
Legende: Die Unterschiede sind teilweise auf demselben Weinberg zu sehen. Während gewisse Trauben komplett verdorrt sind, sehen andere direkt daneben sehr gut aus. SRF

«Auf dieser Parzelle gibt es einen Ausfall von 90 Prozent», sagt Jean-Michel Delaloye, Winzer in Chamoson. Die Trauben direkt daneben jedoch seien sehr gut. Die Vereinigung der Landwirtinnen und Landwirte in Chamoson befürchtet deshalb, dass jene Winzerinnen und Winzer mit einem grossen Ausfall die Trauben von anderen stehlen, um die Ernte aufzubessern.

Bereits Aprikosen gestohlen

Denn genau dies sei bereits bei den Spargeln und bei den Aprikosen passiert. Auch bei den Aprikosen kam es aufgrund des Frostes teilweise zu einem Totalausfall der Ernte. Bei einem, der noch gesunde Früchte hatte, wurden mehrere hundert Kilogramm Aprikosen gestohlen.

In Chamoson seien die Weinparzellen zudem stark zerstückelt. Über 1000 Winzerinnen und Winzer würden rund 6000 Parzellen bewirtschaften. Da wisse man nicht immer, wem welche Reben gehören und es falle auch kaum auf, wenn man beim Nachbarn Trauben erntet und damit stiehlt.

Weinreben
Legende: Die 6000 Parzellen in der Gemeinde sind zerstückelt. Wem welche gehört, ist oft nicht sofort ersichtlich. SRF

Auf Bitten der Vereinigung haben die Gemeinden Chamoson und Vétroz deshalb während der Erntezeit ein Verbot ausgesprochen. Niemand Fremdes darf während dieser Zeit die Parzellen betreten.

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«In diesem Jahr ist das Risiko tatsächlich gross. Noch nie vorher ist es zu solch grossen Unterschieden gekommen», sagt Claude Crittin, Gemeindepräsident von Chamoson. Wenn sie etwas tun könnten, würden sie das machen. Und so patrouilliert der Feldweibel der Gemeinden vor allem in der Nacht in den Weinreben. Von oben schaut er mit einer Wärmebildkamera auf die Reben hinunter, ob er etwas Verdächtiges sieht.

Auch die Gemeindepolizei ist unterwegs und führt Kontrollen durch. Die Wanderwege sind davon nicht betroffen, die Parzellen darf man jedoch nicht betreten – Schilder weisen darauf hin.

Mehrere hundert Kilogramm gestohlen

Trotz Verbot, trotz Kontrollen, trotz Wärmebildkamera: In Chamoson wurden vor ein paar Tagen mehrere hundert Kilogramm Trauben gestohlen. «Da wurde eine Rotweinsorte gestohlen, die als Spezialität gilt. Der Verdacht liegt nahe, dass sich jemand dies gezielt ausgesucht hat», sagt Mathias Volken von der Walliser Kantonspolizei.

Traubendiebstähle gab es bereits in den letzten Jahren immer wieder. Einige Diebe gehen geschickt vor, indem sie beispielsweise nur jeden zweiten Rebstock ablesen, sagt François Montet, Präsident der Waadtländer Winzerinnen und Winzer. Somit merke man oft erst viel später, dass man bestohlen wurde. Zudem würden meistens ganz bestimmte Mengen gestohlen. Zum Beispiel 300 Kilogramm: Genau so viel wie es braucht, um ein 250-Liter-Fass herzustellen. «Aus meiner Sicht sind es fachkundige Amateure, die etwas ausprobieren und selber keltern wollen», so Montet. Wenn es sich um kleinere Mengen handle oder man den Diebstahl erst spät merke, verzichte man oft auf eine Anzeige. Deshalb geht auch die Kantonspolizei Wallis von einer Dunkelziffer aus.

Einzelne Winzerinnen und Winzer – vor allem jene mit sehr seltenen Trauben und jene mit einem grossen Ausfall – überlegen sich nun, Überwachungskameras zu installieren.

Alte Tradition in Genf

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Die Gemeinde Chamoson kannte ein sogenanntes «Mise à ban» bereits vor rund 20 Jahren. Damals war es üblich, die Parzellen während der Erntezeit zu sperren. Das Verbot war jedoch nicht mehr nötig und wurde aufgehoben. Für dieses Jahr hat die Gemeinde erneut ein Verbot erlassen. Ob sie dies künftig wieder jedes Jahr einführen wird, lässt sie offen.

Im Kanton Genf ist dieses Verbot der Weinreben während der Erntezeit eine alte Tradition, die bis heute beibehalten wurde. Sie gehe auf die Zeit Calvins zurück und deren Spuren, die sich ins Jahr 1500 zurückverfolgen lassen, sagt der zuständige Winzer der Republik und des Kantons Genf auf Anfrage. Die Kantonsregierung legt den Startzeitpunkt jeweils in Absprache mit den Winzerinnen und Winzern fest – je nach Reifegrad der Trauben ist es früher oder später. Das scheint zu funktionieren: In den letzten Jahrzehnten sei im Kanton Genf kein Fall von Diebstahl zwischen Winzern bekannt.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 04.10.2021, 17:30 Uhr

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