Mit 43 wagte sie einen Neustart. Claudia Hartmann, ausgebildete Dekorationsgestalterin und Spielgruppenleiterin, stieg in den Lehrerberuf ein. Dafür besuchte sie im letzten Sommer das «Starter Kit» der Pädagogischen Hochschule Schwyz, einen fünftägigen Crashkurs.
Sie wolle vor allem den Lehrplan 21 kennenlernen, sagte sie damals. Denn: «In der Spielgruppe steht das Spiel im Fokus, im Kindergarten hat man einen Bildungsauftrag. Das sind zwei Paar Schuhe.»
Jetzt, ein halbes Jahr später, bilanziert Claudia Hartmann: «Der Lehrplan 21 ist sehr präsent. Und sehr umfangreich.» Die Umsetzung sei derzeit noch «eine grosse Herausforderung».
Eine Rolle spielt dabei auch Hartmanns Lernumfeld: Sie unterrichtet nicht in einem herkömmlichen Klassenzimmer, sondern im Tierpark-Kindergarten in Goldau.
Umgemünzt auf ihren Alltag bedeutet dies: Sie bringt den Kleinen nicht nur bei, den Bleistift korrekt in der Hand zu halten. Sondern hilft ihnen auch, draussen die Jacke anzuziehen. Oder bei Regen die Kapuze hochzuklappen.
Auch wenn die Kinder viel Zeit im Freien verbringen: Die Lernziele bleiben dieselben. Am Ende des Jahres sollen die Mädchen und Buben beispielsweise ihren Namen schreiben können. Hartmann sagt: «Das machen wir spielerisch, zum Beispiel beim Gestalten eines Arbeitsblattes. Oder sie schreiben ihren Namen anhand einer Vorlage nach.»
Den administrativen Aufwand hat sie unterschätzt
Dass sie ohne Diplom unterrichte, sei kaum ein Thema. Im Lehrpersonenteam der zuständigen Schule in Lauerz habe man sie mit offenen Armen empfangen. «Es war für niemanden ein Problem, dass ich eine Quereinsteigerin bin.»
Trotz der fehlenden pädagogischen Ausbildung fühlt sich Hartmann für den Job gerüstet. «Mit dem ‹Starter Kit› konnte ich mir einen guten Überblick darüber verschaffen, wie die Schule im Kanton Schwyz aufgebaut ist. Auch der Austausch mit Personen, die im gleichen Boot sitzen, war wertvoll.» Eins zu eins habe sie aus dem Kompaktkurs aber nichts übernehmen können.
Teamsitzungen, Weiterbildungen oder Besprechungen mit den Eltern: Es läuft schon dies und das noch nebenbei.
Claudia Hartmann ist daher dankbar, auf ihre Pensenpartnerin zählen zu dürfen. «Das Teamteaching ist eine gute Variante. Man steht nicht alleine da. Es denkt und plant immer noch jemand mit.»
Etwas unterschätzt habe sie den administrativen Aufwand. «Teamsitzungen, Weiterbildungen oder Besprechungen mit den Eltern: Es läuft schon dies und das noch nebenbei.»
Befragung zeigt: Lehrpersonal ist stark belastet
Jüngst hat im Kanton Schwyz eine Befragung ergeben, dass sich 64 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer stark belastet fühlen. Am meisten zu beissen haben sie an administrativen Pflichten, der Umsetzung von Schulreformen sowie der Heterogenität innerhalb der Klasse.
Claudia Hartmann fühlt sich – nach bloss einem halben Jahr – noch längst nicht ausgebrannt. «Aber bei langjährigen Lehrpersonen kann ich mir schon vorstellen, dass dies ein grosses Thema ist.»
Solche Ausfälle würden einen «Rattenschwanz» nach sich ziehen. «Leute fehlen und andere müssen einspringen, obwohl sie selber genug zu tun hätten.» Dass sich dann auch ein Team immer wieder frisch finden müsse, könne schwierig sein.
Davon will sich Hartmann aber nicht abschrecken lassen. Sie ist motiviert – und könnte sich gut vorstellen, auch längerfristig im Tierpark zu unterrichten. Es sei «lässig» zu sehen, welche «Gümp» die Kleinen bereits in der kurzen Zeit gemacht hätten. «Und wie viel sie aufsaugen von dem, was wir liefern.»