Schon bevor das Konzert der britischen Hornistin Sarah Willis und ihrer kubanischen Band anfängt, schiesst das Publikum eifrig Fotos. Die aufblasbare Konzerthalle Ark Nova ist ein spannendes Sujet: Dank ihrer organischen Form, der knalligen Farbe – und wegen der begrenzten Zeit, in der sie in Luzern steht. Die Ark Nova ist Teil des diesjährigen Lucerne Festival, dem grössten Klassik-Festival der Schweiz.
Niemand weiss, wann, wo und ob sie überhaupt wieder einmal erlebt werden kann (siehe Box).
Legende:
Das erste Konzert in Luzern war fast ausverkauft.
SRF / Sämi Studer
Am Vorabend konzertierte Sarah Willis bereits zusammen mit den Berliner Philharmonikern im KKL, dem Kultur- und Kongresszentrum Luzern. In der aufblasbaren Konzerthalle, welche auf der gegenüberliegenden Seite des Luzerner Seebeckens aufgebaut wurde, geht es nun etwas lockerer zu und her.
Nicht nur die kubanischen Rhythmen bringen das Publikum – gegen Ende wird getanzt! – ins Schwitzen, auch die Kunststoffhalle trägt dazu bei. «Es ist ganz schön heiss», sagt eine Besucherin nach dem rund einstündigen Konzert. Und ergänzt lächelnd: «Ich bin froh, kann ich jetzt an die frische Luft!»
Die Geschichte der Ark Nova
Box aufklappenBox zuklappen
Die Geschichte der Ark Nova ist direkt mit dem Lucerne Festival verbunden, respektive dessen langjährigem Intendanten Michael Haefliger. Er war es, der 2011 den Anstoss für den Bau der mobilen Konzerthalle gab.
Die Ark Nova war eine künstlerische Antwort auf die dreifache Katastrophe in Japan 2011. Die Leute in den zerstörten Gebieten sollten dank ihr trotzdem Konzerte besuchen können. Michael Haefliger kontaktierte Freunde in Japan und organisierte Geldgeber.
Entwickelt haben das aufblasbare Gebilde der britische Künstler Anish Kapoor und der japanische Architekt Arata Isozaki. Erstmals aufgestellt wurde die Ark Nova im Jahre 2013 in Matsushima an der nordjapanischen Pazifikküste. Es folgten drei weitere Standorte innerhalb des Landes. Die Ark Nova wurde jeweils für Konzerte genutzt.
Zuletzt wurde die Halle 2017 in Tokio aufgeblasen. Seither war sie in Japan eingelagert. Nach Luzern gelangte das 1.7 Tonnen schwere Gebilde per Schiff und Lastwagen.
Nach den Konzerten des Lucerne Festivals wird die Halle wieder demontiert, verpackt und zurück nach Japan geschickt. Weitere Konzerte sind dort aktuell nicht geplant.
Die Ark Nova hat eine nur wenige Millimeter dicke Kunststoffhaut. Sie fühle sich wie in einem Schneckenhaus, sagt eine andere Konzertbesucherin. Sie meint es im Positiven, es sei sehr «cosy» hier, also gemütlich.
Legende:
300 Plätze bietet die temporäre Konzerthalle, am Lucerne Festival sind 35 Konzerte in ihr geplant.
SRF / Sämi Studer
«Imposant», «sehr speziell», «einzigartig», sind weitere Kommentare der Konzertbesucherinnen und –besucher. Keine Frage: Die Ark Nova, diese ungewöhnliche Konzerthalle, die als Traglufthalle ohne Tragekonstruktion auskommt, begeistert das Publikum.
Legende:
In dunkler Umgebung und mit eingeschalteter Innenbeleuchtung entfaltet die Ark Nova ihre ganze Schönheit.
ZVG / LUCERNE FESTIVAL / Seraina Wirz
Keine lobenden Worte gibt es hingegen für die Akustik. «Die Halle ist nicht für Musik geeignet», findet eine Besucherin, «es war enttäuschend». Ihr Partner pflichtet ihr bei. Die Ark Nova sei für vieles geeignet – nicht aber für Konzerte.
Legende:
Von Aussen lässt sich nur schwer erahnen, wie sich die Ark Nova im Innern präsentiert.
ZVG / LUCERNE FESTIVAL / Seraina Wirz
Ein anderer Besucher des Konzerts von Willis ist gnädiger im Urteil: «Die Akustik ist nicht das Entscheidende an diesem Konzert», sagt er. Es sei ja nicht Mahler oder Beethoven. Hier gehe es darum, das Publikum zu packen, den Funken fliegen zu lassen – und das habe hervorragend funktioniert.
Legende:
Ziemlich futuristisch hier drin! Mit einem klassischen Konzertraum hat die Ark Nova nicht viel gemeinsam.
ZVG / LUCERNE FESTIVAL / ANISH KAPOOR