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Zwei Bürgermeister aus Bangladesch und Tansania informieren sich an einem Zürcher Markt über nachhaltige Ernährung
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 07.03.2024. Bild: Helvetas /Madlaina Lippuner
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Austausch mit Partnerstädten Wie die Stadt Zürich Entwicklungshilfe auf Augenhöhe leisten will

Zum ersten Mal zeigt die Stadt Zürich auf, in welche ausländischen Projekte jährlich acht Millionen Franken fliessen.

Am sogenannten «Foodsave Markt» in Zürich Altstetten wird überschüssiges Gemüse günstiger verkauft, im Sinne der Nachhaltigkeit. An diesem Nachmittag im März stürzen sich auch zwei Männer ins Marktgetümmel, die von weit her nach Zürich gereist sind – auf Einladung der Stadt.

Dormohamed Issa Rahmat kommt aus Tansania und amtet als Bürgermeister von Mbeya, einer Stadt im Südwesten des Landes, nahe der sambischen Grenze. Mahabubur Rahman ist Bürgermeister von Cox's Bazar, einer Küstenstadt im Süden Bangladeschs.

Mit den beiden Städten und fünf weiteren führt Zürich sogenannte Städtekooperationen. Diese haben zum Ziel, die Lebensqualität in den jeweiligen Städten zu verbessern. Der regelmässige Austausch von Wissen und Erfahrungen soll helfen, gemeinsam besser zu werden, so die Idee.

In Cox's Bazar unterstützt die Stadt Zürich zum Beispiel ein Projekt, welches der lokalen Bevölkerung besseren Zugang zu Nahrung ermöglichen will. In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Hilfswerk Helvetas werden Kurse angeboten, die das Bewusstsein der Bevölkerung für den Nährwert von Lebensmitteln und für gute Praktiken bei der Lagerung, Zubereitung und dem Kochen schärfen sollen.

Frauen und Kinder sitzen am Boden und tauschen sich aus.
Legende: Unter der Anleitung von «leitenden Müttern», die vom Projekt geschult wurden, treffen sich die Frauen, um zu lernen, wie sie ihr Gemüse kochen. Die Familien werden ermutigt, ihr eigenes Bio-Gemüse anzubauen. Helvetas/Madlaina Lippuner

Dieses Engagement erfolgt im Auftrag der Zürcher Bevölkerung. 2019 beschloss diese an der Urne, dass die Stadt Zürich jährlich mindestens 0.3 Steuerprozente für die Ent­wicklungs­zusammen­arbeit ausgeben muss. Rund acht Millionen Franken pro Jahr werden so in ausländische Projekte investiert, zum Beispiel in Kooperationen mit den Städten in Bangladesch oder in Tansania.

Cox's Bazar wächst rasant

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In Bangladesch ziehen immer mehr Menschen aus Dörfern in mittelgrosse Städte, auch nach Cox's Bazar. Für eine schnell wachsende Bevölkerung ein angemessenes Haus, Wasser, Gesundheitsversorgung oder Zugang zu Schulen zu gewährleisten, wird zur grossen Herausforderung.

Viele Familien leben in informellen Siedlungen in Gebieten, die Sturzfluten und Erdrutschen ausgesetzt sind. Viele von ihnen haben kaum Zugang zu sauberem Wasser und angemessenen Toiletten. Oft müssen sie sich auf prekäre Arbeitsplätze und ein unsicheres Einkommen einstellen, wodurch sie einem grossen Risiko von Armut und Unterernährung ausgesetzt sind.

In der Küstenstadt leben ausserdem fast eine Million Rohingya, die vor der Gewalt im benachbarten Myanmar geflohen sind. Das Flüchtlingslager gilt als grösstes der Welt.

Quelle: Helvetas

Die Stadt Zürich wolle so im Kleinen und möglichst lokal helfen, sagt Anna Schindler, die Direktorin der Zürcher Stadtentwicklung. «Entscheidend ist nicht in erster Linie das Geld, davon gibt es viel in der Entwicklungshilfe», sagt Anna Schindler. «Viel wichtiger ist, dass dieses Geld richtig eingesetzt wird.»

Ein schaler Beigeschmack bleibt

Mahabubur Rahman, Bürgermeister von Cox’s Bazar, schätzt das Engagement der Stadt Zürich. «Das Projekt hilft Menschen in unserer Stadt, die nicht so privilegiert sind, ihre Lebenssituation zu verbessern.» Ähnlich tönt es auch vom Bürgermeister aus Tansania.

Mahabubur Rahman
Legende: Mahabubur Rahman, Bürgermeister von Cox’s Bazar, schätzt das Engagement der Stadt Zürich. SRF/Christoph Brunner

Und doch: Ein schaler Beigeschmack bleibt. Die superreiche Stadt Zürich, die deutlich ärmeren Städten auf einem anderen Kontinent zeigt, wie sie ihre Einwohnerinnen und Einwohner ernähren sollen. Stadtentwicklerin Anna Schindler versteht den Einwand. «Wir wurden gefragt, ob es in unseren Kitas auch Hunger gebe. Hier merkt man, dass wir in Zürich in einer komplett anderen Welt leben», erzählt Schindler.

Trotzdem sei es wichtig, dass Zürich mit ihren Partnerstädten auf Augenhöhe spreche, so Stadtentwicklerin Schindler. Im besten Fall könne auch Zürich von diesem Austausch profitieren. Etwa beim Thema Foodwaste. «Wie man essen kann, ohne dabei 30 Prozent davon wegzuschmeissen, wie wir das hierzulande tun.»

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 7.3.2024, 12:03 Uhr;

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