Vor 32 Jahren hat Christian Friedli in Burgdorf eine Bäckerei aufgemacht. Im Laufe der Zeit hat der heute 55-Jährige immer investiert, betrieb schliesslich fünf Filialen und beschäftigte 90 Mitarbeitende. Chrigubeck war in der Region zwischen Burgdorf und Bern sehr beliebt. Doch heute Morgen standen die Leute vor den verschlossenen Toren. Die Insolvenz sei am Schluss der einzige Ausweg gewesen.
Sie hätten lange nach einer anderen Lösung gesucht. Zum Schluss sei die Insolvenz die Option gewesen, mit der am wenigsten Schaden entstünde.
Der Chrigubeck ist mein Lebenswerk. Ich hätte nicht gedacht, dass es so endet.
Für Friedli ist das Aus bitter: «Die Bäckerei war mein Lebenswerk. Aber irgendwann war die Belastung zu gross und wir mussten Insolvenz anmelden.»
Die Situation mit dem Personalmangel nimmt einem irgendwann die Kraft.
Der Fachkräftemangel, die zeit- und kostenintensive Suche nach Personal und die Teuerung machten dem Unternehmen zu schaffen. Er habe immer investiert und keine grossen Rücklagen, auf die er zurückgreifen könne, sagt Friedli.
Ende Jahr lief auch der Energievertrag aus. Die dann drohenden höheren Kosten besiegeln das Schicksal der kleinen Bäckereikette.
Von einem Bäckereien-Sterben kann nicht die Rede sein
Viele Bäckereien hätten unter den steigenden Kosten zu leiden. Aber auch der Fachkräftemangel mache ihnen zu schaffen, sagt Claudia Vernocchi, Vizedirektorin des Bäcker-Confiseurmeister-Verbandes SBC. Die Personalkosten seien sehr hoch und die Suche nach Fachpersonal belastend.
Ausserdem geht aus einem Bericht auf der Website des Bäcker-Confiseurmeister-Verbandes SBC hervor, dass die Gewinnmargen auf Backwaren relativ niedrig sind. Mehrkosten müssten schnell auf die Kundinnen und Kunden übertragen werden.
Die Margen bei Backwaren sind klein. Einen grossen Puffer gibt es nicht.
Wichtig sei aber auch, nicht zu generalisieren. Bäckereibetriebe sind in ihrer Grösse und Art sehr unterschiedlich. Vom Einmannbetrieb bis zur grossen Regionalbäckerei gebe es alles, so Vernocchi.
Diese Betriebsformen hätten unterschiedliche Herausforderungen. Zudem seien zum Beispiel Energiepreise sehr unterschiedlich. Je nach Region, Vertrag und Energieressource bezahlten Betriebe unterschiedlich viel für ihren Strom.
Die Zahl der Bäckereien sinkt konstant, aber ein Bäckereien-Sterben ist das nicht.
Einzelne Konkurse sind für die Vizedirektorin des Branchenverbandes kein Symptom für ein Bäckereien-Sterben. Zwar schliessen jedes Jahr viele Bäckereien, es würden aber auch jedes Jahr wieder bis zu 40 Betriebe eröffnet.
Insgesamt sinke die Zahl zwar konstant, von einem plötzlichen Bäckereien-Sterben aufgrund der hohen Energie- und Personalkosten könne aber nicht die Rede sein.
«Dies nicht zuletzt auch, weil viele junge Unternehmerinnen und Unternehmer erfolgreiche Betriebe gründen», sagt Claudia Vernocchi.