Am kommenden Wochenende ist Fahrplanwechsel. Im internationalen Verkehr will die SBB künftig mehr Ziele umsteigefrei anfahren. Die SBB setzt damit einen Trend der letzten Jahre fort.
«Wir fokussieren uns vor allem auf Tagesverbindungen», sagt Véronique Stephan, Leiterin Markt Personenverkehr bei der SBB. Man sehe, dass Direktverbindungen für einige Kundinnen und Kunden relevant seien.
Für die Zukunft strebt das Bundesamt für Verkehr weitere umsteigefreie Verbindungen an. So soll dereinst ein Hochgeschwindigkeitszug umsteigefrei in unter sechs Stunden von der Schweiz nach London verkehren.
Ähnlich klingt es beim Bundesamt für Verkehr: «Wir sind daran, in alle Länder und in alle Richtungen gute Verbindungen auszubauen», heisst es auf Anfrage.
Europa plant ohne die Schweiz
Auf die Bahn setzt auch die EU-Kommission. Vor einem Monat hat sie ein umfassendes Verkehrspaket vorgelegt. Neue Hochgeschwindigkeitsstrecken sollen gebaut werden und die Reisezeiten zwischen europäischen Städten deutlich sinken.
«Indem wir Netzlücken schliessen, werden Reisende schneller unterwegs sein», sagt der zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Raffaele Fitto. Reisende würden so Alternativen zu Kurzstreckenflügen und langen Autofahrten haben. «Und sie werden einfacher und günstiger buchen können.»
Nur: Die Pläne für den Bahnausbau in Europa zeigen, dass die EU die Strecken um die Schweiz herum beschleunigen will.
Konkret will die EU bis 2040 zwei Neubaustrecken realisieren, von Warschau ins Baltikum und von Paris über Madrid nach Lissabon. Auf bestehenden Routen sollen die Reisezeiten deutlich sinken.
Véronique Stephan von der SBB-Konzernspitze sagt: «Wir werden uns dafür einsetzen, dass wir nicht abgehängt werden.» Generell sei es zu begrüssen, wenn die EU in die Bahninfrastruktur investiere.
Bundesamt für Verkehr «nicht direkt involviert»
Beim Bund heisst es, man befinde sich zwar in permanentem Austausch mit den Partnern in Europa. Aber in die europäische Bahndiskussion sei die Schweiz nicht direkt involviert gewesen.
Die Schweiz ist in Vorleistung gegangen.
Dass die Schweiz in den jüngsten Erwägungen der EU keine Rolle spiele, hänge auch damit zusammen, dass die Schweiz einen vergleichbaren Schritt beim Bahnausbau bereits vor Jahren gemacht habe.
«Die Schweiz ist in Vorleistung gegangen», sagt Michael Müller vom BAV. Das gelte nicht nur für die Neat-Tunnel am Gotthard, Ceneri und Lötschberg. «Wir haben in den letzten 30 Jahren über eine Milliarde Franken ausgegeben für Strecken und Anschlüsse ans europäische Hochgeschwindigkeitsnetz», so Müller.
Schweiz investierte in Zubringerstrecken
Da geht es dann weniger um Strecken wie Berlin-Rom, sondern zum Beispiel um Biel-Belfort. Oder um den Ausbau der Strecke nach München. Fast auf allen (ko-)finanzierten Strecken besteht weiter Handlungsbedarf.
Der Plan der EU mag vorderhand eine ambitionierte Absichtserklärung sein. Wird sie aber umgesetzt, tut die Schweiz gut daran, den Anschluss nicht zu verpassen.