Die Recherche der «Rundschau» beginnt vor Monaten. Es geht um Brian, den Menschen hinter dem «Fall Carlos». Er sitzt in der Strafanstalt Pöschwies in Regensdorf (ZH), seit langem isoliert in Einzelhaft. Dieser Zustand lässt seine Familie verzweifeln.
Auch der Strafvollzug versucht vieles, um einen Umgang mit Brian zu finden. Doch was tun mit einem Insassen, dessen Leben aus einem Krieg gegen das System besteht? Bleibt im Schweizer Justizsystem nur diese rigide Haft, Härte, Isolation? Andere Lösungen, seien unmöglich, steht in den Akten der Staatsanwaltschaft, die Möglichkeiten seien ausgeschöpft.
Immer wieder Pöschwies
Der Insasse sei bereits mehrfach in andere Vollzugsanstalten verlegt, doch aufgrund seines aggressiven Verhaltens nach kurzer Zeit in die Pöschwies zurückgeschickt worden.
Der Justizvollzug gibt trotzdem nicht auf. Jüngster Versuch: Der Bau von zwei Spezialzellen mit eigenem Hofzugang für 1.85 Millionen Franken – einzigartig im Schweizer Strafvollzug. Doch auch dieser Versuch scheitert. Brian beschädigt die Zelle in kurzer Zeit.
Brian zur Einzelhaft
«Einzelhaft ist viel effektiver, als wenn man jemanden schlägt. Es zerfrisst dich von innen. Es lässt dich von innen brechen und zerstören. Ich habe Kraft gefunden. Dass ich immer weitermache, weitermache. Was mir Kraft gibt, ist Wut, ist Aggression. Die Wut gibt immer Kraft, Kraft, Kraft. Wenn ihr wollt, dass ich verliere, dann müsst ihr mich umbringen.» (..)
«Ich bin 25, ich bin zehn Jahre von meinem Leben eingesperrt. Keiner in meinem Alter in der Schweiz ist so lange eingesperrt. Niemand.» (...) «Ich hatte nie eine Schule, nie etwas profitiert von Massnahmen seit ich 6 Jahren alt war.»
Brian über Verwahrung und Vertrauen
«Ich habe Ihnen gesagt, Verwahrung ist unmenschlich. Wenn man mich umbringen würde, wäre das viel menschlicher. Und vielleicht würde ich dann schauen, dass sie mich umbringen. Dass es so ausartet, dass sie mich erschiessen. Es ist einfach traurig.» (...) «Ich traue niemandem mehr, der nicht meine Familie ist.»
Brian über seine Aggression
«Dort drin, ich bekomme Aggressionen. Irgendwo muss die Wut raus. (..) Ich schlafe jede Nacht nur drei, vier Stunden. Ich bin immer gereizt.» (...) «Wenn du lange alleine bist, willst du selbst mit deinen Feinden in Kontakt treten. Du weisst, es sind deine Feinde. Aber du willst einfach mit irgendjemandem reden.» (...) «Es geht nicht. Das, was sie verlangen, es geht nicht. (...) Es ist nicht so, dass ich nicht will, es geht nicht.»
Brian über die neue Zelle, die er zerstörte
«Die neue Zelle. Die ist so schnell kaputtgegangen, das hat mich selber überrascht. Ohne Spass. Ich ging dorthin, sah die Kamera. Wurde wütend. Was soll das? Ging ich zum Spazieren. Habe die Türe auf und zu geschlagen, und schon war sie kaputt.»
Brian zur Frage, ob er Medikamente nehmen würde
«Für was? Um die Wut zu kontrollieren? Nein, würde ich nie machen. Ich bleibe lieber hier im Gefängnis, als Medikamente zu nehmen. (...) Es braucht keine Entspannung. Ich bin perfekt, so wie ich bin. Ich bin mit mir selber zufrieden. Ich liebe mich selber sehr. Manche würden das als narzisstisch bezeichnen, aber ich liebe mich. Ich finde mich super. Ich will mich gar nicht verändern. Ich mache nichts, das falsch ist.»
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