Schmale Gassen, gepflasterte Strässchen – die Bündner Dörfer sind berühmt für ihre malerischen Dorfkerne. Einige Dörfer haben eine Umfahrung, beispielsweise im Prättigau oder im Oberengadin. Häufig führt aber die einzige Strasse durch das Tal auch mitten durch das Dorfzentrum.
Sicherheit als Hauptgrund
Beispiele für Tempo 30 Zonen im viel befahrenen, historischen Dorfkern sind Bergün und Disentis. Die Hauptstrassen dort sind so schmal, dass es häufig kaum für ein Trottoir reicht. Es mischen sich Berufsverkehr, Motorräder, Touristen und Fussgängerinnen auf engstem Raum.
«Einzelne Gefahren können fast nur mit einer Temporeduktion vermindert werden», erklärt Curdegn Wasescha, Chef Verkehrstechnik der Kantonspolizei Graubünden. «Zudem können so bestimmte Verkehrsteilnehmende geschützt werden.» Umweltanliegen wie Lärm- oder Abgasemissionen seien häufig nicht der Hauptgrund für eine Tempo 30 Zone in Bündner Dörfern.
Grössere Akzeptanz
Aktuell haben 60 der 101 Bündner Gemeinden eine Tempo 30 Zone. 14 weitere Gesuche sind beim Kanton noch offen, heisst es bei der Kantonspolizei auf Anfrage. Die Akzeptanz sei gestiegen, beobachtet Verkehrstechniker Wasescha: «1992, als die ersten Tempo 30 Zonen entstanden, war man noch zurückhaltender und auch restriktiver bei der Bewilligung.»
Auch beim TCS sehe man die Temporeduktion heute differenzierter, sagt Domenic Gross vom TCS Graubünden. Früher habe man sich stärker dagegen gewehrt.
Ein Allheilmittel seien die Tempo 30 Zonen zwar nicht, sagt Wasescha. Entscheidend sei auch eine klare Ausschilderung, damit sich die Autolenkerinnen und Autolenker der Temporeduktion bewusst seien. Der Trend gehe in den Bündner Dörfern aber klar in Richtung Tempo 30 Innerorts.