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Berner Mountainbike-Profi Mathias Flückiger: «Jetzt konnte ich Schurter überholen»

Der Berner Mountainbiker fühlt sich stark wie nie. Er will nicht nur irgend eine Olympia-Medaille, er will die goldene.

Seit Jahren fährt der Berner Mountainbike-Profi Mathias Flückiger an der Weltspitze mit. Bisher stand ihm jedoch immer der Bündner Nino Schurter vor der Sonne. Diese Saison soll es anders sein, sagt der 32-jährige.

Die ersten beiden internationalen Rennen Mitte April konnte Flückiger gewinnen, kurz darauf wurde er Schweizer Meister. Nun sehe er sich als Nummer eins des Landes, sagt er. Ein Gespräch über diesen Wandel und Aufstieg.

Mathias Flückiger

Mountainbike-Profi

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Der Berner Mountainbike-Profi Mathias Flückiger hat mit 8 Jahren begonnen, Rennen zu fahren. Wirklich gefallen habe es ihm damals aber noch nicht, sagt der Oberaargauer. Er sei mitgegangen, weil seine Familie da war. Sein älterer Bruder Lukas ist ebenfalls Mountainbike-Fahrer. Später brach das Feuer für den Sport aus: 2016 war Flückiger erstmals bei den Olympischen Spielen dabei und holte in Rio de Janeiro ein Olympisches Diplom.

2018 gewann Mathias Flückiger sein erstes Weltcup-Rennen und wurde Schweizermeister. 2021 holte er erneut den Schweizermeistertitel.

An den Weltmeisterschaften 2020 und 2019 gewann Flückiger die Silbermedaille und etablierte sich in der Weltspitze.

SRF News: Nino Schurter ist Olympiasieger, Weltmeister und Gesamtweltcup-Sieger. Dass Sie sich nun als Nummer eins sehen, das ist eine mutige Aussage?

Mathias Flückiger: Ehrlich gesagt, vor einem Jahr hätte es Mut benötigt und es wäre auch nicht berechtigt gewesen. Als mir nun diese Frage gestellt wurde, musste ich aber nicht lange überlegen. Es ist das, was ich fühle. Es ist auch nicht übertrieben.

Wie lief dieser Prozess, dass Sie nun so klar sagen können, Sie seien besser?

Ich habe über die Jahre nie aufgegeben und gar nicht geschaut, wie weit vor mir Nino Schurter ist. Ich selbst habe zwar immer gute Resultate erzielt, war aber nicht konstant. Aber es ging stetig bergauf, nicht steil, aber kontinuierlich. Im letzten Jahr waren wir nun gleichauf und jetzt glaube ich, ihn überholt zu haben.

Das letzte Stück, das gefehlt hat, um nun in der Sonne zu stehen?

Genau. Aber Nino hat mich auch dazu getrieben. Klar stand ich jahrelang in seinem Schatten, aber ich bin ihm auch dankbar. Er hat mir den Antrieb gegeben, ihn zu schlagen und ganz an die Spitze zu gelangen.

Inwiefern hat die Corona-Pause dazu beigetragen, dass Sie nun leistungsmässig und mental bereit für die Weltspitze sind?

Wenn ich sehe, was ich in den letzten 12 Monaten alles gelernt habe, kann ich sagen: Das hat mir sicher geholfen. Ich hatte Zeit, mich mit mir selbst zu beschäftigen. An den Basics, den Gedanken und dem Mentalen zu arbeiten.

Was haben Sie über sich gelernt?

Mehr über meine eigenen Bedürfnisse, meine Wurzeln, dass ich darauf setzen kann. Selbstbewusster wurde ich definitiv.

Ich habe mir dabei auch Hilfe geholt.

Ihr Zuhause im Oberaargau, Ihr Umfeld, Ihr älterer Bruder Lukas, der auch Mountainbike fährt. Liegen dort diese Wurzeln?

Ja genau. Woher ich komme, wie ich aufgewachsen bin, wer ich bin, was ich will und wofür ich stehe: während Corona hatte ich Zeit, darüber nachzudenken. Ich habe mir dabei auch Hilfe geholt, das war gut. Es hat mir geholfen, mit jemandem zu sprechen, der mir die Augen öffnete. Ich glaube, ich bin mit all dem nun noch mehr mich selbst.

Sie sind jemand, der auch gewinnen will und mittlerweile sagt, er wolle an den Olympischen Spielen in Tokio nicht einfach eine Medaille holen, sondern Olympiasieger werden?

Vor einem Jahr hätte ich gesagt, ich wolle eine Medaille. Aber seit ein paar Monaten kann ich sagen: Doch, ich will Olympiasieger werden. Das ist nun auch mein grosses Ziel.

schuter und Flückiger
Legende: Geht es nach Mathias Flückiger, soll sich das Bild umdrehen. Er will aus dem Schatten von Nino Schurter treten. Keystone

Um zu Nino Schurter zurückzukommen: Er sagte, es seien seine letzten Olympischen Spiele. Es ist damit auch der letzte Moment, ihn da zu schlagen.

Es gilt auch andere Fahrer zu schlagen. Aber es freut mich, dass ich die Chance habe, ihn noch schlagen zu können. Nicht dass es irgendwann heisst: Jetzt ist er weg und nun bist du an der Reihe. Aber ich hoffe, für mich werden es nicht die letzten Olympischen Spiele sein. Mindestens in Paris in drei Jahren will ich auch um den Sieg mitfahren.

Das Gespräch führte Marielle Gygax.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 08.06.2021, 17:30 Uhr ; 

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