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Beschaffungskriminalität Prozess in Basel: Messer-Mord wegen Kokainsucht?

Der brutale Tod eines Taxifahrers schockierte 2022 die Basler Branche. Jetzt steht ein 54-Jähriger vor dem Strafgericht.

An einem kalten Novemberabend im 2022 nahm ein 49-jähriger Taxifahrer einen Kunden mit – es wurde seine letzte Fahrt. Unweit des Bahnhofs SBB stach der Passagier auf den Fahrer ein und flüchtete. Die Sanität konnte das Opfer nicht retten, das noch am Tatort starb.

Taxis nachts
Legende: Wenig Einkommen, teils gefährliche Kundschaft: Taxi-Chauffeusen und –Chauffeure haben kein einfaches Leben. (Symbolbild) Keystone/DPA/Christoph Reichwein

Fünf Tage nach der Tat nahm die Kriminalpolizei einen Tatverdächtigen fest. Der heute knapp 54-jährige Schweizer muss sich seit Montag vor dem baselstädtischen Strafgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat ihn des Mordes angeklagt. Sie wirft ihm vor, in einem Laden am Aeschenplatz ein Tranchiermesser mit 19-Zentimeter-Klinge gestohlen zu haben und damit bewaffnet ins Taxi gestiegen zu sein, um den Chauffeur zu berauben.

Anklage: Psychische Störung wegen Drogen

Gemäss der Anklageschrift konsumierte der gelernte Kaufmann seit den 1990er-Jahren Kokain. Wegen seiner Drogen- und Alkoholsucht soll er nur noch gelegentlich gearbeitet und Schulden in fünfstelliger Höhe angehäuft haben. Auch seine Ehe sei gescheitert und eine Verhaltensstörung diagnostiziert worden. 2018 war er in einer stationären Therapie, danach ambulant in der Psychiatrie, wurde aber rückfällig - laut Staatsanwaltschaft kokste er auch am Tag der Tat.

Die Anklage schreibt von «hochgradig egoistischen und rein finanziellen Motiven». Der Täter stach demnach mehrmals vom Taxi-Rücksitz aus zu; tödlich war ein Stich via Schulter durch die Lunge mit grossem Blutverlust. Bei seinem «skrupellosen Vorgehen» habe er den Tod des Taxifahrers beabsichtigt oder zumindest in Kauf genommen.

Schild «Strafgericht»
Legende: Eingang zum Strafgericht Basel-Stadt SRF/Roger Lange

Die fünfköpfige Strafgerichtskammer befragte zwei Zeugen, zudem erläuterte eine forensische Psychiaterin ein Gutachten. Sie wies darauf hin, dass die Schuldfähigkeit des Angeklagten zum Tatzeitpunkt wegen seiner Sucht eingeschränkt gewesen sein könnte. Allerdings basiere die Einschätzung im Wesentlichen auf dessen Aussagen.

Der Angeklagte selber blieb beim Prozessauftakt am Montag vor Gericht wortkarg. Sein Anwalt erklärte, sein Mandant habe in der Einvernahme alles gesagt - er hatte die Tat gestanden. Der Angeklagte erklärte, er sei seit zwei Jahren clean, könne sich kaum erinnern, und sei heute schockiert über seine Tat.

Strafanträge am Dienstag

Die Plädoyers samt Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung folgen am Dienstag. Wann das Urteil verkündigt wird, ist noch offen. Der Prozess ist auf vier Tage angesetzt.

Das Interesse an der Verhandlung war sehr gross, von Medienschaffenden wie aus dem Umfeld des Opfers - viele trugen ein weisses T-Shirt mit dem Foto des Opfers. Wegen des grossen Andrangs öffnete das Gericht kurzfristig einen zweiten Saal für eine Übertragung, damit alle die Aussagen verfolgen konnten.

Gedenkmarsch für getöteten Taxifahrer
Legende: An einem Trauermarsch in Basel für den getöteten Taxifahrer nahmen 250 Personen teil. SRF

Die Bluttat warf schon damals hohe Wellen und löste auch Diskussionen aus über die Sicherheit von Taxi-Chauffeusen und -Chauffeuren. Viele von ihnen fühlen sich alleine gelassen mit immer mehr schwieriger Kundschaft. An einem Gedenkmarsch im April 2023, den die Witwe des Getöteten organisierte, nahmen 250 Personen teil. Der Getötete war zweifacher Vater.

Regionaljournal Basel Baselland, 2.6.2026, 12:05 Uhr ; 

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