Die Esplanade. Ein asphaltierter Platz mitten in der Stadt Biel, über 5000 Quadratmeter gross. Hier das Kongresshaus, dort das autonome Jugendzentrum Coupole, auch «Chessu» genannt. Anhand dieses Perimeters lässt sich der Wandel der Stadt Biel aufzeigen – von der boomenden und pulsierenden Industriestadt über die Krisenstadt hin zum Biel von heute.
«In den 60er-Jahren war hier der Himmel voller Rauch», sagt der Historiker Florian Eitel. Er steht auf der leeren Place d'Esplanade und zeigt auf den «Chessu»: «Das ehemalige Gaswerk hat die umliegenden Industriebetriebe mit Energie versorgt, die Emissionen waren gross.» Biel boomte und zog viele Arbeiter an.
Die verschiedenen Gesichter der Esplanade
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Bild 1 von 7. Die Kuppel des alten Gaswerks wurde von der Jugend in den 70er-Jahren zum autonomen Jugendzentrum umfunktioniert. Bildquelle: Zvg/MemReg.
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Bild 2 von 7. Die 80er-Jahre im Zeichen des Hiphops. Auf den Marmorplatten vor dem Eingang des Kongresshauses fanden regelmässig Breakdance-Sessions statt. Bildquelle: Zvg/Archiv Coupole.
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Bild 3 von 7. Die «Betonwüste» Esplanade mitten in der Stadt Biel. Bildquelle: Zvg/Mythenfilm.
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Bild 4 von 7. Nachdem die parkierten Autos in den Untergrund verschwanden ... Bildquelle: SRF/Katharina Schwab.
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Bild 5 von 7. ... kann der Platz anderweitig genutzt werden. Ganz zum Vergnügen von Gross und Klein. Bildquelle: Zvg/Mythenfilm.
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Bild 6 von 7. Ein Stück der Esplanade wird durch das Kunstprojekt «Texas» begrünt. Bildquelle: SRF/Katharina Schwab.
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Bild 7 von 7. Die Magerwiese ist begehbar und sorgt gleichzeitig für Blütennahrung für Insekten. Bildquelle: Zvg/Mythenfilm.
In diese Zeit fällt auch der Bau des ikonischen Kongresshauses, an der Front des Platzes. «Biel wollte schon immer in die Zukunft schauen und eine Art Pionier sein», sagt Eitel. Deshalb auch dieser Bau als architektonische Avantgarde. 1966 wurde das Kongresshaus eröffnet.
In Biel haben diese Rufe nach Freiräumen rasch gefruchtet, für mich ein Zeichen der Kompromissfähigkeit in dieser Stadt.
Auf der anderen Seite der Esplanade wurde kurz darauf das Gaswerk eingestellt und die Kuppel ging 1970 an die Jugend über. Dies im Zuge der 1968er-Bewegung, als die Rufe der Jugend nach mehr Freiräumen international zu hören waren. «In Biel haben sie rasch gefruchtet, für mich ein Zeichen der Kompromissfähigkeit in dieser Stadt», so Florian Eitel.
Dann kam die Wirtschaftskrise der 1970er-Jahre. Biel traf es besonders hart. Weshalb eigentlich? Die Stadt sei damals stark von der Exportindustrie abhängig gewesen, stärker als andere Städte. «In den Krisenjahren verlor Biel Zehntausende Arbeitsplätze und bis heute hat die Stadt immer noch weniger Einwohnerinnen und Einwohner als damals», sagt der Historiker. «Die Stadt hat sich immer noch nicht von dieser Krise erholt.»
Vielleicht wird er sogar mehr genutzt als Plätze, die schön gestaltet wurden.
Da die Firmen das Zentrum verliessen, entstand viel Leerraum: «Das bot Platz für Zwischennutzungen, für Kreativität», so Eitel. Aber auch für Parkplätze. Die Esplanade zwischen Kongresshaus und Coupole wurde ab den 1980er-Jahren als Parkplatz genutzt. Bis diese dann in ein Parkhaus in den Untergrund verlegt wurden.
Weil das Parkhaus aus Kostengründen weniger tief gebaut wurde, können nun auf der Esplanade keine Bäume gepflanzt werden. Obwohl Bäume dort gern gesehen wären. Denn auf dem Platz kann das Thermometer auch mal auf über 45 Grad steigen.
Trotzdem: «Der Platz funktioniert, er lebt und wird genutzt», so Eitel. «Vielleicht sogar mehr als Plätze, die schön gestaltet wurden.» Dies zu unterschiedlichen Zeiten von unterschiedlichen Gruppen. «Der Platz ist ein Sinnbild für die Entwicklung dieser Stadt», sagt der Historiker Florian Eitel.