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Betonwüste und Treffpunkt Beton, Bewegung, Biel: die Esplanade als urbaner Treffpunkt

Ein Platz, der mehr erzählt als seine Asphaltfläche vermuten lässt – die Esplanade als Spiegel der Stadt Biel.

Die Esplanade. Ein asphaltierter Platz mitten in der Stadt Biel, über 5000 Quadratmeter gross. Hier das Kongresshaus, dort das autonome Jugendzentrum Coupole, auch «Chessu» genannt. Anhand dieses Perimeters lässt sich der Wandel der Stadt Biel aufzeigen – von der boomenden und pulsierenden Industriestadt über die Krisenstadt hin zum Biel von heute.

«In den 60er-Jahren war hier der Himmel voller Rauch», sagt der Historiker Florian Eitel. Er steht auf der leeren Place d'Esplanade und zeigt auf den «Chessu»: «Das ehemalige Gaswerk hat die umliegenden Industriebetriebe mit Energie versorgt, die Emissionen waren gross.» Biel boomte und zog viele Arbeiter an.

Die verschiedenen Gesichter der Esplanade

In diese Zeit fällt auch der Bau des ikonischen Kongresshauses, an der Front des Platzes. «Biel wollte schon immer in die Zukunft schauen und eine Art Pionier sein», sagt Eitel. Deshalb auch dieser Bau als architektonische Avantgarde. 1966 wurde das Kongresshaus eröffnet.

In Biel haben diese Rufe nach Freiräumen rasch gefruchtet, für mich ein Zeichen der Kompromissfähigkeit in dieser Stadt.
Autor: Florian Eitel Historiker

Auf der anderen Seite der Esplanade wurde kurz darauf das Gaswerk eingestellt und die Kuppel ging 1970 an die Jugend über. Dies im Zuge der 1968er-Bewegung, als die Rufe der Jugend nach mehr Freiräumen international zu hören waren. «In Biel haben sie rasch gefruchtet, für mich ein Zeichen der Kompromissfähigkeit in dieser Stadt», so Florian Eitel.

Blick von der Esplanade auf das alte Gaswerk.
Legende: Die Coupole, der «Chessu», als Sinnbild für die Kompromissfähigkeit der Stadt Biel. SRF/Katharina Schwab

Dann kam die Wirtschaftskrise der 1970er-Jahre. Biel traf es besonders hart. Weshalb eigentlich? Die Stadt sei damals stark von der Exportindustrie abhängig gewesen, stärker als andere Städte. «In den Krisenjahren verlor Biel Zehntausende Arbeitsplätze und bis heute hat die Stadt immer noch weniger Einwohnerinnen und Einwohner als damals», sagt der Historiker. «Die Stadt hat sich immer noch nicht von dieser Krise erholt.»

Vielleicht wird er sogar mehr genutzt als Plätze, die schön gestaltet wurden.
Autor: Florian Eitel Historiker

Da die Firmen das Zentrum verliessen, entstand viel Leerraum: «Das bot Platz für Zwischennutzungen, für Kreativität», so Eitel. Aber auch für Parkplätze. Die Esplanade zwischen Kongresshaus und Coupole wurde ab den 1980er-Jahren als Parkplatz genutzt. Bis diese dann in ein Parkhaus in den Untergrund verlegt wurden.

«Asphalte Public»: Die Esplanade im Kino

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Porträt von Regisseur Jan Buchholz auf der Esplanade, im Hintergrund das Kongresshaus.
Legende: Der Regisseur Jan Buchholz hatte sein Atelier in der Nähe der Esplanade. Als er tagtäglich über den Asphaltplatz lief, kam ihm die Idee zum Film. SRF/Katharina Schwab

Der Dokumentarfilm «Asphalte Public» vom Regisseur Jan Buchholz widmet sich der Place d'Esplanade und den Bauten rund herum.

«Es ist sowohl ein geschichtsträchtiger Ort als auch ein kontrovers diskutierter Ort, dieses Spannungsfeld hat mich gereizt», sagt der Regisseur, der ursprünglich aus St. Gallen kommt.

Der Film vereint mehrere Perspektiven auf die Stadtentwicklung und den Zeitgeist. Und es wird über Asphaltflächen und öffentliches Leben in modernen Städten reflektiert.

Zu sehen sind unter anderem Archivaufnahmen von Hip-Hop-Konzerten in der Coupole in den 80er-Jahren. Der ehemalige Bauleiter des Kongresshauses kommt zu Wort, der in Bundesordnern Schwarzweissfotos fein säuberlich sortiert hat und darin blättert. Und die Esplanade in all ihren Facetten.

Weil das Parkhaus aus Kostengründen weniger tief gebaut wurde, können nun auf der Esplanade keine Bäume gepflanzt werden. Obwohl Bäume dort gern gesehen wären. Denn auf dem Platz kann das Thermometer auch mal auf über 45 Grad steigen.

Trotzdem: «Der Platz funktioniert, er lebt und wird genutzt», so Eitel. «Vielleicht sogar mehr als Plätze, die schön gestaltet wurden.» Dies zu unterschiedlichen Zeiten von unterschiedlichen Gruppen. «Der Platz ist ein Sinnbild für die Entwicklung dieser Stadt», sagt der Historiker Florian Eitel.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 3.10.2025, 17:30 Uhr;müla,liea ; 

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