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Bevölkerungswachstum Fluch oder Segen? Wenn eine Gemeinde wächst und wächst

Das freiburgerische Gurmels wächst seit Jahren. Trotz mehr Steuereinnahmen und mehr Leben im Dorf: Die Gemeinde hadert.

Gurmels im Freiburger Seebezirk, idyllisch gelegen am Schiffenensee, dürfte vielen unbekannt sein. Ist doch die Gemeinde kein Zentrum mit überregionaler Ausstrahlung.

Und trotzdem: Gurmels wächst und wächst, allein in den vergangenen 15 Jahren um 20 Prozent. «Wachstum ist hier ein Dauerthema», sagt Gemeindepräsident Markus Wüstefeld.

Gründe, nach Gurmels zu ziehen, gäbe es viele, ist Markus Wüstefeld überzeugt. Die Nähe zur Autobahn, zu Freiburg, Bern oder Murten, zum Beispiel. Aber auch die Möglichkeit, sich den Traum eines Eigenheims zu erfüllen.

Turnhalle, Schule, Kita – alles zu klein

«Anders als andere Gemeinden haben wir trotz des neuen Raumplanungsgesetzes noch Bauland. Die Preise dafür sind deutlich tiefer als zum Beispiel im Bernischen.» Kräne und Baugruben überall in der Gemeinde zeugen davon.

Dorfstrasse, die zu Kirche führt
Legende: Die Gemeinde Gurmels wächst seit Jahren. So wie auch der Kanton Freiburg gesamthaft: In nur zehn Jahren ist die Bevölkerung des Kantons um fast 16 Prozent gewachsen, so viel wie in keinem anderen Kanton. SRF/Oliver Kempa

Mittlerweile wohnen fast 4500 Menschen in Gurmels. Das hat Konsequenzen: Die Infrastruktur hinkt hinterher. Es gibt Wartelisten für die Kinderbetreuung, beim Training des Unihockey-Klubs wird es eng in der Turnhalle.

Und: das Primarschulhaus ist zu klein geworden. Es fehlt an Klassenzimmern. Einige Kinder werden nun in weissen Containern unterrichtet, die die Gemeinde auf der Wiese vor dem Schulhaus aufgestellt hat.

Die Bevölkerung ist unzufrieden. Das zeigt eine Befragung vom vergangenen Jahr. Besonders Themen wie Dienstleistungen, öffentlicher Verkehr oder Einkaufsmöglichkeiten schneiden dort schlecht ab.

Hat Gurmels sein Wachstum schlicht verschlafen? Der Gemeindepräsident winkt ab. «Viele Sachen kann man schlicht nicht präzise voraussagen», sagt Markus Wüstefeld. Aber der Gemeinderat, erst zwei Jahre im Amt, wisse, dass es Aufholbedarf gebe.

Wir wollen raus aus dem Hamsterrad.
Autor: Markus Wüstefeld Gemeindepräsident Gurmels

Die Gemeinde will jetzt investieren. Zum Beispiel in den Ausbau des Schulhauses, Kostenpunkt 20 Millionen Franken. «Da kommt einiges auf uns zu», so Markus Wüstefeld, «nicht nur die Schule.»

Weisse Container
Legende: Seit letztem Sommer werden einige Schulkinder in Containern unterrichtet. Die Gemeinde musste sie kurzfristig aufstellen lassen. SRF/Oliver Kempa

Nicht weiterzuwachsen, ist für den Gemeindepräsidenten keine Option. Aber ganz so schnell, wie bis anhin, soll es nicht weitergehen. Ganz verschwinden aus Gurmels sollen die Bagger und Kräne nicht. «Aber wir wollen raus aus dem Hamsterrad, in dem wir in der Vergangenheit waren.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 24.03.2023, 17:31 Uhr ; 

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