Über 4000 Kinder sind im Schuljahr 2022/23 in der Schweiz zu Hause unterrichtet worden. Die Anzahl der Kinder im Homeschooling hat sich in der Schweiz seit 2018 verdoppelt. Das zeigen Statistiken der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren.
Homeschooling ist nicht besser, Homeschooling ist nicht schlechter, Homeschooling ist anders.
Im Vergleich zu den Kindern, die eine reguläre Schule besuchen, ist die Anzahl der sogenannten Homeschooler zwar immer noch klein. Aber sie wächst kontinuierlich. Wie sinnvoll ist also Homeschooling für Kinder?
«Homeschooling ist nicht besser, Homeschooling ist nicht schlechter, Homeschooling ist anders», sagt Stefan Schönenberger, Dozent für Unterrichtsentwicklung und -forschung an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz.
Schönenberger bezeichnet Homeschooling als die Spitze der Individualisierung. «Dass innerhalb eines Tages Schülerinnen und Schüler ihre Zeit selbst einteilen können, dass sie Schwerpunkte setzen können, all das sind Vorteile vom Homeschooling.»
Doch wie bei allem, gibt es auch beim Homeschooling Schattenseiten – das sieht auch Schönenberger: «Kinder im Homeschooling haben weniger soziale Kontakte.» Diese müssen qualitativ nicht schlechter sein, aber die Kinder müssen sich aktiv um die Beziehungen bemühen.
Hilfreich dabei können andere Familien mit Homeschool-Kindern sein. Die meisten Familien, die ihre Kinder zu Hause unterrichten, machen dies nicht alleine, sondern seien in kleineren oder grösseren Netzwerken aktiv, so Schönenberger.
Vorwurf der Isolation
Homeschooler standen in den letzten Jahren immer wieder in der Kritik. Den Eltern wird unter anderem vorgeworfen, dass sie ihre Kinder durch Homeschooling isolieren würden.
Es gibt Hinweise darauf, dass Homeschool-Kinder gut auf die Erwachsenenwelt vorbereitet sind.
Dazu gebe es bisher wenige Studien, doch diese würden darauf hinweisen, dass sich die Isolationsthese nicht bewahrheite, so Schönenberger. «Es ist klar, dass diese Kinder mehr Zeit mit Erwachsenen verbringen. Was das allerdings für die Sprachentwicklung oder für die Sozialkompetenz bedeutet, weiss man aus der bisherigen Forschung noch nicht.»
Je älter, desto weniger Homeschooling
Die meisten Kinder in der Schweiz werden während der Primarschulzeit von zu Hause aus unterrichtet. Mit dem Eintritt in die Sekundarstufe fängt für sie ein neues Leben an - ein Schulleben. Fragt sich, wie gut die Integration
«Weitgehend problemlos», wie Berichte des Vereins «Bildung zu Hause» zeigen würden, sagt Schönenberger. Auch Studien bestätigen dies. «Es liegt sicher auch daran, dass die allermeisten Homeschoolfamilien ihre Kinder ab der siebten Klasse in die öffentliche Schule schicken.»
Firmen schauen viel mehr auf die sozialen Kompetenzen. Und da gibt es Hinweise darauf, dass die Homeschool-Kinder gut auf die Erwachsenenwelt vorbereitet sind.
Ein weiterer Punkt, weshalb die Integration von Homeschool-Kindern gut funktioniere, sei, dass Firmen in der Privatwirtschaft oft Kritik an den Zeugnissen üben und deshalb eigene Evaluationsinstrumente bevorzugen. So beispielsweise einen Multicheck.
«Firmen schauen viel mehr auf die sozialen Kompetenzen. Und da gibt es Hinweise darauf, dass die Homeschool-Kinder gut auf die Erwachsenenwelt vorbereitet sind», so Schönenberger.