Sie mögen, was wir auch mögen: Himbeeren, Erdbeeren – und vor allem Kirschen. Seit die Kirschessigfliege 2011 auch in die Schweiz eingeschleppt wurde, beklagen Obstbäuerinnen und Bauern Einkommensverluste von gegen 30 Prozent.
Am schlimmsten betroffen sind Landwirtinnen und -wirte, die Hochstamm-Obstbäume haben. Denn die kann man nicht mit feinen Fliegenschutzgittern umspannen. Entsprechend oft komme es zum Totalverlust bei den Kirschen, sagt Lukas Seehausen, Fruchtfliegenspezialist am Forschungsinstitut Cabi im jurassischen Delsberg.
«Die Hochstamm-Obstbauern sind mittlerweile so weit, dass sie aufgeben möchten», so Seehausen. Bei ihnen gehe es darum, darüber nachzudenken, solche Hochstammbäume abzusägen.
Schlecht für die Biodiversität
Dies wäre für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten ein herber Verlust. Denn Streuobstwiesen mit Hochstamm-Obstbäumen sind ein unterdessen seltener Lebensraum.
Die Kirschessigfliege ist deshalb so schädlich, weil sie etwas kann, was andere nicht können. Wie Seehausen erklärt, ist sie eine Fliege, die durch die Haut von frischen Früchten Eier ablegen kann.
Heraus kommt am Ende nicht die Fliege, sondern die Schlupfwespe.
Das können die einheimischen Fruchtfliegen nicht. So können also in reifen Kirschen oder Himbeeren bereits grosse Fliegenmaden schlemmen.
Der Kampf der Eingeschleppten
Um das zu ändern, setzt Seehausen den Gegenspieler der Kirschessigfliegen – mit behördlicher Bewilligung importiert aus Asien – aus. Es handelt sich um winzige Schlupfwespen, 1.5 Millimeter gross.
Diese Wespenart legt ihre Eier ebenfalls durch die Haut der Früchte – und weiter in die Larven der Kirschessigfliegen: «Dann entwickelt sich die Larve dieser Schlupfwespe in der Larve der Kirschessigfliege. Und heraus kommt am Ende nicht die Fliege, sondern die Schlupfwespe», erklärt Seehausen.
Freisetzungen solcher Schlupfwespen in Kanada und Italien stimmten optimistisch, sagt der Fruchtfliegenspezialist weiter. Die Zahl der Kirschessigfliegen werde so reduziert – wie schnell und wie stark genau, ist noch offen.
Könnte Schlupfwespe Probleme machen?
Doch ergibt es wirklich Sinn, invasive Arten mit weiteren eingeführten Arten zu bekämpfen? Könnte nicht die neu eingeführte Schlupfwespe wieder anderen Arten Probleme machen? Genau das hat Seehausen untersucht. Man könne es nicht hundertprozentig ausschliessen, aber: «Durch die Tests, die wir gemacht haben, können wir das quasi zu 99 Prozent ausschliessen.»
Die Forscher haben nämlich getestet, ob die Schlupfwespen aus Asien auch einheimische Fruchtfliegen schädigen. Das taten sie nicht – vorerst zumindest. Denn mit Sicherheit und abschliessend klären lässt sich das wohl erst viel später.