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Biodiversitätsinitiative Ritter: Städte haben in Sachen Biodiversität noch viel Potenzial

Mit 63 Prozent hat rund ein Drittel der Schweizer Stimmbevölkerung die Biodiversitätsinitiative abgelehnt – ein klares Nein. Markus Ritter, Präsident des Schweizerischen Bauernverbands, freut sich. Er hat die Initiative mit seinem Verband bekämpft und ist der Meinung, dass die Anforderungen an die Landwirtschaft in Sachen Naturschutz zurückgeschraubt werden sollten.  Man tue genug, sagt er im «Tagesgespräch» von Radio SRF.

Nach der gestrigen Abstimmung und dem Sieg gegen die Biodiversitätsinitiative kann man ihnen gratulieren. Aber kann man auch der Natur gratulieren?

Ja, ich denke schon. Auch die Gegner der Initiative wollen, dass wir eine nachhaltige Politik betreiben. Ich denke, wir sollten den Weg, den wir vor 25 Jahren eingeschlagen haben, weiter beschreiten.

Es war ein klares Nein. Das könnte nun den Kräften helfen, die den Biodiversitätsschutz zurückfahren wollen. Wo wollen Sie nun lockern?

Die Initiative ist einfach zu weit gegangen. Es geht nicht darum, bei der Biodiversität Abstriche zu machen, aber die Forderungen bezüglich der Raumplanung und der Ortschaften, die gemäss Initiative erhalten werden sollen, haben bei vielen Menschen Angst ausgelöst.

Das Scheitern der Initiative könnte aber auch dahingehend interpretiert werden, dass der Naturschutz für viele Menschen nicht mehr so wichtig ist und nun etwas lockerer gehandhabt werden kann.

Der Weg, den wir in den letzten 25 Jahren gegangen sind und der auch eine Trendwende gebracht hat, soll so weitergehen, ohne dass wir jetzt Abstriche machen.

Wir sagen vor der Abstimmung dasselbe wie nach der Abstimmung. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir mit Artikel 78 Bundesverfassung bereits einen präzisen und umfassenden Verfassungsartikel zum Natur- und Heimatschutz haben und dass wir auch einen Aktionsplan verfolgen.

Der Weg, den wir in den letzten 25 Jahren gegangen sind und der auch eine Trendwende gebracht hat, soll so weitergehen, ohne dass wir jetzt Abstriche machen. Aber auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit wäre der von der Initiative geforderte Weg nicht geeignet gewesen.

Sind Sie der Ansicht, dass die Forderungen an die Landwirtschaft zurückgeschraubt werden müssen?

Ja. Man könnte uns jetzt in Ruhe lassen. Heute haben wir dreimal so viele Biodiversitätsförderflächen, wie eigentlich vorgeschrieben wären. Wir möchten diesen Weg mit unserer Qualität und den Vernetzungsprojekten, die wir haben, weiter fortsetzen.

Es wäre wichtig, dass vor allem jene Städte, die der Initiative zugestimmt haben, jetzt konkrete Massnahmen ergreifen, um mehr Grünflächen zu schaffen.

Besonders in den grossen Städten sehe ich noch viele Möglichkeiten. In vielen Städten gibt es kaum Grünflächen, und es wäre wichtig, dass vor allem jene Städte, die der Initiative zugestimmt haben, jetzt konkrete Massnahmen ergreifen, um mehr Grünflächen zu schaffen.

Sie sehen nun die Städte in der Pflicht?

Ja, weil es dort viele Asphalt- und Betonwüsten gibt und weil gerade diese Bevölkerung auch mehr erwartet im Zusammenhang mit Biodiversität. Das würde wunderbar zusammenpassen, dass man auch auf dieser Ebene Strategien entwickelt.

Bundesrat und Umweltminister Rösti sagte nach der Abstimmung, dass der Naturschutz dem Bundesrat wichtig sei. Was macht konkret der Bauernverband, um die Flora und Fauna zu schützen?

Bäuerinnen und Bauern setzen sich täglich dafür ein. Sie bewirtschaften in der Schweiz rund 150'000 Hektaren Biodiversitätsförderflächen. Auch ich persönlich. Mein Hof liegt in einem Naturschutzgebiet. Wir haben viele Naturschutzflächen, die von der Landwirtschaft zum Teil unter schwierigen Bedingungen bewirtschaftet werden.

Aus dem Tagesgespräch mit David Karasek, Mitarbeit Géraldine Jäggi.

Tagesgespräch, 23.09.2024, 13 Uhr ; 

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