Die Lage in Blatten ist kritisch, die Felsmassen könnten jede Sekunde ins Tal donnern: Deshalb mussten am Montagmorgen alle rund 300 Anwohnerinnen und Anwohner Blatten verlassen. «Es ist eine gewisse Angst da», sagt Sandra Bellwald.
Der Berg stäubt
Betroffen ist auch Helene Bellwald aus dem Ortsteil Ried. Die mittlerweile pensionierte Frau lebt seit Jahrzehnten im Gebiet und kennt die Naturgewalten.
Zwar sei sie nicht direkt überrascht, dass nun etwas passiert, aber über die Geschwindigkeit staunt sie: «Ich habe gesehen, dass es am Berg stark stäubt und dass die Wachposten verändert worden sind. Aber dass es so schnell geht – da sind wir schon sehr überrascht.»
Ich denke derzeit nur noch in 5-Minuten-Schritten
Die Evakuierung ging zügig vonstatten, alle Leute mussten Blatten bis 11:30 Uhr verlassen. Zunächst packte sie nur das Nötigste: «Unterwäsche und Zahnbürste, dazu ein Buch», sagt sie. Ob sie bald zurückkehren kann, ist völlig unklar: «Ich denke derzeit nur noch in 5-Minuten-Schritten.»
So ist die Lage in Blatten
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Bild 1 von 6. Alle müssen weg: Die Feuerwehr hat das Gebiet um Blatten abgesperrt. Bildquelle: Keystone/Peter Klaunzer.
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Bild 2 von 6. Nach einem ersten Murgang senkt sich der Berg immer stärker. Es droht nun jede Sekunde ein massiver Bergsturz. Bildquelle: ZVG/Kanton Wallis.
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Bild 3 von 6. Die Geröllmassen könnten nach einem Bergsturz im Worst-Case-Szenario das ganze Dorf Blatten treffen. Darum wurde es evakuiert. Bildquelle: Keystone/Cyril Zingaro.
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Bild 4 von 6. Immer wieder stürzen Brocken den Berg runter, hin und da sind Staubwolken zu sehen. Bildquelle: Keystone/Cyril Zingaro.
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Bild 5 von 6. Bereits am Samstagabend informierte die Gemeinde, dass 100 Anwohnende in Blatten evakuiert werden müsssen. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 6. Die rote Zone um Blatten wurde komplett evakuiert. Bildquelle: Printscreen Alertsuisse.
Hotelierin Esther Bellwald ist ebenfalls evakuiert worden. «Wir sind krisenerprobt, aber Bergsturz und Evakuation sind doch jetzt sehr speziell.» Normalerweise sei das Dorf etwa wegen Lawinen eingeschlossen. Nun habe sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern gehen müssen. «Wir sind hier sehr solidarisch – und haben einer alten Frau geholfen.»
Wie es weitergeht, ist unklar: Etwa, was es für den Hotelbetrieb bedeutet. «Wir haben die Saisoneröffnung an Pfingsten geplant.» Dass sich die Situation jetzt so zuspitzt und mit einem Felsabbruch schon in wenigen Stunden gerechnet wird, sei nicht nur schlecht: «Es ist besser, als wenn man Wochen, Monate mit der Angst leben müsste, dass etwas passiert.»
So oder so zeigt Helene Bellwald Verständnis für die Sicherheitsmassnahmen der Behörden: «Wenn das schlimmste Szenario eintrifft, dann sind wir lieber weg.»