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Blockaden und Prügeleien Rocker-Prozess: «Wir müssen eine Lösung finden»

Rockerbanden prügeln sich im Gerichtsgebäude. Trotzdem wird der Prozess im Berner Amthaus weitergeführt. Die Gründe.

Prügelei im Gericht, Massenauflauf der Hells Angels vor dem Amthaus: Der Rockerprozess verläuft auch am zweiten Tag turbulent. Und bringt Polizei und Behörden ans Limit.

Für den Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause ist die Situation nicht akzeptabel: «Es ist eine Option, die Gerichtsverhandlung an einen anderen Ort zu verlegen», sagte er am Mittag im Interview mit SRF. Die Gewaltbereitschaft sei sehr hoch und der Einsatz für die Polizei gefährlich.

Der Rockerprozess in Bildern

«Die Situation ist nicht gut. Wir müssen eine Lösung finden», erklärte er. Die Lage des Gerichtssaals an der Hauptverkehrsachse beim Bollwerk sei ungünstig, da bei Scharmützeln der ganze Verkehr inklusive ÖV blockiert werde.

Gericht will Prozess im Amthaus fortsetzen

Das Gericht aber will den Prozess vorerst nicht an einen anderen Ort zügeln. «Das Gericht geht davon aus, dass der Prozess auch in den nächsten Tagen im Berner Amthaus stattfinden wird», sagte der zuständige Gerichtsschreiber gegenüber SRF. Die Äusserung von Nause sei nicht mit dem Gericht abgesprochen gewesen: «Das war nie ein Thema:»

Auf Nachfrage von SRF betonte Nause nochmals, dass man Optionen in alle Richtungen prüfe, um «die Situation zu entschärfen». Eine räumliche Verlegung des Gerichtsortes sei aber nicht einfach und von heute auf morgen möglich.

Neuer Standort, neue Probleme

Und schaffe womöglich neue Probleme: «Andere Orte haben andere sicherheitspolizeiliche Herausforderungen», so Nause. Man analysiere laufend die Vorkommnisse am Rand des Rocker-Prozesses und werde sich für den weiteren Prozessverlauf entsprechende Gedanken machen.

Die Einvernahmen der 22 Angeklagten gehen diese Woche also im Berner Amtshaus weiter. Es ist gut möglich, dass Unterstützer der Hells Angels oder Bandidos erneut vor dem Gerichtsgebäude aufkreuzen. «Das bedeutet, dass sich die Polizei mit einem entsprechenden Aufgebot bereithalten muss», so Nause weiter. Der Auftrag sei nach wie vor, das Gericht und die Verhandlung zu schützen. Und zu verhindern, dass es zu einer Konfrontation zwischen den beiden Rockergruppen komme.

Eine andere Möglichkeit wäre, die Hells Angels und die Bandidos an den Stadtgrenzen abzufangen, damit sie nicht zum Gerichtsgebäude vordringen können. «Nach den Vorkommnissen der letzten zwei Tage ist rechtlich vieles möglich», erklärte Nause dazu. Auf die Polizeitaktik möchte er aber nicht weiter eingehen.

Die Scharmützel haben bei manchen Passanten ungute Gefühle ausgelöst. Nause rät darum Bernerinnen und Bernern, einen Umweg um das Bollwerk zu machen, wenn die Situation wieder eskalieren sollte. «Es ist ein schwieriger, nervenaufreibender Polizeieinsatz. Die Polizei tut alles, damit es ruhig bleibt.»

Prügelei auf Grauholz-Raststätte

Box aufklappen Box zuklappen

Nach den Tumulten vor dem Amthaus verlagerte sich der Bandenkrieg auf die Grauholz-Raststätte. Dort war eine Polizeipatrouille mit Kontrollen beschäftigt, als plötzlich mehrere Motorradfahrer ankamen, wie eine Polizeisprecherin ausführte. Es kam zu einem Gerangel.

Die Polizeipatrouille setzte Pfefferspray ein und musste auch den Einsatz von Waffen androhen. Sie forderte Verstärkung an, worauf die Situation laut Wüthrich rasch beruhigt werden konnte. Nach Kenntnissen der Polizei wurde niemand verletzt.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 31.05.2022, 17.30 Uhr ; 

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