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Fähigkeitslücke soll geschlossen werden
Aus Tagesschau vom 21.08.2019.
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Boden-Luft-Verteidigung US-Hersteller Raytheon präsentiert Schweiz Angebot

Der steife Wind des Kalten Kriegs weht noch immer über den Gubel bei Menzingen (ZG): Da oben stehen die letzten Raketen des Lenkwaffensystems BL-64 «Bloodhound». Die Stellung ist längst ein Museum: 1999 hat die Armee den «Bloodhound» ausser Dienst gestellt. Seither kann die Schweiz keine Ziele in grosser Reichweite mehr bekämpfen. Diese Fähigkeitslücke will die Armee mit der Erneuerung der Mittel für die Bodengestützte Luftabwehr (Bodluv) nun schliessen.

«Modernste Technik auf dem Planet Erde»

Armasuisse, die Beschaffungsbehörde des VBS, erprobt diese Woche den «Patriot»-Radar des amerikanischen Herstellers Raytheon: Auf dem Gelände der ehemaligen «Bloodhound»-Lenkwaffenstellung oberhalb von Menzingen. Die erste «Patriot»-Version stammt zwar von 1982, also auch aus dem Kalten Krieg. Laut Raytheon wurde das Luftabwehrsystem aber ständig den neuesten Bedrohungen angepasst. So erhielt «Patriot» schon früh ein Upgrade für die Bekämpfung ballistischer Raketen – wie zum Beispiel die sowjetischen «Scud».

«Patriot» gegen «Scud» im Nahen Osten

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Den ersten, allerdings umstrittenen Ernsteinsatz gegen ballistische Raketen erfuhr «Patriot» gegen die «Scud» sowjetischer Bauart, die der irakische Diktator Saddam Hussein im Ersten Golfkrieg 1991 Richtung Türkei und Israel abfeuerte. Die US-Informationskrieger jubelten die Abschussquote auf über 90 Prozent hoch. Später stellte sich heraus, dass «Patriot» wesentlich weniger erfolgreich getroffen hat. Trotzdem vertrauten die Israeli damals dem amerikanischen System – und sahen von einer Offensive gegen Irak ab. Saddam hatte gedroht, mit seinen «Scud» Giftgasangriffe gegen Israel zu verüben.

Der verantwortliche Raytheon-Manager, der pensionierte US-Oberst Joseph DeAntona, hat in seiner aktiven Militärzeit die Weiterentwicklung von «Patriot» Schritt für Schritt miterlebt: «Der Radar, der heute hier steht, sieht zwar von aussen noch immer gleich aus: Die Technik im Inneren ist aber nicht mehr vergleichbar mit dem System, mit denen ich noch 2012 gearbeitet habe.» Im Innern stecke die «beste Technologie auf dem Planet Erde.» DeAntona argumentiert auch mit der grossen Erfahrung, die Raytheon im Verlauf der Jahre mit «Patriot»-Kunden in 17 Ländern gesammelt habe.

«Zusammenarbeiten, um die Souveränität zu sichern»

Direkter Konkurrent von Raytheon ist das französischen Konsortium Eurosam. Die Erprobung der Sensoren des Samp/T-Systems findet Ende September ebenfalls auf dem Gelände der ehemaligen «Bloodhound»-Stellung in Menzingen statt. Der Bundesrat muss schliesslich zwischen einem Angebot der europäischen und der amerikanischen Rüstungsindustrie entscheiden.

Raytheon wirbt mit dem Slogan: «Zusammenarbeiten, um die Souveränität der Schweiz zu sichern.» Joseph DeAntona streicht den Wert einer verlässlichen Koalition im Ernstfall heraus: «Die Kooperationen und Vereinbarungen zwischen der US- und der Schweizer Regierung haben eine Umgebung geschaffen mit dem Potenzial für das Patriot-System als Teil der Schweizer Bodenluftabwehr.»

Entscheidend: Sensor-Wirkungsverbund

Wesentlich lauter führen die potenziellen Hersteller den Kampf um den neuen Kampfjet für die Schweizer Luftwaffe. Noch vor der Volksabstimmung über den Kredit von sechs Milliarden werben sie auf allen möglichen Kanälen um die technischen, taktischen und sogar strategischen Vorteile ihrer Angebote. Auch beim Kampfjet geht es um eine Entscheidung zwischen einem Jet aus den USA (F-35, Super Hornet) oder der EU (Eurofighter, Raffale).

Beim Gesamtpaket «Air2030» hat die Schweiz aber Handlungsfreiheit: Ein amerikanischer Jet bedeutet nicht zwingend ein amerikanisches Bodluv-System: So arbeiten bereits heute deutsche Eurofighter oder schwedische Gripen C mit dem amerikanischen Patriot-System im Sensor- Wirkungsverbund zusammen. Dazwischen koordiniert eine Kommandozentrale. Trotzdem wird der Bundesrat die transatlantische Tradition gegen die EU-Nachbarschaft abwägen müssen.

«Gripen E fliegt Testflüge»

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Weil Gripen E aus dem neutralen Schweden diesen Juni nicht an der Flugerprobung in Payerne teilgenommen hat, scheidet er aus dem Evaluationsverfahren aus. Hersteller Saab hält allerdings am Angebot für die Schweiz fest – und stellt klar, Gripen E gibt es nicht erst auf dem Papier: «Aktuell fliegen drei Testflugzeuge ab dem Saab-Produktionswerk in Linköping (Schweden).» Gemäss VBS entsprechen diese allerdings noch nicht der Offerte, die Saab in Bern eingereicht hat. Den darin angebotene Gripen E existiere noch nicht.

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