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Booster schon ab vier Monaten? Frühere Auffrischungsimpfung: Das sagt der Impfkommission-Chef

Die Booster-Kampagne in der Schweiz läuft. Allerdings gilt bisher die Regel: Für die Auffrischimpfung muss die zweite Dosis mindestens sechs Monate zurückliegen. Andere Länder – darunter Österreich – haben diese sogenannte Karenzfrist zwischen der zweiten und der dritten Impfung teilweise auf vier Monate verkürzt. Wäre es sinnvoll, dies auch hierzulande zu machen, damit es in der Schweiz mit dem Boostern vorwärtsgeht? Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, ortet durchaus Potenzial für mehr Tempo beim Boostern – allerdings nur unter einer Bedingung.

Christoph Berger

Kinderarzt und Infektiologe

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Christoph Berger ist Kinderarzt und Infektiologe am Universitätsspital Zürich. Er ist zudem Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF).

SRF News: Muss man wirklich sechs Monate warten?

Christoph Berger: Man muss nicht sechs Monate warten. Aber es ist wichtig, dass wir die Booster-Impfung einsetzen, um vor schweren Infektionen zu schützen – und das ist gegeben, wenn wir sechs Monate nach vollständiger Impfung boostern. Das tun wir.

Wenn die Personen mit dem grössten Risiko eine Booster-Impfung erhalten haben, könnte man die Frist verkürzen.

Es ist wichtig, dass zuerst die über 65-Jährigen an die Reihe kommen, dann jene Personen, die bereits länger als vor sechs Monaten zwei Impfungen bekommen haben, weil die das grösste Risiko haben. Und wenn wir dann mal so weit sind, dann könnte man auch verkürzen. Aber für den Schutz vor schwerer Infektion reichen die sechs Monate. Und für den Schutz vor jeglicher Infektion können wir etwas machen, wenn wir verkürzen. Doch das ist das sekundäre Ziel.

Sie sagen, es ist das sekundäre Ziel. Aber gewisse Impfzentren sind zurzeit leer oder man hätte zumindest Kapazitäten, um diejenigen zu impfen, die den Booster wollen und die jünger sind. Warum macht man das nicht?

Weil es noch ganz viele über 65-Jährige gibt und ganz viele Personen, deren Impfung schon über sechs Monate zurückliegt. Nachher kann man das verkürzen. Oder man kann – falls Kapazität vorhanden ist – bereits jetzt schon darüber nachdenken. Aber die Personen, die noch nicht sechs Monate erreicht haben, sind vor schwerer Infektion geschützt.

Vielen geht es im Moment zu langsam. Man hört ja auch, gegen die neue Omikron-Variante seien drei Impfdosen zwingend. Warum ist die Schweiz so zögerlich?

Die Schweiz hat ein Konzept, und wir machen das Schritt für Schritt mit absteigendem Risiko. Wir können mit der Impfung allein die Pandemiewelle nicht brechen. Wir können bei Omikron schwere Infektionen verhindern, leichte allenfalls nicht. Da braucht es mehr Daten. Da kann man nicht rasch boostern gehen und das wegblasen. Das ist leider nicht die Realität.

Im Moment verbreitet sich das Virus rasant: Viele ungeimpfte Jugendliche und Kinder sind betroffen und geben das Virus weiter – ab wann impfen wir in der Schweiz Kinder unter zwölf Jahren?

Wir brauchen hier eine Zulassung, müssen Nutzen versus Risiko abwägen und wir brauchen Impfstoff.

Die Kinderimpfung ist gut für die Kinder, aber nicht der Gamechanger für die Pandemie.

Wenn wir das haben, kommt eine Empfehlung. Die Kinderimpfung ist gut für die Kinder, aber nicht der Gamechanger für die Pandemie. Da braucht es geimpfte Erwachsene und andere Massnahmen.

Sie verlangen mehr Daten. Wenn diese vorhanden sind: Sagen Sie dann, ja, wir empfehlen die Impfung für unter Zwölfjährige?

Wir bereiten eine solche Empfehlung vor. Es braucht eine Zulassung. Wir empfehlen diese Nutzen-Risiko-Abwägung und es braucht den Impfstoff. Dann kommt das klar so.

Das Gespräch führte Angélique Beldner.

Tagesschau, 09.12.2021, 12:45 Uhr ; 

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