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Bundesanwaltschaft Mutmasslicher Anführer kosovarischer Terrororganisation angeklagt

  • Die Bundesanwaltschaft hat einen Mann angeklagt wegen mutmasslicher terroristischer Verbindungen.
  • Er wird verdächtigt, für den Schweizer Ableger einer islamistischen kosovarischen Terrororganisation verantwortlich gewesen zu sein.
  • Das schreibt die Bundesanwaltschaft (BA).

Zusammen mit einem weiteren Beschuldigten werde der Angeklagte zusätzlich verdächtigt, die Terrororganisation Islamischer Staat unterstützt und deren Gedankengut verbreitet zu haben.

Polizist mit Waffe in Uniform auf der Strasse.
Legende: Die Beschuldigten wurden 2022 festgenommen. (Symbolbild) KEYSTONE/Ti-Press/Carlo Reguzzi

Die kosovarische terroristische Organisation verfolge nicht nur den Zweck, so viele Gläubige wie möglich für ihre Sache und ihre salafistisch-dschihadistische Ideologie zu gewinnen, wie die BA weiter mitteilt. Sie verfolge auch das Ziel, von einer Destabilisierung des kosovarischen Staates zu profitieren, um mit Waffengewalt die Macht über ein bestimmtes Gebiet zu gewinnen und dort im Namen des Islamischen Staates einen von der Scharia geleiteten islamischen Staat zu errichten.

2014 und 2015 schlossen sich verschiedene albanischsprachige Männer, darunter der 36-jährige kosovarische Staatsangehörige und der zweite Beschuldigte, ein 33-jähriger schweizerisch-nordmazedonischer Doppelbürger, zu einer Gruppe zusammen, die sich an der Ideologie des Islamischen Staates ausrichtet.

Kurzeinschätzung von Extremismus-Fachredaktor Daniel Glaus

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«Der Name des nun angeklagten, 36-jährigen ‹Emirs› tauchte in den letzten Jahren immer wieder in unseren Recherchen auf, drei Fälle illustrieren dies: Ein Schweizer Dschihadist auf Genf, inhaftiert in Nordsyrien, lächelte bestätigend, als er in einem Interview angesprochen wird. Dann wird er in den Akten einer Strafuntersuchung gegen einen Schweizer Auswanderer in Marokko erwähnt. Und auch ein in den Kosovo ausgeschaffter junger Mann aus dem Berner Oberland kannte ihn offenbar. Das zeigte: Auffällig viele Islamisten bis Dschihadisten aus der Schweiz schienen in der einen oder anderen Form Berührungspunkte zum 36-jährigen Emir aus Genf gehabt zu haben.

Lange blieb der Emir aber mehr geisterhafte Erscheinung als konkrete Person, seine Rolle blieb lange unklar. Den Ermittlerinnen und Ermittlern scheint es eine Weile ähnlich ergangen zu sein – das internationale Strafverfahren war aufwändig, die Vorwürfe reichen bis zehn Jahre zurück. Die Anklage nun zeichnet auch nach, wie der Emir angeblich so lange unbehelligt handeln konnte: unter anderem mit Bestechung, so einer der Vorwürfe.

Die Anklage wirft auch ein Licht auf die Bedeutung des Westbalkans für dschihadistische Organisationen. So diente er nicht nur in Kosovo als Drehscheibe zwischen Verdächtigen in Westeuropa und den internationalen IS-Strukturen.»

Der erste Beschuldigte wurde ab Juni 2025 mutmasslich zum Verantwortlichen der Gruppierung gewählt, die anschliessend zum Schweizer Ableger der kosovarischen Terrororganisation wurde, wie die BA schreibt.

Mitglieder im Raum Genf rekrutiert

Dem Verantwortlichen der Gruppierung werde vorgeworfen, vor allem in der Region Genf mit der Unterstützung des zweiten Beschuldigten Indoktrinierung und Anwerbung von Neumitgliedern im Namen dieser Terrororganisation vorgenommen zu haben, heisst es. Er soll Geld bei den Mitgliedern des Genfer Ablegers eingezogen und diese Beträge in den Kosovo geschickt haben, um dort verschiedene Aktivitäten der terroristischen Organisation zu finanzieren.

Beschuldigte wurden 2022 festgenommen

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Die beiden Beschuldigten wurden im Rahmen eines von der BA seit Juli 2021 geführten Strafverfahrens am 1. September 2022 festgenommen. Sie befinden sich im vorzeitigen Strafvollzug.

Auf dieselbe Weise sollen die Beschuldigten die Bestechung fremder Amtsträger, die für die Strafverfolgung von Mitgliedern der terroristischen Organisation zuständig waren, finanziert haben, so die BA. Dies ermöglichte es einem ihrer Mitglieder, sich der Strafverfolgung zu entziehen.

Vorträge ausländischer Prediger

Der ältere Beschuldigte soll in derselben Organisation im Kosovo einen bestimmten Einfluss ausgeübt haben. Die BA verdächtigt ihn, Mitglied des Leitungsorgans der Terrorgruppe im Kosovo, Verantwortlicher des Schweizer Ablegers und Mitverantwortlicher eines regionalen Zweigs gewesen zu sein. Er soll dafür verantwortlich gewesen sein, den Schweizer Ableger zu leiten und die Verbindung zwischen der Führungsspitze im Kosovo mit dem Genfer Ableger sicherzustellen.

Dem zweiten Beschuldigten werde angelastet, ebenfalls Mitglied des Schweizer Ablegers der Terrororganisation gewesen zu sein, heisst es im Communiqué. Er soll an deren Versammlungen teilgenommen und seine Wohnung für solche Anlässe zur Verfügung gestellt haben. Darüber hinaus soll er Besuche ausländischer Prediger organisiert haben, die für das Befolgen der Gebote und Überzeugungen des Islamischen Staates bekannt sind.

Die BA wirft ihm ebenfalls vor, eigenständig Propaganda zugunsten der Terrororganisationen Islamischer Staat und Al-Nusra-Front gemacht zu haben. Er soll Loblieder auf diese beiden Terrororganisationen weiterverbreitet haben.

SRF4 News, 7.7.25, 12 Uhr ; 

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