- Bundesrat Guy Parmelin (SVP) ist mit 188 Stimmen zum neuen Bundespräsidenten gewählt worden. Von 234 eingegangenen Stimmen waren 202 gültig.
- Als Vizepräsident des Bundesrats ist Ignazio Cassis (FDP) mit 162 Stimmen gewählt worden.
- «Ich verkörpere das ganze Potenzial der Schweiz», sagte Parmelin in seiner Rede.
Die Pandemie habe uns hart auf die Probe gestellt, so der neu gewählte Bundespräsident. «Ich will den Zusammenhalt unseres Landes ins Zentrum stellen. Den Zusammenhalt zwischen Alt und Jung, zwischen Stadt und Land, über den Rösti- oder Polenta-Graben hinaus, unabhängig von der gesellschaftlichen Stellung», sagt Parmelin in der Rede weiter.
Er selbst mache den Anfang, denn er verkörpere quasi das ganze Potenzial des Landes. Er sei nicht nur Landwirt aus einem kleinen Dorf, sondern heute künftiger Bundespräsident in einer grossen Stadt, «nicht mehr nur ein Romand, sondern mittlerweile auch ein bisschen Deutschschweizer».
Antritt während der Coronakrise
Der neue Bundespräsident tritt zu keinem einfachen Zeitpunkt an. Die Schweiz steckt mitten in der Pandemie, stagnierende Zahlen schlagen sich auf die Wirtschaft und die Bevölkerung nieder. Seiner Vorgängerin Simonetta Sommaruga ist es an den Medienkonferenzen immer wieder gelungen, für einen Moment Optimismus zu wecken oder die Bevölkerung zum Zusammenhalt aufzurufen. Gelingt es Parmelin ebenso, das Volk sicher durch die Krise zu führen?
Als Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) musste Parmelin dieses Jahr bereits schweres Geschütz auffahren. Zusammen mit Ueli Maurer gleiste er das Milliarden-Rettungspaket für Covid-geschädigte Firmen auf. Und die Wirtschaftshilfen standen bereit: schnell und unkompliziert. Tausende KMU und Jobs konnten dadurch gerettet werden.
Und doch ist Parmelin keiner, der sich auf den Lorbeeren ausruhen will. «Ohne wirtschaftlichen Schaden kommen wir nicht durch diese Krise», warnte der Wirtschaftsminister vor Illusionen.
Kein Mann der grossen Worte
Der SVP-Politiker gilt als bescheiden und freundlich, uneitel, für einige gar blass. Im SRG-Wahlbarometer 2019 konnte er bei der Bevölkerung als Bundesrat keine Sympathiepunkte einheimsen: Weder attestierte sie ihm grossen Einfluss im Bundesratsgremium, noch wurde sein Wechsel vom Verteidigungs- ins Wirtschaftsdepartement goutiert.
Die politische Karriere von Guy Parmelin in Bildern
«Es könnte sein, dass bei Parmelins Ergebnissen die Sprachbarriere mit eine Rolle spielt», meint Politologe Michael Hermann, der die Befragung 2019 leitete, denn «der grösste Teil der Befragten kommt aus der Deutschschweiz».
Doch der Bundespräsident 2021 gilt generell nicht als Mann der grossen oder zugespitzten Worte. Häufig stand er an Medienkonferenzen Rede und Antwort – oft ist nur wenig davon hängengeblieben. Bisher gelang es Parmelin nicht so richtig, den Draht zur Bevölkerung zu finden, obwohl er einen sehr volksnahen Hintergrund mitbringt.
Landwirt und Weinbauer
Der neue Bundespräsident ist vom Landwirt an die Spitze der Schweizer Politik aufgestiegen. Seine Wurzeln hat der Weinbauer in Bursins im Waadtland. Vor seiner Ausbildung an der Landwirtschaftsschule schloss er die Maturität mit Schwerpunkt Latein und Englisch ab. Gerne zeigt sich Parmelin als bodenständiger Landwirt, der sich für die Probleme der Bevölkerung Zeit nimmt.
Als Bundesrat widmet er nur noch einen kleinen Teil seiner Zeit seinem Hof. Zusammen mit seinem Bruder besitzt Parmelin aber ein Landgut von 36 Hektaren, darunter fünf Hektaren Weinberge.