Die Melkmaschine wird angeschaltet. Morgens um sechs Uhr auf dem Schwarzenbachhof ob Schwyz, so wie auf vielen Bauernhöfen in der Schweiz. Bedienen tut diese aber nicht wie auf den meisten Höfen ein Bauer, sondern eine Bäuerin. Silvia Ulrich, 39, Chefin.
«Vielleicht kann man als Frau besser nachvollziehen, wenn sie Schmerzen haben», sinniert die Betriebsleiterin über die Vorteile des Frau-seins beim Melken. Es gäbe aber auch einfühlsame Männer, fügt sie schmunzelnd an. 20 Kühe melkt sie.
Diese gehören auch gefüttert. Es muss gemistet werden und mit Stroh frisch eingestreut. Die Arbeit wirkt streng. Die Tage sind lang. Doch Silvia Ulrich ist es sich gewohnt: «Das ist der Alltag.» Zehn Jahre arbeitete sie auf dem Hof des Vaters, ehe sie diesen 2023 übernommen hat. Nur acht Prozent der Schweizer Bauernhöfe werden von einer Frau geführt.
Die Vorzeichen seither sind nun andere. Heute ist Vater Otto bei seiner Tochter angestellt: «Wir diskutieren und besprechen viel zusammen. Aber ich muss mich schon achten, dass ich mich etwas zurücknehme.» Die Entscheidungen fällt nun die Tochter. Die beiden scheinen zu harmonieren. Beim gemeinsamen Frühstück, zubereitet von Silvias Mutter Brigitte, wird der Tagesplan diskutiert.
Vor dem Regen am Nachmittag soll noch die Gülle auf die Felder ausgebracht werden. In der hügligen Landschaft kein leichtes Unterfangen.
Allein sei die Arbeit auf dem Hof kaum zu schaffen, meint die neue Chefin. Sie habe aber zum Glück grosse Unterstützung durch ihre Eltern, ihren Partner und ihren Bruder und seiner Familie – die beiden Kinder und Frau Sandra. Sandra Ulrich ist Kosmetikerin: «Ich arbeite acht bis neun Stunden und am Abend kann ich gehen. Silvia muss auch in der Nacht aufstehen. Sie arbeitet viel und streng. Das bewundere ich.»
Dass Silvia Ulrich eine von acht Prozent weiblichen Betriebsleiterinnen auf Schweizer Bauernhöfen ist, schätzt ihre Schwägerin: «Ich finde sie ein tolles Vorbild für andere Frauen.» Lob gibt es für die neue Chefin auch von ihrem Vorgänger. Vater Otto Ulrich weiss seinen einstigen Hof in guten Händen: «Sie macht das super mit den Tieren und Maschinen. Es könnte manch ein Mann nicht besser.»
Der Bauernhof bleibt dank Silvia Ulrich weiter im Familienbesitz. Die zehn Schweine, 20 Kühe und drei Pferde werden von ihr versorgt und betreut. Seit zwei Jahren nun ist sie die neue Chefin auf dem Hof und zeigt, dass auch Frauen gut einen Hof führen können. Die junge Bäuerin steht im Schweineauslauf und schaut auf ihre Tiere, Felder und Maschinen und meint zu ihrem Bauernhof: «Ich bin stolz darauf.»