Es hätte ein neues Clublokal des FC Tössfeld werden sollen – frisch renoviert, mit Kunst verziert. Die Freude über die bemalten Wände und Decken jedoch, die hält sich arg in Grenzen. Das Gegenteil trifft eher zu: Unverständnis, Kritik und Aufregung.
Plan der Stadt geht nach hinten los
Die Stadt Winterthur hatte das Clublokal auch als Quartier-Treffpunkt geplant und deshalb zwei lokale Künstlerinnen engagiert, die den Raum frei gestalten durften. Und das taten sie: blaue Linien auf weissen Wänden, dicke und dünne Linien, die hie und da Figuren erkennen lassen. Hier ein Fussballspieler, da ein Fussballschuh, hier eine Pfeife, da ein Pokal.
Was den einen gefällt, ist für andere jenseits von Kunst. «Schön ist, was gefällt», könnte man argumentieren. Bloss: Bei den Clubmitgliedern komme das Kunstwerk gar nicht gut an, sagt Martin Zgraggen, der Präsident des FC Tössfeld. «Wenn Sie in diesen Raum kommen, sehen Sie dort wilde blaue Striche und Kreise, ganz viele Symbole, die sehr verwirrend unruhig wirken», sagt Zgraggen. Man verstehe das Kunstwerk nicht. Vielmehr sei man darüber erschrocken gewesen. Klingt nach vernichtender Kritik.
Die «Bild» hält es für ein «Krakel-Debakel»
Auch international erregt das neue Clublokal Aufsehen. In der internationalen Presse scheut man harte Kritik nicht. Als «Krakel-Debakel» etwa bezeichnet es die deutsche «Bild». Eine französische Fussballzeitschrift nennt es «Schmiererei im Kinderstil». In den Sozialen Medien polarisiert – neben dem Kunstwerk an sich – vor allem auch der Preis des Kunstwerks: 28'000 Franken.
Das Kunstwerk angefertigt haben die Schwestern Maureen und Stefanie Kägi, die von der Stadt dafür ausgewählt wurden. Sie sind zwei renommierte Künstlerinnen aus der Region Winterthur. So erhielt Stefanie Kägi 2017 einen Förderpreis der Stadt Winterthur, während mehrere Werke von Maureen Kägi aktuell im Kunstmuseum Winterthur in einer Ausstellung zu sehen sind.
«Viele positive Reaktionen»
Die beiden Künstlerinnen schreiben in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber SRF, dass sie in ihrer «All-over-Malerei» Symbole und Emotionen im Zusammenhang mit Fussball aufgreifen. Dabei gehe es um Teamgeist, Bewegung und Spontaneität, aber auch um Kontroverse, Spannung und Enttäuschung. Die Motive pendelten zwischen Abstraktion und Figuration, so die Künstlerinnen.
Es tue ihnen leid, wenn die Mitglieder des FC Tössfeld keinen Gefallen daran fänden. Bei der Erstellung jedoch hätten sie viele positive Reaktionen von Jugendlichen bekommen. Ausserdem seien sie überzeugt, dass das Werk mit den blauen Strichen gut zum Raum und zum FC Tössfeld passten.
Bedenklich sei zudem, «dass das Werk vor der Fertigstellung des gesamten Raumes beurteilt wurde», so die Künstlerinnen. Es befänden sich aktuell nämlich weder Boden, Mobiliar noch Clubutensilien im Raum.
Ob sich die Clubmitglieder nach Fertigstellung des Raumes noch damit anfreunden können, ist unklar. Ebenso, wie es nun weitergeht. Der Präsident des FC Tössfeld, Martin Zgraggen, würde sich wünschen, dass man die Kunst im Clublokal nochmals überdenkt und überarbeitet. Der Stadtrat will sich nun vor Ort ein eigenes Bild machen.