April 2022: Wegen des Krieges in der Ukraine flüchten viele Menschen aus dem Land. Es treffen täglich alleine im Kanton Bern ungefähr 100 Personen ein. Der Kanton befürchtet einen Mangel an Unterkünften für die Geflüchteten. Er baut in kurzer Zeit ein Containerdorf für rund 1000 Personen. Der Bau kostet 12 Millionen Franken. Jeden Monat kommen rund 175'000 Franken für den Betrieb dazu. Die gesamten Kosten während der drei Jahre seitdem dürften somit gegen 20 Millionen Franken betragen.
Das Containerdorf in Bern verschwindet
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Bild 1 von 6. Ein leerer Schlafraum in einem der Container in der Unterkunft auf dem Viererfeld in der Stadt Bern. Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
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Bild 2 von 6. In der Unterkunft werden auch Kinder unterrichtet. Im Juli 2022 leben rund 250 Flüchtlinge, meist aus der Ukraine im Containerdorf. Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
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Bild 3 von 6. 450 Container mit 1000 Betten standen bis Ende Juli 2025 auf dem Viererfeld in der Stadt Bern. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 6. Asylsuchende und geflüchtete aus der Ukraine sind keine mehr vor Ort. Nur noch einige wenige Bauarbeiter. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 6. Das Containerdorf gleicht einer Baustelle, die meisten der 450 Container sind Mitte September bereits weg. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 6. Wo das Containerdorf stand, wird das Feld wieder leer. Die Stadt Bern plant auf dem Viererfeld den Bau von 1100 Wohnungen. Bildquelle: Keystone/ Peter Klaunzer.
Juli 2022: 450 Container mit 1000 Betten: Auf dem Viererfeld in Bern steht die grösste Asylunterkunft der Schweiz. Sie ist für kurzfristige Aufenthalte gedacht. Für den Kanton Bern ist sie zudem eine Reserve , je nach Entwicklung des Krieges in der Ukraine. Es ist von einem Betrieb für die nächsten zwei bis vier Jahre die Rede.
Das Containerdorf gilt als Pionierprojekt mit Vorbildcharakter. Doch es gibt auch massive Kritik. Fachleute bemängeln die kasernenartige Architektur, es ist von Kargheit und Tristesse die Rede. Ein zweites solches Dorf ist zu diesem Zeitpunkt in der Schweiz nicht machbar. «Alle verfügbaren Container standen auf dem Viererfeld in Bern», erklärt Gundekar Giebel, Sprecher der bernischen Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion GSI.
Juli 2025: Das Containerdorf wird geschlossen. In den vergangenen drei Jahren wurden in der Containersiedlung über 2300 Geflüchtete und Asylsuchende beherbergt, wie der Kanton Bern mitteilt. Die Unterkunft war während ihrer gesamten Zeit nie komplett ausgelastet. Es lebten auch nie mehr als rund 600 Menschen gleichzeitig in dieser Unterkunft. Zu Beginn wohnten ausschliesslich Ukrainerinnen und Ukrainer in den Containern. Später auch Geflüchtete aus anderen Ländern.
September 2025: Der Rückbau des Containerdorfs ist bereits weit fortgeschritten. Ende Jahr gibt der Kanton Bern das Land zurück an die Stadt Bern. Von den 450 Containern steht nur noch ein kleiner Teil auf dem grossen Feld. «Ein Teil der Container war vermietet, die sind zurück bei den Eigentümern, die anderen wurden von den Lieferanten zurückgekauft», erklärt Gundekar Giebel von der GSI.
Dezember 2025: Dort wo das grösste Flüchtlingsdorf der Schweiz stand, soll nun wieder ein leeres Feld stehen. Der Kanton Bern gibt das Gelände zurück an die Stadt Bern. Die Bilanz: Gundekar Giebel vonseiten der GSI sagt: «Ob es ich gelohnt hat, all der Aufwand, ist nicht die Frage.» Man habe schnell handeln müssen und eine wichtige Lehre sei, dass alle Beteiligten die Dringlichkeit einer solchen Situation erkennen müssten. Das Projekt liegt nun in einer Schublade. «Wir könnte ein solches Dorf jederzeit wieder aus dem Boden stampfen», so Giebel vom Kanton Bern. Es sei das Richtige zur richtigen Zeit gewesen.