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Corona-Impfstoffe Lieferkürzungen bringen Juli-Impfziel ins Wanken

Impfwillige müssen mit Verzögerungen rechnen, denn Lieferkürzungen bringen die Impfplanung auch im Mai aus dem Takt.

Bei der Schweizer Impfkampagne gegen das Coronavirus ist definitiv der Wurm drin. Die massive Kürzung bei der Lieferung des Impfstoffs von Moderna vom Wochenende wird kein Einzelfall bleiben, wie Recherchen von Radio SRF zeigen.

In diesen Tagen haben die Kantone erfahren, dass auch die geplanten Liefermengen für den kommenden Monat Mai nicht eingehalten werden können.

Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte der Schweiz, bestätigt: «Wir haben im Rahmen unserer Planung und des regelmässigen Austausches mit dem Bund und dem BAG tatsächlich davon gehört, dass es weniger Lieferungen gibt als ursprünglich in Aussicht gestellt.»

Es ist nicht so, dass es nur ganz wenige Dosen weniger wären.
Autor: Rudolf Hauri Präsident Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte der Schweiz

Dabei gehe es offenbar um bedeutende Lieferkürzungen, die Auswirkungen auf die Impfplanung der Kantone hätten, sagt Hauri. Das Ausmass sei zumindest so, dass es für die Planung der Impfungen relevant sei und diese überarbeitet werden müsse. «Es ist nicht so, dass es nur ganz wenige Dosen weniger wären.»

Impftermine werden verschoben

Konkret bedeutet dies, dass alles länger dauert als geplant. In einzelnen Kantonen würden bestimmte Impfgruppen später an die Reihe kommen, in anderen Kantonen werde man Impftermine verschieben müssen, sagt Hauri.

Entscheidend sei auch die Grösse des jeweiligen Kantons, was die Verschiebungen bei den Gruppen angeht. «Es kann aber auch Verschiebungen bei Einzelpersonen geben – entweder innerhalb einer Gruppe oder – wenn schon mehrere Gruppen geöffnet sind – über die Gruppen hinausgehend. Da gibt es jede Variante, die man sich vorstellen kann.»

Ursprünglich hatte der Bund versprochen, bis Ende Juni würden alle, die sich impfen lassen wollen, eine Impfung erhalten. Vor einem Monat korrigierte man dann auf Ende Juli. Nun kommt auch dieser Termin ins Wackeln.

Es gibt auch eine Grenze bei der Kapazitätssteigerung.
Autor: Rudolf Hauri Präsident Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte der Schweiz

Denn selbst wenn die jetzt angekündigten Kürzungen für den Mai im Juni ausgeglichen würden, könne man die Impfkapazitäten in den Kantonen nicht beliebig erhöhen, gibt Hauri zu bedenken: «Es gibt auch eine Grenze bei der Kapazitätssteigerung.»

Dies habe beispielsweise mit dem Fachpersonal zu tun. Zudem müsse eine Impfung sicher sein. Hier gebe es einen definierten Ablauf, den man nicht beliebig abkürzen könne.

Schwankungen laut BAG möglich

BAG-Vizedirektorin Nora Kronig bestätigte am Nachmittag vor den Medien, dass es auch im Mai zu weiteren Kürzungen und Verzögerungen bei den Impfstofflieferungen kommen könne.

Kronig wies darauf hin, dass die Verträge und die Lieferkalender quartalsweise gesetzt seien und stellte fest: «Wir sind im zweiten Quartal 2021 somit weiterhin auf Kurs.»

Klare Gründe wurden uns aber noch keine genannt.
Autor: Nora Kronig Vizedirektorin, Bundesamt für Gesundheit

Die Lieferverzögerungen könnten unterschiedliche Gründe haben, denn die Produktionskette eines Impfstoffs sei hochkomplex: «Es kommt natürlich unter Umständen zu Schwankungen, weil es irgendwo in der Kette einen Fehler gab. Klare Gründe wurden uns aber noch keine genannt», sagte Kronig. Man sei aber zuversichtlich, dass das Ziel erreicht werden könne. Dazu brauche es aber auch die Impfbereitschaft der Bevölkerung.

SRF 4 News, 20.04.2021, 12:00 Uhr ; 

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