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Corona-Indiskretionen Berset: «Ich erkläre gerade zum vierten Mal, was ich sagen kann»

Ein wenig genervt stellt der Bundespräsident in der Sendung «Infrarouge» auf RTS klar, dass hier kein Medien-Prozess stattfinde.

Die Affäre um die Indiskretionen während der Corona-Pandemie waren gestern erstmals Thema im Bundesrat. Bundespräsident Alain Berset habe versichert, von solchen Indiskretionen keine Kenntnisse gehabt zu haben, sagte Bundesratssprecher André Simonazzi im Anschluss.

Am Abend nach der gestrigen Bundesratssitzung war Alain Berset bei «Infrarouge» eingeladen, der Debatten-Sendung des Westschweizer Fernsehens RTS. Was die Affäre um die Indiskretionen angeht, stellte sich Alain Berset bei «Infrarouge» aber keiner Debatte. Er wurde von Moderator Alexis Favre allein befragt, bevor die anderen Politiker ins Studio kamen.

Was würde es ändern?

Das Gespräch beginnt nett und mit gegenseitigen Neujahrswünschen. Dann geht es zur Sache: Warum er hier nicht sagen könne, was er dem Bundesrat gesagt habe, wird Berset gefragt: Er antwortet: «Was würde es ändern? In einer Demokratie und einem Rechtsstaat ist es sehr wichtig, dass solche Fragen in den Institutionen geregelt werden.»

Sie denken anscheinend, es sei jetzt an den Medien, einen Prozess zu führen.
Autor: Alain Berset Bundespräsident

Eine öffentliche Aussage wie ein Nein, von den mutmasslichen Indiskretionen zwischen seinem früheren Kommunikations-Chef Peter Lauener und Ringier-CEO Marc Walder habe er nichts gewusst – das kommt Berset auch gegenüber dem Westschweizer Fernsehens nicht über die Lippen. Obwohl er dem Bundesrat versichert hatte, keine Kenntnisse davon gehabt zu haben. «Sie denken anscheinend, es sei jetzt an den Medien, einen Prozess zu führen», stellte Berset in der Sendung weiter fest.

Berset
Legende: Bundespräsident Alain Berset wurde am Mittwoch bereits vor der Medienkonferenz des Bundesrats mit Fragen zu den Corona-Indiskretionen belagert. Keystone/Anthony Anex

Berset ist ein Star in der Westschweizer Politik: In seiner Karriere ging es steil aufwärts, er war einer der jüngsten Ständeratspräsidenten und schaffte den Sprung in den Bundesrat im Alter von 39 Jahren.

Ein heikler Vergleich – mit scharfer Reaktion

Gestern Abend wurde nun seine Strategie, nichts zu sagen, mit einem anderen Senkrechtstarter aus der Romandie verglichen, dem inzwischen tief gefallenen Pierre Maudet. Dazu sagte Berset: «Nein, also bitte! Ich erkläre hier gerade zum vierten Mal, was ich sagen kann. Ich habe in den letzten Tagen in Gesprächen mit Leuten oft gehört, was das soll, dass die Medien nur von diesem Thema reden, obwohl die Bevölkerung andere Probleme hat.»

Ich hoffe, dass die Kommission rasch arbeitet und das im Rahmen der Institutionen abklärt.
Autor: Alain Berset Bundespräsident

Jetzt untersucht die Geschäftsprüfungskommission beider Räte den Fall. Auf diese Untersuchung freue er sich, sagte Berset: «Ich hoffe, dass die Kommission rasch arbeitet und das im Rahmen der Institutionen abklärt.» Berset machte bei seinem gestrigen Auftritt klar, dass er vor dem Ende der GPK-Untersuchung gar nichts sagen wird.

HeuteMorgen, 26.01.2023, 07:08 Uhr

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