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Corona-Lage in der Schweiz BAG: Klare Perspektiven für die Bevölkerung aktuell nicht möglich

«Die Schweiz macht es gar nicht so schlecht», ist das Fazit von Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag vor den Medien in Bern. Es gebe auch ein «Aber»: die Reproduktionszahl stagniere bei wenig unter 1, und die Zahl der Coronavirus-Mutationen nehme weiter zu.

Eine Verdoppelung der Mutationszahlen innerhalb einer Woche sei aber bisher wider Erwarten nicht eingetreten. 68 Prozent der Intensivbetten sind laut dem Stellvertretenden Leiter Übertragbare Krankheiten im BAG belegt, davon 22 Prozent von Covid-Patienten. Auch die Zahl der Spitaleintritte nehme ab.

Klare Ansagen und Perspektiven für die Bevölkerung seien aktuell nicht möglich. Die Lage müsse zuerst klarer werden, derzeit gebe es noch zu viele Unsicherheiten, sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim BAG.

Impfkadenz steigt weiter

Bis und mit Sonntag sind in der Schweiz innert Wochenfrist 127'533 Impfdosen gegen Covid-19 verabreicht worden. Pro Tag wurden damit durchschnittlich 18'219 Impfungen durchgeführt. Im Vergleich zur Woche davor stieg die Impfkadenz um 29 Prozent. Insgesamt wurden bis Sonntag 541'231 Impfungen durchgeführt.

«Die Impfungen schreiten in allen Kantonen gut voran. 6.3 Impfdosen wurden pro 100 Einwohner bereits verimpft. Wir liegen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern über dem Durchschnitt, aber hinter Grossbritannien und Dänemark», so Masserey.

«In letzter Zeit wurde uns etwas weniger Impfstoff geliefert als erwartet. Die Anzahl Impfdosen wird in nächster Zeit jedoch zunehmen und die monatlichen Impfdosen werden immer mehr», sagte Virginie Masserey.

Die britische Variante ist schon fast tägliche Normalität – leider.
Autor: Linda Nartey Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte

«Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende April alle verletzlichen Personen zumindest mit einer ersten Dosis geimpft haben. Ab Mai wollen wir dann auch damit beginnen, alle anderen Menschen, die dies möchten, zu impfen.»

Ressourcen-aufwändige Ausbruchsbekämpfung

Die Kantonsärztinnen und Kantonsärzte kämpfen gemäss der Vizepräsidentin der Vereinigung jeden Tag an «grossen und kleine Ausbruchsfronten». Wegen der Mutationen würden die Infektionsketten «mehr und mehr unklar.»

«Die britische Variante ist schon fast tägliche Normalität – leider», so Linda Nartey. Es gebe zudem immer noch täglich Ansteckungen mit den ursprünglichen Viren.

Mathys: Mutationen nicht tödlicher

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Die ansteckenderen Coronavirus-Mutationen unterscheiden sich im Krankheitsbild und der Tödlichkeit nicht wesentlich von der von Beginn an aufgetretenen Variante, so die Einschätzung von Patrick Mathys.

Allerdings wiege die grössere Ansteckungskraft der Mutationen aus Grossbritannien, Südafrika und Brasilien schwerer bei der Beurteilung der Gesundheitssituation und der sich daraus ergebenden Schutzmassnahmen, sagte Mathys. Sie bringe die grössere Gefahr.

Das sorge für viel Arbeit, die koordinierte Ausbruchsbekämpfung bleibe sehr Ressourcen-aufwändig, weil die betroffenen Personen «intensiv» über den möglichen Ansteckungsort und mögliche Kontakte befragt würden. Die Betroffenen könnten aber kaum mehr Hinweise geben.

Lockerungen oder nicht?

Am Morgen hatte der Schweizerische Gewerbeverband SGV die sofortige Lockerung des Coronavirus-bedingten Shutdowns mit der Zulassung von Terrassen- und Outdoorbetrieben in der Gastronomie sowie von Outdoorverkauf im Detailhandel gefordert.

Wie steht das BAG zu der Öffnungsdiskussion? «Wir haben verschiedene Überlegungen und Varianten angebracht. Der Entscheid liegt jedoch beim Bundesrat. Er wird die Entscheidung morgen fällen», weicht Patrick Mathys aus.

Auf erneutes Nachhaken eines Journalisten sagt Mathys Folgendes: «Die Situation ist immer noch äusserst fragil. Die Virusvarianten werden immer dominanter. Die Frage wird sein, ob mit den geltenden Massnahmen das jetzige Niveau von Neuinfektionen gehalten werden kann. Wenn das der Fall ist, sind Lockerungen möglich. Ansonsten setzen wir uns weiteren Risiken eines Anstiegs der Fallzahlen aus.»

SRF 1, 14:00 Uhr, 16.2.2021 ; 

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