Seit Wochen laufen Schulen wegen dem Teststress und vielen Ausfällen landauf landab am Limit. Dementsprechend gross ist die Erleichterung, dass der Bundesrat die Kontaktquarantäne aufgehoben hat. «Gesunde Lehrpersonen sind so nicht mehr zu Hause eingesperrt, sondern können Präsenzunterricht leisten. Das ist für uns sehr wertvoll», sagt Stefan Wittwer von Bildung Bern, dem Berufsverband der Lehrpersonen.
Zudem fällt in den Berner Schulen die Maskenpflicht für die erste bis zur vierten Klasse am 14. Februar weg, die für viele Diskussionen sorgte. Damit nicht genug: Um die Schulen weiter zu entlasten, haben die Behörden das aufwendige Ausbruchstesten – das Testen bei Corona-Fällen in Klassen – per sofort gekippt.
«Es ist eine gute Botschaft für das ganze Schulsystem, dass wir nicht mehr alle zwei Tage Tests organisieren müssen. Und die Verantwortung von den Schulen zurück zu den Eltern geht», so Wittwer weiter.
Eltern müssen Kinder selbst testen lassen
Das Ausbruchstesten fällt nicht ersatzlos weg: Um für die Covidtests der Berner Bevölkerung genug Kapazität zu haben, gehen am Montag die ersten von insgesamt rund 25 neuen Testorten in Betrieb. Dort kann sich die Bevölkerung testen lassen – gedacht sind diese Testorte auch für Schulkinder.
Das sei für die Bildungsstätten eine grosse Entlastung, sagt Katrin Messerli, Co-Präsidentin des Verbands der Schulleiterinnen und Schulleiter des Kantons Bern. Denn die Schulen hätten das Ausbruchstesten meist von A bis Z selbst organisiert. «Wir hoffen jetzt, dass die Eltern die neuen Testmöglichkeiten wirklich nutzen», so Messerli.
Ob sie dies tun werden, ist jedoch offen. Man sei angesichts der grossen regionalen Unterschiede bei der Impfrate «nicht blauäugig», sagt Wittwer dazu. Nicht alle Eltern, deren Kinder einen guten Grund zum Testen hätten, würden dies auch tun.
Wir hoffen, dass die Eltern die neuen Testmöglichkeiten wirklich nutzen.
Das Problem: Wer sich testen lassen soll, wird vom Kanton Bern schwammig definiert. Klar ist, dass sich Kinder mit Symptomen weiterhin testen lassen sollen. Zudem sollen aber auch jene Schülerinnen und Schüler getestet werden, «die eine Ansteckung vermuten», schreibt der Kanton Bern. Was genau heisst das?
Dabei seien vor allem die engen Kontakte gemeint, präzisiert Gundekar Giebel, Sprecher der bernischen Gesundheitsdirektion. Man setze auf die Eigenverantwortung der Eltern, denn Testen würde nichts mehr bringen: «Wir kommen immer zu spät, weil sich das Virus in einer solchen Geschwindigkeit verbreitet. Es ist überall.»
Keine Ausbruchstests also, keine Quarantänepflicht und keine Masken mehr in er ersten bis zur vierten Klasse: Herrschen in den Schulen also bald normale Zustände? Wittwer bleibt vorsichtig: «Man kann jetzt nicht den Schalter einfach auf Normalität umstellen». Ansteckungen werde es weiterhin geben – so auch Ausfälle von Lehrpersonen und es sei derzeit weiterhin fast unmöglich, Stellvertretungen zu finden.
Mit dem Entscheid, an den Schulen zu lockern, ist Bern nicht alleine. Vor allem die Westschweizer Kantone haben die Maskenpflicht in den unteren Stufen bereits abgeschafft. Auch Luzern und Schwyz schaffen die Pflicht ab, im Schulzimmer einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.