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Corona-Massnahmen Der Bundesrat will sich alle Optionen offenhalten

«Wir können auch nicht mehr», sagt Alain Berset und schaut zu Guy Parmelin. «Deshalb wollen wir einen Schritt Richtung Öffnung tun.» Der Bundesrat verkündet heute der coronamüden Bevölkerung ein Lockerungs-Zückerchen. Ein Grillfest mit bis zu fünfzehn Freunden (empfohlen mit Abstand), shoppen im Kleiderladen (mit reduzierter Kundenzahl), Fussballtrainings (für unter 20-Jährige) – alles ab dem ersten März wieder möglich.

Parlament könnte weiter öffnen

Indem er weitere Öffnungen für den 22. März in Aussicht stellt – etwa für Restaurants, Fitnesscenter oder die Aufhebung der Homeoffice-Pflicht – hält sich der Bundesrat auch das Parlament vom Leibe. Dieses tagt nämlich ab nächstem Montag für drei Wochen in Bern und könnte mit Änderungen am Covid-Gesetz selber Öffnungen aufs Ende der Session in Kraft setzen. Weitergehende Lockerungs-Vorschläge, etwa vonseiten der SVP, dürften es nun aber schwer haben, eine Mehrheit zu finden.

Die Kurve sinkt nicht mehr

Vorerst dürfen wir unter der Maske etwas aufatmen. Allerdings könnten diese Lockerungen auch schon die letzten gewesen sein – für eine ganze Weile. Denn seit ein paar Tagen ist die Kurve der Ansteckungen nicht mehr steil fallend – die Ansteckungs-Zahlen stagnieren. In vielen Kantonen steigen sie im Vergleich zur Vorwoche schon wieder deutlich. Die Berechnungen der Wissenschaft, dass die Kurve ab Februar wieder anziehen könnte, scheinen derzeit erschreckend punktgenau einzutreffen. Dies wegen der neusten Corona-Virusvarianten, die jetzt schon 60 Prozent aller Ansteckungen in der Schweiz ausmachen.

Der Bundesrat hält sich deshalb mit der heutigen Ankündigung alle Optionen offen. Sollte die Kurve wieder hochgehen, schliesst er erneute Verschärfungen nicht aus. Vor allem müssten dann wohl Wirte, Kulturschaffende und Veranstalter weitere Öffnungsschritte für längere Zeit abschreiben.

Die Bevölkerung ist Corona überdrüssig

Die jetzt angekündigten Öffnungen sind ein Risiko – betont Alain Berset. Nicht nur, weil sie dem Virus in die Hand spielen könnten. Sondern auch für den Bundesrat: Angesichts der steigenden Corona-Müdigkeit dürfte es schwierig werden, die heute verkündeten Lockerungen wieder rückgängig zu machen. Es droht Unmut in der Bevölkerung oder schlichtweg, dass die Corona-Regeln nicht mehr ernst genommen und grosszügig missachtet werden.

Bleibt zu hoffen, dass die Kurve wieder sinkt. Und wir uns bald für eine sehr lange Zeit nicht mehr mit Lockerungen und Schliessungen beschäftigen müssen.

André Ruch

Bundeshaus-Redaktor, SRF

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Reporter André Ruch arbeitet seit 2008 für verschiedene SRF-Sendungen. Etwa als Redaktor und Produzent bei der Gesundheitssendung «Puls», als Reporter bei «10vor10» und seit 2018 als Bundeshaus-Redaktor in Bern.

Tagesschau, 24.02.2021, 19:30 Uhr

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