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Corona-Medienkonferenz Experten des Bundes geben grünes Licht für Quarantäne-Verkürzung

Die Ausbreitung von Omikron, Änderung der Quarantäneregeln und die Situation in den Spitälern: Die wichtigsten Erkenntnisse der BAG-Medienkonferenz in der Übersicht.

Quarantäneregeln: Es sei problematisch, dass viele Leute momentan nicht zur Arbeit gehen könnten – sei es, weil sie in Isolation oder Quarantäne seien. Das sagt Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Man habe deshalb eine Vernehmlassung durchgeführt, um die Länge der Quarantäne zu verkürzen – auf fünf Tage. Die Verordnung sei noch nicht angepasst worden. Der Bundesrat werde diese aber bald vornehmen.

Die Quarantäne sei bei einer hohen Inzidenz oder Ansteckungsrate von Corona-Fällen nicht wirkungsvoll und eine Verkürzung aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll. Auch eine Isolation könne verkürzt werden, wie Tanja Stadler, Präsidentin der National COVID-19 Science Task Force, sagt. Menschen mit hoher Viruszirkulation seien schon nach wenigen Tagen nicht mehr sehr ansteckend. Die Omikron-Variante des Coronavirus sorge für schnellere und weniger schwere Verläufe als die Delta-Variante.

Masserey weist darauf hin, dass die Massnahmen – Maske, Hygieneregeln, Kontaktbeschränkungen – eingehalten werden müssten: «Wir müssen uns so verhalten, wie wenn wir uns angesteckt hätten.»

Omikron: Bei den Neuansteckungen mit der Omikron-Variante dürfte es nach Einschätzung des BAG eine hohe Dunkelziffer geben. Auf eine erhebliche Zahl unentdeckter Fälle weise unter anderem die hohe Positivitätsrate bei den Tests hin, so Masserey. Zudem gerate das Test- und Laborsystem an seine Grenzen und es sei mit asymptomatischen Fällen zu rechnen.

Tanja Stadler erwartet, dass die Zahl der Infektionen ansteigen wird, bis zwischen ein Drittel und die Hälfte der Schweizer Bevölkerung infiziert seien. Der Schutz der kürzlich geimpften Personen werde gut gegen die Omikron-Variante nützen. Stadler weist darauf hin, dass der Höhepunkt der Fallzahlen in ungefähr ein bis drei Wochen erreicht sein könnte – also bis Ende Januar.

Die Corona-Pandemie könnte im Sommer vorüber sein und das Leben einigermassen normal. Zu dieser Einschätzung kommt Task-Force-Chefin Tanja Stadler. Bis dann könnten nämlich genügend Menschen immun sein, weil schon einmal angesteckt oder geimpft.

Situation in den Spitälern: Nach der Omikron-Welle werden circa 15 bis 35 Prozent nicht gegen das Coronavirus geschützt sein. Deshalb weist Stadler auf die Bedeutung der Impfung hin. In den nächsten Tagen rechnet das BAG mit einem Anstieg der Hospitalisationen. Rund eine Person von 10'000 infizierten Menschen lande auf der Intensivstation, führt Stadler aus. Die Taskforce rechnet mit mehreren tausend Spitaleinweisungen und 80 bis 300 zusätzlichen IPS-Patienten pro Woche. Bleibe man in rund zwei Wochen im unteren Bereich der Schätzung, sei die Situation handhabbar, so Stadler. Die Spitäler bewältigten eine Belastung in dieser Grössenordnung schon jetzt. Komme man an die obere Schranke, müsse man handeln. Die Bündner Kantonsärztin Marina Jamnicki betonte, durch die Verschiebung von Wahleingriffen könnten Spitäler rasch Kapazitäten frei machen.

Die Inzidenz in der Schweiz sei sehr hoch, nur Grossbritannien und wenige andere Länder hätten noch höhere, sagt Virginie Masserey. Was die Zahl der Spitaleinweisungen betreffe, so könne man trotz sinkender Zahlen nicht sagen, wie es weitergehen könnte. Eingewiesen würden vor allem Ungeimpfte. Trotz sinkender Zahlen seien die Intensivstationen weiterhin stark ausgelastet.

Tagesschau, 11.1.2022, 12:45 Uhr ; 

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