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Corona-Medikament Paxlovid Corona-Pille wird als möglicher «Game Changer» bewertet

Zwei Studien aus Grossbritannien deuten darauf hin, dass Krankheitsverläufe mit Omikron 66 Prozent weniger schwerwiegend sind als bei Delta. Und gleichzeitig kündigt Pfizer eine vielversprechende Corona-Pille an. Die neueste Entwicklung werde trotz einiger offener Fragen als sehr positiv bewertet, sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg.

Christian von Burg

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Der 1972 geborene Journalist arbeitet seit 2017 für die SRF-Wissenschaftsredaktion. Vorher war er Inlandredaktor bei Radio SRF und bei der Zeitung «Der Bund».

SRF News: Wie gesichert sind die Erkenntnisse aus Grossbritannien bisher?

Christian von Burg: Es sind noch frühe Daten, aber sie gehen alle in die gleiche Richtung und sie sind wirklich gut. Wer mit der Omikron-Variante infiziert ist, muss nur noch etwa halb so oft ins Spital im Vergleich zur Delta-Variante. Es gibt allerdings drei Haken: Da Omikron viel ansteckender als Delta ist, können sich sehr schnell sehr viele Menschen anstecken, was zu einer deutlichen Überlastung der Spitäler führte könnte. Grossbritannien ist zugleich nur bedingt mit der Schweiz vergleichbar, denn dort sind deutlich mehr Menschen geimpft oder genesen. Schliesslich weiss man noch nichts über den Verlauf bei jenen, die an Omikron trotzdem schwer erkranken. Es bleiben also noch Fragen offen.

Nun hat die die US-Arzneimittelbehörde eine Notfallzulassung für die Corona-Tablette von Pfizer ausgesprochen. Sind die grossen Hoffnungen in «Paxlovid» berechtigt?

Ja. Die Studienresultate sehen sehr gut aus. Infektiologe Manuel Battegay vom Universitätsspital Basel sieht in «Paxlovid» einen «weiteren Lichtblick» und spricht von einem «möglichen Game Changer». Die Wirksamkeit liege mit ungefähr 88 Prozent weit über allem Bisherigen, also auch über den monoklonalen Antikörpern. Das heisst also, dass die Zahl der Leute, die ins Spital müssen, um 88 Prozent gesenkt werden kann. Es muss sich jetzt allerdings erst zeigen, ob sich die Studienresultate in der breiten Anwendung so bewahrheiten.  

Wirkt «Paxlovid» auch gegen die Omikron-Variante?

Das ist eine berechtigte Frage. Denn verschiedene andere Medikamente wirken gegen Omikron nicht mehr, etwa der monoklonale Antikörper Regeneron. Manuel Battegay betonte dazu, dass es aber einen weiteren monoklonalen Antikörper gibt, der im Tessin entwickelt wurde. Sotrovimab heisst der Wirkstoff und der wirkt gegen Omikron. Auch das neue Medikament «Paxlovid», das als Pille eingenommen werden kann, wirke gegen die Omikron-Variante.

Wie soll «Paxlovid» eingesetzt werden und welchen Patientinnen und Patienten hilft es am meisten?

Eingesetzt wird dieses teure Medikament bei Risikopatienten, bei denen sich abzeichnet, dass es zu einem schweren Verlauf kommen könnte. «Paxlovid» muss sehr früh eingesetzt werden, spätestens fünf Tage nach den ersten Symptomen. Das kann ein leichtes Kratzen im Hals sein. Wenn man also spürt, dass man schwer krank wird, sollte man sich schnell in ärztliche Pflege begeben.

Wann kann die Schweiz mit «Paxlovid» rechnen?

Das ist noch offen. Das Medikament muss in der Schweiz erst noch zugelassen werden. Zudem ist die Nachfrage nach «Paxlovid» jetzt weltweit sehr gross. Es wird sicher zu einem Engpass kommen.

Wie gut steht die Welt mittlerweile mit Medikamenten im Kampf gegen Corona da?

Viel besser, als das viele Experten erwartet haben. Es ging auch bei den Medikamenten schneller als erwartet. Und trotzdem ist noch immer wichtig zu sagen: Die Medikamente werden zwar besser, aber noch immer x-fach wichtiger ist die Impfung.

Das Gespräch führte Mario Sturni.

Rendez-vous, 23.12.2021, 12:30 Uhr ; 

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