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Medikament gegen Corona Basler Forscher machen auch bei Omikron Hoffnung

Vier Schweizer Firmen erhalten vom Bund Geld für die Entwicklung eines Medikaments gegen Covid, darunter auch Kinarus.

KIN001 – so heisst der Hoffnungsträger aus Basel. Das Medikament könnte breit gegen eine Erkrankung mit Covid wirken, hoffen die Forscherinnen und Forscher. Allerdings ist bereits der technische Name ein Hinweis dafür, dass das Medikament bis zu einer möglichen Zulassung noch etliche Hürden nehmen muss. Trotzdem ist Alexander Bausch, Chef der Firma Kinarus, optimistisch gestimmt – vor allem, was die mögliche Wirksamkeit des Arzneimittels betrifft. «Unser Medikament hat das Potenzial eines Schweizer Sackmessers unter den Arzneimitteln. Es ist sehr vielseitig einsetzbar.»

Bund zahlt insgesamt 27 Millionen Franken

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Die Basler Firma Kinarus erhält vom Bund rund sieben Millionen Franken, um die Entwicklung des Covid-Medikaments voranzutreiben.

Im Rahmen dieses Förderprogramms unterstützt der Bund vier Unternehmen. Der Gesamtbetrag beträgt rund 27 Millionen Franken.

Als Gegenleistung erhält der Bund verschiedene Privilegien, wie zum Beispiel ein Vorkaufsrecht.

Forscher Alexander Bausch ist überzeugt, dass KIN001 das Potenzial für ein wichtiges Corona-Medikament hat. Das Mittel könnte gleich gegen drei Symptome einer Covid-Infektion wirken. «Es hemmt die Vermehrung des Virus und es wirkt weiter entzündungshemmend. Ausserdem wirkt es präventiv gegen Long Covid», so Bausch. Ein weiterer Vorteil könnte in der einfachen Handhabung des Medikaments liegen: Ziel sei es, den Wirkstoff per Tablette verabreichen zu können.

Fast zu gut, um wahr zu sein? Klinische Studien stehen noch aus

Auch wenn das Medikament auf dem Papier vielversprechend ist, muss KIN001 noch einige Hürden nehmen. Bausch gibt denn auch offen zu: «Wir wissen nicht, ob sich die Wirksamkeit in breiten klinischen Studien tatsächlich bestätigt. Da gibt es noch eine grosse Unsicherheit». Erschwerend kommt im Fall von KIN001 hinzu, dass Kinarus hier eigentlich bloss «Wirkstoff-Recycling» betreibt.

Portrait von Alexander Bausch.
Legende: Alexander Bausch sieht vor allem in der vielfältigen Wirkung das grosse Potenzial seines Wirkstoffs. zVg

Der Wirkstoff von KIN001 ist ursprünglich vom Basler Pharma-Multi Roche entwickelt worden – als Mittel gegen Rheuma. Bei Roche habe sich der Wirkstoff aber nie durchsetzen können, weil das Medikament nur kurz gewirkt hatte. Alexander Bausch, der selbst 20 Jahre bei Roche in der Forschung gearbeitet hat, glaubte aber an das Potenzial und kaufte seinem ehemaligen Arbeitgeber das Pharmazeutikum ab. In der Folge kombinierte Bausch den Wirkstoff mit einem anderen Präparat – und habe dadurch die Dauer der Wirkung deutlich verlängern können.

Kaum Freiwillige für klinische Studie

Momentan führt Kinarus erste Studien mit Covid-Patienten in Deutschland durch. Allerdings würden erst 16 Patientinnen und Patienten teilnehmen – natürlich noch viel zu wenig. Es sei äusserst schwierig, Freiwillige für die Studie zu finden. Alexander Bausch glaubt, das hänge damit zusammen, dass Menschen, die wegen Covid-19 im Spital liegen, oft ungeimpft und gegenüber der Pharmaindustrie kritisch eingestellt sind. «Bei der Rekrutierung für die Studie sind wir am Kämpfen. In diesem Ausmass habe ich das noch nie erlebt», sagt Bausch.

Omikron sei für KIN001 keine schlechte Nachricht

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Während die neue Corona-Variante ein grosses Fragezeichen hinter die Wirksamkeit der Impfung setzt, sollte Omikron die potenzielle Wirksamkeit von KIN001 nicht schwächen, heisst es von Kinarus.

Denn KIN001 funktioniert anders als andere Medikamente oder auch Impfstoffe. Diese greifen die Oberfläche des Virus an – und gerade da ist bei Omikron eine Mutation passiert. KIN001 dagegen soll innerhalb der Zellen wirken.

Auch mit der finanziellen Unterstützung durch den Bund rekrutiert Kinarus jetzt Patientinnen und Patienten aus dem Osten, namentlich aus Russland, Polen, Bulgarien und Ungarn. Damit würde es auch mit den klinischen Studien vorwärtsgehen, sagt Bausch und verweist darauf, dass KIN001 jetzt an knapp 300 Patientinnen und Patienten getestet werde.

Bis zu einer möglichen Zulassung muss der Wirkstoff noch einige Hindernisse überwinden, was bei der Entwicklung von Medikamenten viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Wobei: In der Pandemie ist Zeit relativ. Die Erfahrung zeigt, dass es mit beschleunigten Studienverfahren oder Notfallzulassungen plötzlich doch schnell gehen kann.

Regionaljournal Basel, 21.12.2021, 17:30 Uhr ; 

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