Zum Inhalt springen

Corona-Test für zu Hause Wie schnell kommen die Schnelltests wirklich?

Trotz bundesrätlicher Ausnahmebewilligungen bei der Zulassung von Selbsttests, ist der Zeitplan sehr sportlich.

Die neue Teststrategie des Bundes setzt neben dem Testen von Menschen mit Corona-Symptomen auch auf das breite Testen des mobilen Teils der Bevölkerung: Pendler, Schülerinnen oder Angestellte in Institutionen oder Firmen. Zusätzlich soll es auch bald Selbsttests für zu Hause geben.

BAG spricht von Anfang April

Die Krankenkassenkarte vorweisen und fünf Test-Kits abholen – vom Bund bezahlt. «Wir rechnen damit, dass die Selbsttests Anfang April in den Apotheken verfügbar sein werden», sagt Fosca Cattoni vom BAG.

Das wäre in zwei bis drei Wochen. Damit das klappt, hat der Bundesrat letzten Freitag beschlossen, dass für Schnelltests Ausnahmebewilligungen möglich sind. So verzichtet der Bund vorerst auf das Vorweisen einer Konformitätsbestätigung. So kann die Herstellerfirma die Bestätigung später nachreichen, dass der Test das Versprochene auch einhält.

Zweite Kontrollstufe braucht Zeit

Normalerweise wäre das die erste Kontrollhürde für den Test. So kann Zeit gewonnen werden. Aber: die zweite Kontrollstufe ist die Validierung. Und die bleibt zwingend und zeitlich herausfordernd.

«Das BAG gibt vor, dass man mindestens 100 positive Personen testen muss in diesem klinischen Setting», erklärt Wolfgang Korte, Chefarzt am Zentrum für Labormedizin St. Gallen und Präsident der Union für Labormedizin. Das bedeutet zum Beispiel, dass man bei einer Positivitätsrate von zehn Prozent zehnmal so viele Personen für die Validierung brauchen würde.

Das wären im Rechenbeispiel 1000 Testpersonen. Bei den aktuell tiefen Positivitätsraten von gut fünf Prozent wären es noch mehr. Möglich ist, dass die Firmen schon vor ein paar Wochen die Validierung in Auftrag gegeben haben, noch bevor der Bundesrat auf die neue Teststrategie setzte. Dann könnten die Tests laut Korte Anfang April vorhanden sein.

Testqualität als Stolperstein?

Dann gibt es aber auch Mindestanforderungen an die Testqualität. Ein Selbsttest muss eine Sensitivität von mindestens 80 Prozent aufweisen. Von 100 erkrankten Personen muss der Test 80 oder mehr erkennen. Ein tiefer Wert. «Das ist der Wert, den die WHO für Antigen-Schnelltests empfiehlt», betont Cattoni.

Labormediziner Korte ist skeptisch, ob auf dem Markt bereits ein Spuck-Selbsttest nach den BAG-Vorgaben vorhanden ist. «Die Testverfahren, die wir bis jetzt untersucht haben und die sich mit einem Antigen-Schnelltest auf eine Speichelprobe bezogen haben, hatten in unserer Erfahrung nicht die Sensitivität von 80 Prozent», hält er fest.

Krankenkassenkarte vorweisen und dann zum schnellen Spucktest greifen – vielleicht ist das doch nicht ganz so schnell möglich, wie politisch erwünscht.

SRF 4 News, Heute Morgen, 17.03.2021, 06:00 Uhr

Meistgelesene Artikel